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Vollmondkuss

Titel: Vollmondkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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Augen waren zu sehen. »Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
    Im ersten Augenblick wusste Jolin nicht, was sie sagen sollte. Sie starrte die Frau nur an. Schließlich senkte sie den Kopf, weil es ihr peinlich war.
    »Suchen Sie etwas Bestimmtes?«, fragte die Frau in gleichbleibend freundlichem Tonfall.
    »Nein ... äh, ja ... Also, eigentlich wollte ich zu Herrn Lechtewink.«
    »Es tut mir leid, er ist nicht da«, erwiderte die Frau. »Aber ich helfe Ihnen natürlich genauso gerne weiter. Es sei denn, Sie möchten etwas Persönliches mit ihm besprechen.«
    Jolin blickte wieder auf. »Wann kommt er denn zurück?«
    »Oh, er ist nicht verreist«, sagte die Frau. »Er ist nur ein wenig angeschlagen.«
    »Angeschlagen? Sie meinen, er ist krank?«, fragte Jolin erschrocken, weil sie sofort wieder an die Bisswunden denken musste.
    Die schwarzen Augen lächelten. »Machen Sie sich bitte keine Sorgen«, entgegnete die Frau. »Es ist nichts Ernstes. Nur eine leichte Grippe. Mein Schwager wird schon bald wieder auf den Beinen sein.«
    »Oh, Herr Lechtewink ist Ihr Schwager?«, rief Jolin erstaunt. Mit allem Möglichen hatte sie gerechnet, aber nicht mit einer solch banalen Erklärung.
    Die Frau nickte. »Ich bin mit seinem Bruder verheiratet.«
    Jolin nickte. Und wieder starrte sie die Frau an. Die Verschleierung passte nicht zu einer Deutschen. Die wenigsten Deutschen konvertierten zum Islam und wenn, dann in der Hauptsache weil sie einen muslimischen Ehepartner hatten.
    »Ich hoffe, mein Schleier irritiert sie nicht«, sagte die Frau, die Jolins Gedanken offenbar erraten hatte. »Vielleicht denken Sie, dass ich Sie nicht uneingeschränkt beraten kann oder will, aber ich versichere Ihnen, dass es kein Problem für mich ist. Ich respektiere jeden, der einer anderen Rasse oder einem anderen Glauben angehört, voll und ganz.«
    »Ja ...«, sagte Jolin zögernd. Die Frau war seltsam, um nicht zu sagen, sogar ein wenig unheimlich. Da der Laden jedoch beleuchtet war und die Tür jederzeit von jedermann geöffnet werden konnte, befürchtete Jolin nicht wirklich, dass ihr etwas zustoßen könnte. »Also, vor einigen Wochen habe ich von Ihrem Schwager ein Buch gekauft. Einen Vampirroman in einem schwarzen Samteinband.«
    Die Frau nickte. »Sehr ungewöhnlich.«
    Jolin nickte ebenfalls. »Herr Lechtewink sagte mir, dass es von dieser Ausgabe nur wenige Exemplare gäbe ...« Sie kam sich blöd vor, das zu sagen, denn dieser Umstand spielte eigentlich überhaupt keine Rolle für sie.
    »Sie interessieren sich also für Vampire?«, fragte die Frau nun ganz direkt.
    »Ja, also ...« Jolin sprach stockend weiter. »Es hört sich vielleicht ein bisschen merkwürdig an, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass die Geschichten, die über sie geschrieben wurden, nicht wirklich frei erfunden sind.«
    Wieder lächelten die schwarzen Augen. »Oh, Sie glauben also, dass diese Wesen tatsächlich existieren?«
    Jolin zuckte verlegen die Schultern. »Na ja, zumindest ist es eine faszinierende Vorstellung. Besonders, wenn man darüber nachdenkt, dass Vampire und Menschen Liebesbeziehungen miteinander eingehen.«
    Die schwarzen Augen der Frau blitzten auf. »Wäre das nicht ein bisschen gefährlich? Für den Menschen, meine ich.«
    Jolin zuckte die Schultern. »Vielleicht gibt es Ausnahmen«, sagte sie. »Vielleicht könnten Sie mir zeigen, wo ich noch weitere Literatur über Vampire finden kann.«
    »Natürlich könnte ich das«, erwiderte die Frau kühl. Das Blitzen in ihren Augen war erloschen, das Schwarz der Pupille vom Schwarz der Iris nun kaum noch zu unterscheiden. »Die Frage ist nur, ob es Sie wirklich weiterbringt.«
    »Äh ... Wie meinen Sie das?«, fragte Jolin, bemüht, sich ihren Schrecken über diese plötzliche Feindseligkeit nicht anmerken zu lassen.
    Die Frau lächelte matt. Es war ihr anzusehen, dass diese Signale der Freundlichkeit sie mehr Mühe kosteten als zu Anfang. »Genau so, wie ich es gesagt habe«, entgegnete sie leise. Sie sah Jolin geradewegs in die Augen, und die schaffte es kaum, sich diesem intensiven Blick zu entziehen. »Warum wehren Sie sich denn so?«
    Jolin schluckte. »W-was?«, stammelte sie. Sie hatte das Gefühl, jeden Augenblick ohnmächtig zu werden.
    »Sehen Sie mich an«, sagte die Frau. Ihre Stimme wurde immer leiser und zugleich eindringlicher, beinahe verführerisch.
    Jolin fröstelte, und zugleich brannte es heiß in ihrer Brust. Sie wollte sich einlassen und im selben Moment wegrennen. Ihr Verstand

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