Vollmondfieber: Roman (German Edition)
pulsierten, brannten unter einer sengenden Hitze. Mein Körper verlangte instinktiv nach einer Wandlung, aber das war zu riskant. Der Bann würde mich vermutlich töten, ehe ich mich wandeln konnte. Ich musste ihn sofort brechen.
»Jess, kannst du mich hören?« Tylers Stimme hallte in meinen Ohren wider. »Was ist los? Rede mit mir!«
Meine Augen waren offen, aber ich konnte nicht einmal blinzeln.
Tyler wandte sich an Danny. »Hol meinen Vater ans Telefon! Wir brauchen Hilfe.«
Nein! »Nein«, würgte ich kaum hörbar hervor. Beide drehten sich um und starrten mich an. »Nicht.« Das musste ich allein schaffen. Würde mein Vater davon erfahren, so würde er mich nicht mehr aus der Stadt lassen. Aber ich musste um jeden Preis meinen Gefährten finden. Was auch immer Jeff vorgehabt hatte oder was der ganze andere Irrsinn zu bedeuten haben mochte, Rourke zu finden war meine oberste Priorität. Meine einzige. »Nein«, murmelte ich ganz langsam. »Bitte nicht!«
Mein Bruder und Danny warteten. Beide kauerten mit besorgten Gesichtern dicht neben mir.
Ich kämpfte mit dem heimtückischen Zauber, übergab meiner Wölfin mehr Kontrolle, versuchte, Energien zu sammeln und ihrzuzuschieben, sie mit Kraft vollzupumpen. Sie riss wie wild an der roten Masse, so schnell, dass ich kaum folgen konnte. Keuchend rang ich nach Luft. Doch meine Lunge blies sich kaum noch auf. Wir müssen es schaffen , erklärte ich meiner Wölfin. Wir müssen stärker als sie sein, sonst werden wir Rourke für immer verlieren. Der Zauber lässt schon ein bisschen nach, ich kann es spüren. Wir haben es fast! Ich verspreche dir, sie wird nicht gewinnen. Wir sind stärker. Meine Wölfin knurrte, bleckte die Zähne und zwang die Linien zur Unterwerfung, riss den Bann in Stücke, ehe er überall in meinen Körper metastasieren konnte.
Ich bündelte meine letzte Energie, nahm alles, was ich hatte, und fütterte damit meine Wölfin. Ein Moment der Klarheit erblühte wie eine Blume in meinem Verstand, Macht, konzentriert und strahlend, und der Bann brach ein für alle Mal. Die Linien rissen entzwei und baumelten in mir nur kraftlos wie ein zerfetztes Spinnennetz im Wind.
Dann verblasste die Farbe allmählich, sickerte dorthin zurück, wo sie hergekommen war – wie Aale, die sich in ihre Löcher verkriechen.
Meine Wölfin knurrte immer noch, schlug nach den zurückweichenden Linien, bis kein Rot mehr zu sehen war. Aber der abscheuliche Zauber war nicht gebrochen. Der Bann war immer noch da.
Er war nur in den Ruhezustand zurückgekehrt.
Als auch die letzten Fetzen Rot fort waren, kippte ich nach vorn, rang hustend nach Luft und nahm einige rasche, kurze Atemzüge. Als ich eine gute Minute vor mich hin gekeucht hatte, blickte ich, verschwitzt und erschöpft, auf. »Sie versucht, mich umzubringen.«
»Wer versucht, dich umzubringen?«, fragte Tyler. Ich hatte vergessen, dass Tyler bewusstlos gewesen war, als Selene mich auf der Lichtung beschossen hatte.
»Selene.« Ich richtete mich wieder auf und lehnte Kopf undRücken an die Wand. »Wie es aussieht, hat sie mir nach der Party im Wald ein lustiges Abschiedsgeschenk dagelassen.«
Aber sie würde nicht gewinnen.
»Eine Sekunde sah es aus, als würde es auf Messers Schneide stehen«, meinte Danny und sah mich besorgt an. »Du sprichst doch nicht von Selene, der realen Mondgöttin, oder?«
»Genau die meine ich.« Die Hure wollte mich umbringen.
»Was ist das für ein Zauber?«, fragte Tyler. »Es sah aus, als würde etwas deinen ganzen Körper verzehren.«
»Ich glaube, es ist … irgendeine Art Todesbann«, gestand ich leise, wohl wissend, dass Tyler diese Neuigkeit nicht gut aufnehmen würde.
»Was zum Teufel soll das bedeuten?!«
»Es bedeutet, dass ich die Hexe umbringen muss, ehe sie mich umbringt.«
Ende des ersten Bandes
Die Geschichte geht weiter im zweiten Band der
Jessica-McClain-Serie:
HALBMONDNACHT
Winter 2013
DANKSAGUNG
Dieses Buch gibt es nur, weil DeLane Corbin und Kathy Faircloth bereit waren, ein Risiko einzugehen. Beiden kann ich gar nicht genug danken. Ihr wart mein erstes Publikum, ihr habt mich angefeuert, mir ein Feedback gegeben und mir begreiflich gemacht, dass mein Traum tatsächlich wahr werden könnte. Für euer Vertrauen in mich und dieses Buch werde ich euch ewig dankbar sein. Ich hoffe, unsere lange gemeinsame Reise ist auch für euch so irrwitzig unterhaltsam wie für mich.
Mir fehlen die Worte, um meiner Agentin, Nicole Resciniti, angemessen zu danken.
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