Vollmachten unbegrenzt
wollten?“
Hannibal runzelte die Stirn, und ich trat wortlos durch die Tür, die von einem Soldaten aufgerissen wurde.
Es war ein kahler Wachraum. Im Hintergrund eine Barriere mit vielzähligen Fern- und Bildsprechgeräten. Uniformierte bemühten sich, nach einem Gruß nicht mehr auf uns zu achten. Fernschreiber rasselten.
Es gab einige Wandbänke mit Plastikbezug. Sogar einen langen Tisch. Der Kleine bekam plötzlich stiere Augen, und dann grinste er, daß man bald sein natürliches Gesicht unter der Biomaske erkannte. Ich folgte der Blickrichtung, und da gewahrte ich einen riesenhaften Spucknapf. Er stand auf dem bewußten Tisch, und darüber hing ein unübersehbares Schild:
„Im Falle eines Atomangriffes empfehlen wir den verehrten Besuchern, sich in der Nähe des Spucknapfes aufzuhalten. Bisher hat ihn noch niemand getroffen.“
Etwas würgte in meiner Kehle, was ich nur durch einen üblen Hustenreiz beseitigen konnte. Drüben begannen einige Männer verhalten zu feixen. Ich hustete immer noch. Hannibal sagte keinen Ton, nur seine Augen lachten. Himmel, das waren vielleicht Brüder! Ich bemühte mich um Haltung. Ein Mann mit meiner psychologischen Charakterisierung konnte nicht so einfach einer spontanen Heiterkeit nachgehen.
Ich war froh, daß gleich darauf der Wachoffizier auftauchte. Ich schielte nochmals auf den Napf, sah ihn blinzelnd an, und da wurde sein dienstlich ernstes Gesicht noch starrer.
„Der Colonel läßt bitten, Sir!“ piepste er in verdächtig hoher Tonlage.
Ich machte auf dem Absatz kehrt und stampfte hinaus. Eines stand fest: dieser Wachoffizier war bestimmt kein nachgeahmter Mensch. Einem denebischen Gehirn traute ich solche übermütige Streiche einfach nicht zu. Vielleicht war der Napf glänzend dafür geeignet, gewisse Psychotests anzustellen. Ein normaler Mensch mußte da einfach lachen, wenigstens aber still schmunzeln. Ob das ein total Fremder auch fertigbrachte? Die Sache erschien mir interessant!
Der Wachoffizier brachte uns in die Tiefen des Bunkers. Von dort aus ging es wenigstens zehn Geschosse nach unten. Die Kommandozentrale mit den wichtigsten Geräten befand sich auf der untersten Sohle des Atombunkers.
Wachen salutierten. Niemand verlangte einen Ausweis. Auch unsere Dienstwaffen brauchten wir nicht abzugeben, wonach es feststand, daß der Alte sehr gute Bilder von uns durchgegeben hatte. Sonst wären wir trotz der Uniformen nicht so einfach in das Abwehrherz von Sweet-Water hineingekommen.
Im Vorraum wartete ein junger Sergeant mit gepflegten Manieren. Er meldete uns über Bildsprech nochmals an, und gleich darauf glitt eine feste Metalltür auf.
Ich tippte kurz nickend an die Mütze und trat ein. Hinter mir trippelte Hannibal.
Ein mächtiger Raum, keine Fenster, dafür zahlreiche Bildflächen, Schaltgeräte und einige kleine Elektronenrechner. Der Schreibtisch aus Metall, dicht daneben eine einigermaßen gemütliche Couchecke mit Getränkerobot. Das sollte also mein zukünftiges Arbeitszimmer sein. Hmm –!
Hinter dem Arbeitstisch wuchtete ein schwerer, breitgebauter Mann hoch. Kurze Haarbürste, kantiges Gesicht mit hellgrauen Augen. Tiefe Falten zwischen Nase und Mundpartie. Das war Oberst Gurding. Er glich sehr stark unserem Chef, der den Colonel selbst als alten Haudegen bezeichnet hatte. Genauso sah der Mann auch aus.
„Willkommen, Faetcher“, stieß er mit knarrender Stimme hervor. Eine harte Pranke glitt um die Tischecke herum, und ich ergriff sie.
„Gurding ist mein Name. Sie sind vom Space-Department und der Armee angemeldet worden. Well, setzen Sie sich. Sie auch, Captain. Was kann ich für Sie tun? Irgendeine Schweinerei passiert, die mit Sweet-Water zusammenhängt?“
Ich ließ mich in einen Schaumplastiksessel gleiten, und Hannibal hieb seinen Körper auf die Couch. Gurding griff nach Pfeife und Tabaksbeutel. Er war ein ausgesprochen starker Raucher mit der Angewohnheit, den massiven Teerqualm in die Lungen zu quetschen.
„Wir wollen es kurz machen, Gurding“, sagte ich etwas steif. „Sie sind wahrscheinlich über mein Pech auf der Titan informiert. Die Sweet-Water-Werke waren ja maßgeblich am Bau des Fernraumers beteiligt.“
„Natürlich“, brummte er wachsam. Er schien alles für möglich zu halten, nur nicht den Ablösungsbefehl.
„Machen Sie sich nichts daraus, Faetcher. Das kann jedem passieren. Deshalb wird Sie niemand als einen schlechten Mann ansehen. Meine Meinung.“
„Danke“, lächelte ich schwach. „Ich bin
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