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Vollmachten unbegrenzt

Vollmachten unbegrenzt

Titel: Vollmachten unbegrenzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.H. Scheer
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sofort. Die Rohrbahn benutzen. Ende.“
    Sein Fernbild verblaßte, und der Lautsprecher gab ein häßliches Knacken von sich.
    Hannibal sah mich an.
    „Eh, wie war das? Wir sollen Schießübungen machen, wo die Hauptstädte der Welt in höchster Alarmbereitschaft stehen? Wird der Alte wirklich alt?“
    Ich lachte gereizt, und ich tat es auch noch, als der Captain, der uns hergebracht hatte, wieder eintrat. Er grinste verhalten, als ich ihn anfauchte:
    „Sie sind wohl zu unserem Kindermädchen befördert worden, wie? Sagen Sie nur nicht, Sie sollen uns zum neuen Schießstand bringen!“
    „Doch, Sir, tut mir leid.“
    „Interessant! Und was ist das, dieser sagenhafte Stand? Was hat der Chef da von einer Rohrbahn gemurmelt? Kenne ich nicht.“
    „Glaube ich Ihnen, Sir. Sie ist erst vor einigen Wochen eingeweiht worden. Führt zum unterirdischen Zentrum. Ebenfalls neu. Etwa dreitausend Meter unter dem Fels der Berge.“
    In mir erwachte eine brennende Neugierde. Bisher hatten die unterirdischen Anlagen der GWA-Labors und Spezialwerkstätten alle direkt unterhalb der Turmbauten des HQ gelegen.
    Der Kollege gab mir einen kleinen, grünlich leuchtenden Spezialausweis. Auf der Folie waren lediglich hauchdünne Drähtchen zu sehen, die man offensichtlich in der Form eines sinnverwirrenden Musters eingegossen hatte. Ich war davon überzeugt, daß in diesen Linien meine gesamte, rein individuelle Persönlichkeit bis zur letzten Dezimalstelle festgehalten war.
    Da sagte der Captain auch schon:
    „Persönlichkeits-Identifikation, Sir. Ein positronisches Automatgehirn ist dazu erforderlich. Das Gerät ist schwer bewaffnet. Wenn der falsche Mann einen solchen Ausweis in den Schlitz schiebt und seine Rindenschwingungen stimmen nicht genauestens mit den Angaben auf den Drähten überein, dann stirbt er in der Halterung.“
    „Gut ausgedacht“, lachte der Kleine schwankend. „Es dürfte einem Fremden verzweifelt wenig nützen, einen solchen Spezialausweis zu ergattern, wie?“
    „Das ist der Zweck der Übung, Leutnant. Lichtbilder und Fingerabdrücke können gefälscht werden. Die vielfältigen Schwingungen und Eigenfrequenzen eines menschlichen Großhirns niemals. Gehen wir?“
    Er ließ uns den Vortritt, und ich war plötzlich davon überzeugt, daß uns der Chef nicht nur wegen relativ harmloser Schießübungen in dieses neue und rätselhafte Zentrum gerufen hatte.
    Ein Lift brachte uns nach unten. Trotz seiner beachtlichen Geschwindigkeit dauerte es lange, bis wir den harten Ruck des Bremsstoßes empfanden. Es erfolgte eine normale Kennmarken kontrolle, dann hatten wir in einen anderen Lift umzusteigen.
    Als wir diesmal ausstiegen, hörten wir das leise Arbeitsgeräusch der Klimaanlage. Wir mußten schon sehr tief unter dem Boden sein, doch ich bemerkte nichts von einer unangenehmen Wärme. Sie wurde anscheinend durch ein großzügiges Klimasystem absorbiert.
    Der Lift verriegelte sich automatisch, und ich sah gebannt auf ein drohend wirkendes Gebilde aus Stahl und Kunststoffen.
    „Der Kontrollrobot“, erklärte der Captain.
    Ich schritt zögernd auf das Monstrum zu. Lampen leuchteten auf, und ein leiser Summton erfüllte die kühle Luft. Dann kam die mechanische Stimme aus dem Lautsprecher:
    „Treten Sie durch das Gitter der Plattform, und überreichen Sie mir Ihre Identifikationskarte.“
    Lautlos schob sich an dem runden, etwa zwei Meter hohen Korb eine Hälfte zur Seite, und ich trat ein. Hell klickend fiel das Gitter zu, und ich sah mich unentrinnbar hinter den Stäben gefangen.
    Ich stierte schwitzend auf den schmalen Schlitz, über dem in hellroter Schrift die Bezeichnung „Einwurf“ stand. Mein neuartiger Ausweis rutschte hinein. Es klickte und summte, als das kleine P-Gehirn die einzelnen Symbole innerhalb der magnetisierten Drähte zu verarbeiten begann. Es dauerte nur wenige Augenblicke, und meine ID-Karte erschien wieder.
    „Kontrolle einwandfrei, Sir“, quäkte der Kasten. „Verlassen Sie den Korb nach der anderen Richtung, und warten Sie, bis die Schleuse geöffnet wird.“
    Ich taumelte hinaus.
    Hannibal trat an meine Seite. Er fluchte sehr leise, dafür aber wirkungsvoll.
    Der Captain war weniger beeindruckt. Er schien bei früheren Gelegenheiten schon erfahren zu haben, daß bei der Herstellung seiner ID-Karte kein Fehler unterlaufen war. Das war immerhin ein ungemein beruhigendes Gefühl.
    Das Panzertor schwang zurück. Vor uns lag eine andere Halle mit einem Bahnsteig. An der Deckenschiene hing

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