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Vollmondkuss

Titel: Vollmondkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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worum es mir ...« Sie ließ ihren dunklen Blick einmal in die Runde über die Schar ihrer Freundinnen wandern, »... worum es uns geht. Dafür, dass er mit uns feiert, nehmen wir sogar deine Anwesenheit in Kauf.«
    Anna schoss hoch. Sie sah Klarisse scharf an.
    »Ja?« Klarisse kräuselte die Stirn. »Was ist? Irgendwelche Einwände?«
    Anna presste die Lippen aufeinander. »Nein«, sagte sie schließlich und ließ sich langsam auf ihren Stuhl zurücksinken.
    Na super, dachte Jolin. Sie wandte sich ab und ging zur Durchreiche hinüber. Dahinter befand sich eine winzige Küche, in der Brötchen, Obst und Tee gelagert und in den Pausen von Schülern aus den oberen Klassen verkauft wurden.
    »Einen Pfefferminztee bitte«, sagte Jolin zu Leonhart, der sich in dieser Woche offenbar zusammen mit Carina und Benedict dienstverpflichtet hatte. »Und ein Brötchen mit Käse.«
    »Ein ganzes oder ein halbes?«, fragte Leonhart.
    »Ein halbes.«
    Er nickte und blickte über ihren Kopf hinweg zu Klarisse und den anderen. »Hast du Arger mit denen?«
    »Nicht direkt«, sagte Jolin.
    Leonhart grinste. »Und indirekt?«
    Jolin seufzte. »Krieg ich jetzt mein Brötchen? Und meinen Tee?«
    »Schon gut. Es geht mich nichts an«, sagte Leonhart. Er bat Carina, einen Pfefferminztee einzufüllen, fischte ein Käsebrötchen von der Servierplatte, legte es auf einen Teller und stellte ihn vor Jolin in die Durchreiche. »Macht fünfzig Cent, bitte.«
    Jolin kramte in ihrem Portemonnaie. »Und der Tee?«
    »Den geb ich dir aus.«
    »Nicht nötig«, sagte Jolin und schob ihm ein Eurostück hin.
    »Schon möglich«, erwiderte Leonhart. »Ich möchte es aber gern.«
    »Warum?« Jolin war ehrlich überrascht.
    Leonhart lachte. »Du stellst vielleicht Fragen.«
    Jolin blickte in die hellbraunen Augen, die sie durch ein Paar schmale Brillengläser hindurch aufmerksam beobachteten. Verlegenheit machte sich in ihr breit. Schon wieder Leonhart. Letztens erst hatte er sich besorgt nach ihrem Befinden erkundigt, und jetzt wollte er ihr einen Pfefferminztee spendieren. War es möglich, dass er sich in sie verguckt hatte?
    »Hör mal...«, sagte sie, dann kam Carina mit dem Tee, und hinter ihr hatten sich inzwischen mehrere Sechstklässler angestellt. Leonhart nahm den Euro und schob Jolin eine Fünfzigcentmünze zu. »Bist du mit ihm zusammen?«, raunte er.
    »Was?« Jolin schüttelte den Kopf.
    »Die ganze Oberstufe spricht schon davon«, sagte Leonhart grinsend. »Willst du das Geheimnis nicht endlich lüften? Oder ist dir ein Tee dafür zu wenig?«
    »Blödmann«, sagte Jolin, und Leonhart lachte.
    Wie hatte sie nur so bescheuert sein können, anzunehmen, dass er was von ihr wollte! Verrückterweise schienen ihre Gedanken in der letzten Zeit nur noch um dieses eine Thema zu kreisen. Jolin nahm ihren Pfefferminztee und den Teller mit dem Brötchen und setzte sich an einen freien Tisch in der hinteren Ecke, möglichst weit von der Durchreiche und von Klarisse und ihrer Clique entfernt.
    Die ganze Oberstufe spricht schon davon - was hatte Leonhart damit gemeint? Dass alle darüber spekulierten, ob Rouben und sie ein Paar waren? Aber das war doch hirnrissig. Rouben war gerade einmal zwei Wochen an der Schule. Er war makellos schön und geheimnisvoll. Und sie? Sie war makellos mausgrau und wirklich alles andere als geheimnisvoll. Warum sollte ausgerechnet sie mit ihm zusammen sein? Oder besser gesagt: er mit ihr? Rein äußerlich gab es nichts, was sie miteinander verband.
    Wenn Rouben sich nicht ausgerechnet sie ausgeguckt hätte, wenn diese Fledermaus nicht ausgerechnet in ihrem Zimmer gestorben wäre und wenn Harro Greims nicht so merkwürdig abweisend reagiert hätte, dann gäbe es auch keinen inneren Zusammenhang. Von all dem konnten Anna, Klarisse, Carina, Leonhart und weiß der Himmel wer noch alles aber überhaupt nichts wissen. Wie zum Teufel kamen sie also auf die Idee, dass Rouben und sie was miteinander haben könnten?
    Jolin nippte an ihrem Pfefferminztee und schaute zu Anna hinüber, die sich nicht an dem Geplapper der anderen beteiligte, sondern ganz offenbar ihren eigenen Gedanken nachhing. Wenn sie das Gleiche dachte wie Leonhart, hätte sie Jolin garantiert längst gefragt. Nein, weder für Anna noch für Klarisse oder eins der übrigen Mädchen schien es überhaupt in Betracht zu kommen, dass Jolin mit Rouben ging. - Himmel nochmal, was spukte da nur in ihrem Kopf herum! War sie eigentlich von allen guten Geistern verlassen, sich über

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