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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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mich total. Anschließend war das Bodypeeling dran, und dann rasierte ich sämtliche überflüssigen Körperhaare ab. Eingerieben mit meiner neuen Bodylotion fühlte ich mich schon viel wohler. Nach Haaren ausspülen und Maske abwaschen waren Maniküre und Pediküre an der Reihe. Jetzt sah ich langsam wieder aus wie ich. Meine Haare föhnte ich über eine dicke Rundbürste, und mein Gesicht bekam ein perfektes Make-up. So eines, das aussehen sollte, als wäre ich kaum geschminkt. Nun noch die richtigen Klamotten, das war gar nicht so einfach. Ich wollte toll aussehen, aber nicht aufgemotzt. Ein dünner Rock mit Blumenmuster und ein rosa Shirt mit tollem Ausschnitt machten das Rennen. Perfekt, jetzt konnte Nick kommen.
    Ich drückte anschließend fast eine Stunde lang meine Nase vor dem Fenster platt und wartete, bis ich sein Auto sah. Mein Herz klopfte wie verrückt, und ich fragte mich, ob ich überhaupt schon mal in meinem Leben so sehr verknallt gewesen war. Ich blieb oben, bis ich hörte, wie er und Marga aus der Garage in den Flur traten.
    Trotz meiner Aufregung spazierte ich ganz lässig die Treppe hinunter. Na ja, fast ganz lässig. Auf der dritten Stufe verfing sich mein Absatz in dem alten Teppich, und fast wäre ich wie ein Trottel die Treppe heruntergefallen. Aber ich kriegte zum Glück noch das Geländer zu fassen und tat, als wäre nichts gewesen.
    Nach Nicks Blick zu urteilen, hatte sich mein Beauty-Tag absolut gelohnt. Er sah mich voller Begehren an, bis er sich, viel zu schnell für meinen Geschmack, wieder im Griff hatte.
    Â»Alice, hallo, schön, dich zu sehen«, begrüßte er mich locker. »Ab heute übernehme ich wieder, Jürgen wird zu Hause gebraucht.«
    Â»Macht für mich keinen Unterschied«, behauptete ich, »ich bin nur froh, wenn das alles hier vorbei ist. Wer so lange mit mir die Zeit totschlägt, ist mir egal.«
    Â»Eine vernünftige Einstellung«, zwinkerte Nick mir zu, bevor er mit Jürgen und Marga ins Wohnzimmer ging. Dabei machte er auch noch die Tür hinter sich zu! Ich lungerte in der Küche herum und wartete ungeduldig, bis die Besprechung endlich wieder vorbei war und die beiden abhauen würden. Viel länger würde ich mich nicht mehr beherrschen können, allein der Gedanke an Nicks Geruch brachte mich fast dazu, ins Wohnzimmer zu stürmen und ihn von oben bis unten abzulecken. Der doofe Jürgen würde mir dann sicherlich nicht nur einen Vortrag über die Vorschriften für Schutzbefohlene halten, sondern auch noch einen über Hygiene.
    Endlich kamen sie wieder raus. Nicks und meine Blicke trafen sich, und mir wurde schon wieder ganz heiß. Entweder kam ich in die Wechseljahre, oder dieser Mann machte mich einfach fertig. Er ging mit Jürgen in die Küche, und Marga trat zu mir. »Können wir vielleicht mal draußen ein paar Schritte gehen? Ich bin ganz verspannt von der Autofahrt.«
    Klar, warum nicht. Wir gingen durch den Garten auf die Straße.
    An die Konsequenzen hatte ich allerdings nicht gedacht. Kaum standen wir draußen, rauschte Anneliese auf uns zu. »Oh, hallo, du bist Marga, oder? Gönnst du dir jetzt doch mal eine Pause?«
    Marga antwortete ihr, dass sie mit ihrer Semesterarbeit fertig wäre und gleich wieder mit ihrem Mann nach Hause fahren würde. »Außerdem ist der Bekannte von Alice vorhin gekommen, da wollen wir nicht stören.«
    Â»Nee«, sagte Anneliese, »dann halten wir uns auch immer zurück. Weil, wenn die kreativen Säfte fließen, brauchen sie ihre Ruhe.«
    Ich bekam einen hochroten Kopf. Kräfte hatte ich gesagt, Kräfte, nicht Säfte. Marga versuchte mühsam, sich das Lachen zu verkneifen.
    Anneliese merkte das gar nicht. »Du, aber sag mal, hat Alice dich schon wegen Jacqueline gefragt?«
    Ich griff schnell ein. »Klar hab ich Marga gefragt, warum deine Tochter in letzter Zeit immer so wilde Geschichten erzählt. Eine Psychologiestudentin müsste so etwas doch wissen, habe ich zu Marga gesagt, nicht wahr?«
    Marga war nicht doof. »Wie alt ist deine Tochter denn?«
    Â»Sie wird im Oktober sieben.«
    Â»Also, dann würde ich mir gar keine Sorgen machen. In dem Alter leben Kinder noch teilweise in einer Fantasiewelt, die sie nicht immer von der Realität trennen können. Die Geschichten, die sie erzählt, sind nur eine latente Konnotation.«
    Wir schauten

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