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Vollmachten unbegrenzt

Vollmachten unbegrenzt

Titel: Vollmachten unbegrenzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.H. Scheer
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nach oben, und da wurden unterhalb der handähnlichen Greifwerkzeuge die Waffenmündungen sichtbar.
    „Teufelsding“, ächzte jemand. Es klang leise und zischend. Zugleich sah ich Hannibal nach rechts huschen.
    Langsam schritten wir durch das trostlose Reich der Technik. Außer dem leisen Summen im Lautsprecher war nichts zu hören, und das Tapsen des Roboters war auch verstummt. In der Zentrale konnten sie jetzt, nachdem der Schießstand völlig luftleer war, wohl auch nichts mehr hören.
    „Vorsicht, HC-9, Sie kommen soeben an der Waffenkuppel vorbei. Links von Ihnen, direkt in der Wand. Erkannt?“
    Ich fuhr unbewußt zusammen, als ich die Warnung bestätigte. Dicht neben mir ragte die fluoreszierende Mündung einer marsianischen Energiewaffe aus der automatischen Abschußkapsel. Sie hatten den Roboter genau in der Ziellinie, doch in dem Augenblick schritten wir ebenfalls hinein.
    „Du wirst mich notfalls laufen sehen wie einen Hasen“, knurrte Hannibal in schöner Offenheit. „Wenn etwas passiert, dann bring dich ja hinter den Strahler zurück.“
    Es war ein klarer Fall. Eher konnten sie in der Zentrale nicht schießen. Ich hörte den schweren Atem des Alten. Er schien sein Mikrophon dicht vor den Mund zu halten.
    „Noch einige Schritte näher ‘rangehen“, befahl er sachlich. „Er scheint nicht auf Sie zu reagieren.“
    Wir taten es, doch innerlich begann ich zu fluchen. Was sollten die blödsinnigen Befehle, die uns immerhin das Leben kosten konnten? Hätte es nicht genügt, an einem mechanisch toten Roboter die durchschlagende Wirkung der Raketengeschosse zu erproben? Wenn es da klappte, mußte es auch bei einem aktionsfähigen Monstrum genügen. Ob das wieder so ein kleiner, psychologischer Trick war? Daran waren wir ja sehr reich.
    „Halt“, sagte ich bebend. „Das langt jetzt. Zehn Meter und keinen Schritt weiter. Was wünschen Sie nun, Chef? Einfach schießen?“
    „Einfach schießen, sonst nichts“, bestätigte er. „Auf die Sehmechanismen halten.“
    Ich sah scharf nach vorn. Die Maschine hatte soeben den halben Kreis ihrer sinnlosen Wanderung vollendet. Wir sahen sie nun von schräg rechts vorn, und aus dieser Position heraus sollten wir feuern.
    „Fang an, Kleiner. So schießen, als müßtest du es sehr schnell und sehr genau tun.“
    Hannibals Rechte fuhr hoch. Der rotgelbe Gasstrahl des mit rasender Geschwindigkeit aus dem Führungsrohr zuckenden Rakgeschosses jagte auf den Schädel des Robots zu, und da sah ich auch schon den grellen Blitz der Detonation.
    Ich hatte das andere Auge genau in der Visierlinie, als Hannibals Geschoß an der metallischen Fassung explodierte. Es geschah nichts! Die Maschine ruckte noch nicht einmal, obwohl das Projektil eine gewaltige Aufschlagswucht entwickelte.
    Ich hörte seinen dumpfen Fluch, und da zuckte es erneut aus seiner Waffe.
    Das Rakgeschoß saß genau in dem einen Auge. Es ging mit einer grellen Stichflamme hoch, und da war es, als würde der Roboter erwachen. Das eine Bein schwebte plötzlich im Vakuum, und die mächtigen Arme hingen reglos am Körper herunter. Dann begann er ganz langsam den Kopf zu drehen – erschreckend langsam.
    In dem von der Detonation erzeugten Loch zuckten bläuliche Flämmchen. Es war ein Anblick zum sofortigen Erwecken des nackten, kompromißlosen Selbsterhaltungstriebes.
    In meinem Lautsprecher war plötzlich das wilde Gebrüll. Hannibal schrie in hellen Tönen, und der Alte ergötzte sich an lautstarken Befehlen, die von den Stimmen nebenstehender Wissenschaftler überlagert wurden.
    Da setzte der Robot das angehobene Bein nach unten. Die bisher so stumpfen Sehgeräte leuchteten hellrot auf, und die Flammen im Schußloch verstärkten sich.
    Ich schoß. Beide Raks explodierten innerhalb der angebrochenen Augenfassung, aber beide Druckwellen schienen nur nach außen zu gehen. Der Metallschädel war von hellen Blitzen umlagert, doch das schien uns alles nichts mehr zu nützen.
    Unsicher stampfte die Maschine auf uns zu. Etwas schien doch nicht mehr in Ordnung zu sein, da sie von ihren eingebauten Waffen keinen Gebrauch machte. Möglicherweise waren diese Schaltelemente schon früher beschädigt worden, wonach das automatische Gehirn den Angriff auf die einzig noch mögliche Art erwiderte.
    Hannibal schoß wie ein Irrer, und da war er nicht mehr genau. Der Alte brüllte erneut seine Rückzugsbefehle, als ich endgültig den Magazinschalter umlegte.
    Mit flammenden Gasschweifen verließen die zwei Geschosse den

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