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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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musste einfach erstmal mit Simon allein reden, bevor ich ihn der Polizei übergeben konnte. Ich nahm noch die dick eingewickelte Spieluhr aus der Tasche und versteckte sie im Vorraum in einem Futtereimer. Da Kuno in Urlaub war, würde ihn auch keiner füttern.
    Nachdem nun alles klar und vorbereitet war, ging ich beschwingt zurück in mein Häuschen und nahm erstmal eine ausgiebige Dusche, um den Schweinegeruch loszuwerden. Eigentlich wollte ich noch schnell Simon anrufen und ihn zum Hof von Bauer Erich bestellen, aber ich war zu müde. So frühes Aufstehen konnte nicht gesund sein.
    Kaum lag ich im Bett, schlief ich auch schon, und zwar bis mittags. Als mir beim Aufwachen einfiel, dass nun bald alles vorbei wäre, stand ich vergnügt auf. Zur Feier des Tages wollte ich mir Tiefkühltortellini gönnen.
    In der Küche traf ich auf Jürgen, der mit einer Autozeitschrift am Küchentisch saß. Klar, Tarnung war alles.
    Â»Moin«, begrüßte ich ihn fröhlich.
    Â»Mahlzeit«, kam es trocken zurück.
    Â»Interessierst du dich für die Innenausstattung der Autos?«, fragte ich ihn. »Ich hatte mal ein Auto, das hatte rote Sitze und rosa Teppiche im Fußraum.«
    Â»Schön für dich«, sagte er nur, »aber so eins kaufe ich mir bestimmt nicht.«
    Â»Ach, suchst du ein neues Auto? Kennst du den Mini als Cabrio? Der ist total süß.«
    Â»Ich kann Minis nicht leiden. Ich suche etwas Vernünftiges, Solides. Aber solche Tugenden sind dir sicher fremd.«
    Â»Ja, zum Glück«, erwiderte ich, »vernünftig und solide kann ich immer noch sein, wenn ich achtzig bin. Ich glaube, du hast eine schlimme Enttäuschung hinter dir, und darum bist du so verbittert, stimmt’s?«
    Â»Ich bin überhaupt nicht verbittert«, sagte er erbost. »Ich bin einfach nur ein Mensch, der die Dinge durchdenkt und sich nicht unüberlegt in wilde Abenteuer stürzt.«
    Â»Also suchst du eine feste Beziehung und nichts für eine Nacht?«
    Er schaute mich fassungslos an. »Davon habe ich doch überhaupt nicht gesprochen, außerdem habe ich dir schon mal gesagt, dass dich mein Privatleben nichts angeht.«
    Â»Bitte, bitte, ich wollte nur helfen. Aber du kannst nicht erwarten, aus deinem Dilemma herauszukommen, wenn du dich nicht öffnest«, sagte ich beleidigt.
    Â»Ich stecke in keinem Dilemma!« Nun wurde er wirklich böse. »Mir geht es gut, verstehst du? Und ich habe keine Ahnung, was du von mir willst!« Mit diesen Worten stürmte er nach oben.
    So verstockt können auch nur Männer sein. Selbst schwule machten da offenbar keinen Unterschied. Ich zuckte mit den Schultern, schob mir meine Tortellini in den Ofen und ging zum Telefon, um Simon von der Planänderung zu informieren. Leider wurde mir gesagt, dass Herr Karzynski nicht mehr im Kurhotel Waldfrieden tätig war. Auf meine Frage, wo ich ihn denn erreichen könnte, erhielt ich nur die Auskunft, dass sie das nicht wüssten und es sie auch nicht interessieren würde. Da hatte der Gute wohl nicht nur bei mir verbrannte Erde hinterlassen.
    Jürgen kam später wieder runter und telefonierte. Anschließend informierte er mich, dass Nick und Marga am nächsten Tag gegen Nachmittag kämen und er dann wieder zusammen mit Marga zurückfahren würde. Juchhu! Was für eine wunderbare Nachricht.
    Ich begleitete ihn ins Wohnzimmer und informierte ihn darüber, dass mir langweilig war. »Können wir nicht mal in die Kreisstadt fahren? Da gibt es doch bestimmt ein paar Läden, ich versauere hier ja total.«
    Â»Kommt nicht in Frage«, antwortete er mir. »Wie gesagt, dies hier ist kein Urlaub, und ich bin nicht dein Chauffeur. Du wirst dich ja wohl auch mal ein paar Tage ohne Einkaufen beschäftigen können.«
    Also holte ich meine Nudeln aus dem Ofen und schaltete den Fernseher ein. Fernsehen am Mittag, Fernsehen am Nachmittag, Fernsehen am Abend. Abends um elf kriegte ich nichts mehr zusammen, was da auf dem Bildschirm lief. Alle Sendungen und Filme, die ich seit Stunden ohne Pause gesehen hatte, liefen in meinem Kopf durcheinander. Also ging ich ins Bett und stand am nächsten Morgen erst um Viertel vor elf wieder auf. Nach einem leckeren Frühstück mit Cornflakes und Keksen bereitete ich meinen Beauty-Tag vor. Mit einer Kurpackung in den Haaren und einer Feuchtigkeitsmaske im Gesicht lag ich in der Badewanne und entspannte

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