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Vollmondstrand

Vollmondstrand

Titel: Vollmondstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra M Klikovits
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überlegte kurz: »Eisenhaltig ist gut. Ein Vinum Ferreum vielleicht?«
    »Möglich«, antwortete Rosa zögernd. »In Badersdorf habe ich einmal einen getrunken, abends in einer Schenke, mit Blick auf den dunklen Berg mit seinen Lichterln, bis nach Ungarn kannst du da sehen …«
    »Ja, und was war das für ein Wein?« Maria war durstig und wollte die Suche vorantreiben.
    »Das weiß ich nicht mehr.« Rosa überlegte. »Zu traditionell sollte er auch nicht daherkommen. Ein Blaufränkischer, ja, aber modern ausgebaut.« Sie tippte in die Tasten ihres Wundertelefons. »… schlank und rassig, frisch, duftig und transparent, und dabei kraftvoll und zupackend.«
    »Genau, der muss es sein, Roserl, was meinst du?« Maria war dabei.
    »Dann muss es ein Schiefer sein, Königsberg klingt gut.« Rosa war zufrieden.
    »Alles schön und gut«, warf Maria plötzlich ein. »Nur, wo kriegen wir den heute Abend um dreiviertel acht noch her?«
    Rosa hüpfte vom Barhocker. »Auf zur Kathe­drale! Die Mitzi liest uns die Messe noch bis acht.«
    Maria wusste, was das hieß: Auf ins Weinwerk!

47
    »Wie war dein Krankenstandstag?« Marti war froh, die schwere Eingangstür hinter sich schließen zu können. Es war schon gegen Mitternacht.
    »Gut«, antwortete Rosa wahrheitsgetreu. Sie hatte es sich gemütlich auf dem Sofa eingerichtet. Die Katzen waren heute schon schlafen gegangen. Auch für sie schien es diese besonderen Tage zu geben.
    »Warst du ganz allein heute?«, fragte Marti mit einem Anflug schlechten Gewissens.
    »Rosi allein zu Haus? Nein, ich war spielen bei Tante Maria!« Rosa war gut gelaunt.
    »Dir geht’s wieder besser, nicht nur deiner Stimme. Da bin ich froh!«
    Rosa hatte sich aufgesetzt: »Du fragst heute gar nicht nach meinem ›Oeuvre‹?«
    »Wieso, warst du etwa beim Malen?«
    »Ja, und ich habe ein wundervolles, kraftvolles Bild komponiert!«, verkündete Rosa.
    Marti war erfreut und ungeduldig zugleich: »Na dann, bitte her damit!«
    »Das steht noch bei Maria zum Trocknen. Aber vielleicht sind die Acrylfarben morgen schon so weit, dass ich es heim nehmen kann!« Rosa ließ sich wieder nach hinten in die Kissen sinken, die Arme weit ausgebreitet.
    »Dann hängen wir’s auf«, meinte Marti. »Wo passt es denn hin, was meinst du?«
    »Überall«, antwortete Rosa spontan. »Es ist so speziell und originell, dass es egal ist, wo du es hinhängst. Glaub mir, es ist überall gewöhnungs­bedürftig!«
    »Dass du, wenn du malst, etwas Besonderes machst, war mir klar. Mit einer Susi-und-Strolchi-Abstraktion habe ich nicht gerechnet.«
    »Obwohl, das klingt nicht unoriginell.«
    »Wie sieht’s mit der Farbwahl aus?«, wollte Marti wissen.
    »Es ist türkis und rosa. Hier!« Sie hielt ihm ihr Handy vors Gesicht.
    »Na bum!«, entfuhr es Marti.
    Das ist doch mein Ausspruch für unerwartete Augenblicke, dachte Rosa. Offenbar hatte sie Marti wirklich überrascht.
    »Und, wie war’s bei dir?«
    »Ach, turbulent. Ich freu mich schon auf nächste Woche, wenn wir uns über die Häuser hauen, das heißt doch so?«, fragte der Finne Marti.
    »Ein bisschen mehr wie bei ›Heiserkeit‹«, riet Rosa. »Die Wiener sagen ›üba die Heisa haun‹, aber vom Sinn her passt’s«, lobte sie ihn. »Minäkin!« Das war finnisch und bedeutete: ›Ich mich auch!‹

48
    »Wir sollten uns mit Anastasia treffen, zu dritt!« Es war Maria, die diesen Vorschlag machte.
    Rosa saß im Wintergarten mit einer Tasse Tee, vor ihr lagen die Unterlagen für einen Vortrag, den sie noch ausarbeiten musste. ›Das Unvorhersehbare in der psychologischen Therapie von Männern in der Midlife-Crisis‹ war der Titel.
    Sie schaltete das Telefon auf Lautsprecherfunktion. »Ja, okay, mach was aus. Du weißt eh, an welchen Tagen ich abends kann!«
    »Ab dem Wochenende bist du weg, stimmt’s?« Es hieß, sich zu beeilen, wenn sie das Treffen noch vor Rosas Urlaub ansetzen wollten.
    »Der Freitag würde gehen, sogar schon am Nachmittag. Den hab ich mir freigehalten zum Kofferpacken und Katzenstreicheln.«
    »Okay, verstehe. Soll das ein unterschwelliger Angriff auf meine Betreuerinnentätigkeit sein?« Maria meinte es nicht wirklich ernsthaft.
    »So gut wie bei dir, Maria, haben sie es nicht mal bei uns«, stellte Rosa klar. »Fehlen werden sie mir. Besonders der Kleine.«
    Rosa erinnerte sich an den Anruf der Tierärztin: »Hallo, Frau Talbot, Sie haben sich angemeldet für ein Kätzchen. Jetzt hätten wir eins da. Sie müssten aber gleich kommen und es

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