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Vollmondkuss

Titel: Vollmondkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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Geschichts-GK?«
    »Doch, doch«, sagte Jolin und zog ihrer Lehrerin den Plan, den sie ihr eben zurückgegeben hatte, wieder aus den Fingern. »Es ist alles in bester Ordnung.«
     
    Jolin stürzte auf den Gang hinaus. Sie drängte sich zwischen ihren Schulkameraden hindurch und suchte das Schulgelände ab. Rouben war nicht da. Natürlich war es theoretisch möglich, dass er die ganze lange Pause über auf dem Klo hockte, aber wirklich vorstellen konnte Jolin es sich nicht. »Wo bist du, du Hund?«, schimpfte sie vor sich hin, während sie über den Pausenhof rannte und sich nach allen Seiten umsah. »Stell dich! Zeig dich endlich!«
    »Kein Problem«, sagte Rouben, der mit einem Mal wie aus der Atmosphäre geschält neben ihr stand.
    Jolin schrak zusammen. »Wo kommst du denn so plötzlich her?«, fuhr sie ihn an.
    Rouben hob die Schultern. »Ich gehe schon eine Weile neben dir her. Du musst mit deinen Gedanken ganz woanders gewesen sein, sonst hättest du mich bestimmt bemerkt.«
    »So ein Unsinn!«, stieß Jolin aufgebracht hervor. »Ich bin absolut da.« Sie schlug sich mit den Fingern gegen die Stirn. »Hellwach. Ich such dich wie blöd, und du willst mir weismachen, dass du die ganze Zeit neben mir hergelaufen bist?«
    »Was regst du dich bloß so auf?«, erwiderte Rouben. Er schob seine Hände in die Taschen seines langen schwärzen Mantels und blickte Jolin geradewegs in die Augen. »Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«
    »Allerdings!« Jolin hielt ihm den Plan, den sie von Frau Hennigs bekommen hatte, unter die Nase. »Das hier, das ist nicht in Ordnung!« Und außerdem noch eine ganze Menge anderes, fügte sie in Gedanken hinzu.
    »Was ist daran nicht in Ordnung?«, erwiderte Rouben. »Ich kann nicht in Bio bleiben. Und du hast doch nichts gegen Geschichte. Zumindest habe ich das so verstanden.«
    »Aber ich habe mit keinem Wort gesagt, dass ich wechseln will«, sagte Jolin erregt. »Du kannst doch nicht einfach ...«
    In Roubens Pupillen blitzte ein Funke auf. »Einfach was?«, fragte er.
    »Mein ganzes Leben umkrempeln!«, brüllte Jolin ihn an.
    »Dein ganzes Leben?« Rouben lachte kurz auf. »Jolin, du übertreibst. Ich habe mir die Zunge blutig geredet, um den Schulleiter und die beiden Fachlehrer davon zu überzeugen, dass du den falschen GK belegt hast. Das ist die Wahrheit, und du weißt das. Du hast Bio doch nur Anna zuliebe gewählt, damit du in ihrer Nähe sein kannst. Bio ist ihr Fach, aber nicht deines ...«
    »Und du?«, fiel Jolin ihm mit flammender Abfälligkeit ins Wort. »Du hast dir die Zunge doch nur blutig geredet, weil du dir die Bio-Fachbegriffe nicht merken kannst und mich in deiner Nähe brauchst, um überhaupt durchzublicken.«
    Rouben starrte sie an. Jolin spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Trotzdem versuchte sie seinem durch-dringenden Blick standzuhalten. Sie war ja selbst völlig überrascht, beinahe erschrocken über die Heftigkeit, mit der sie ihn angegriffen hatte. Gleichzeitig fühlte sie sich ertappt, sozusagen bis auf die Knochen durchschaut, aber genau diese Blöße wollte sie sich nicht geben. Nicht vor ihm. »Du hast überhaupt keine Ahnung«, presste sie her-vor. »Wie solltest du auch! Du kennst mich ja kaum.«
    Rouben reckte das Kinn und lächelte überlegen. »Ich kenne dich besser und vor allem länger, als du glaubst. Aber du, du erkennst dich selbst nicht wieder, stimmt’s?«
     
    Als Jolin am späten Nachmittag heimkam, wurde sie von einem würzigen Curryduft empfangen, der die gesamte Wohnung durchzog. Ihre Mutter hantierte wie gewohnt in der Küche, und zu Jolins großer Verwunderung war Gunnar Johansson ebenfalls zu Hause, was ihr überhaupt nicht gefiel. Nach der Auseinandersetzung mit Rouben war ihr ganz und gar nicht nach Gesellschaft. Jolin wollte am liebsten allein sein, und nun befürchtete sie, dass die ungewohnte Anwesenheit ihres Vaters womöglich auch noch mit ihr zu tun haben könnte. Aber in diesem Punkt irrte sie sich. Nicht Gunnar, sondern Paula war es, die während des zweiten Ganges des aufwendig bereiteten indischen Menüs mit Neuigkeiten geradezu herausplatzte.
    »Was würdet ihr davon halten, wenn ich in einer Fernsehsendung auftrete?«, fragte sie, nachdem sie den Kopf voller Stolz aufgerichtet und ihre Hände feierlich in ihrem Schoß zusammengelegt hatte.
    Gunnar legte seine Gabel beiseite und schüttelte ungläubig den Kopf, »In einer Fernsehsendung? Wie kommst du nur auf so etwas?«
    »Es war nicht meine Idee«, erwiderte

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