Vollmondstrand
krümmt!«
»Stell einmal ein Foto ins Netz, und dann sehen wir weiter.«
Für Marti war die Geschichte erledigt gewesen. Wer, bitte schön, würde sich im Internet für eine Katzenschwangerschaft voranmelden? Wo die Welt voll war mit Katzen, die keiner haben wollte.
Zu der Anzeige war es nicht gekommen. Erstens, weil Bubba Lillian ihre Eltern nicht gefragt hatte, ab wann sie sich vermehren hätte dürfen, und zweitens, weil bis zur Niederkunft bereits fünf Katzeneltern in spe angeheuert hatten.
» Ein Kätzchen behalten wir aber!«, hatte Rosa irgendwann gemeint.
Marti war hart geblieben. »Nur, wenn eines übrig bleibt.«
So war es denn auch gewesen. Als sechstes (Rosa war schon zum Einkaufen gefahren, so lange dauerte die Niederkunft), hatte Bubba Billian das Licht der Waschküche erblickt.
Endlich war die Bubba-Familie komplett gewesen. Der Kleine musste nie ausziehen oder von seiner Mutter weg. Er ging abends von selbst schlafen, an den Platz, an dem er geboren worden war. Er kuschelte sich an seine Erzeugerin und ließ sich die Ohren putzen.
Je älter er wurde, desto mehr revanchierte er sich bei seiner Mutter für ihre Fürsorge, indem er sie überall ableckte, wo sie selbst nicht hinkam. Manchmal putzten sie sich gegenseitig die Köpfchen.
Die beiden tobten durch die Wohnung, durch den Garten und brauchten keine menschlichen Statisten oder Fellmäuse aus dem Supermarkt. Sie holten Vögel von den Bäumen, Lillian machte es vor, Billian machte es nach. Sie gruben Maulwürfe aus, Lillian zeigte es vor und Billian lernte schnell.
Bald war aus dem Kleinen ein draufgängerischer Kämpfer geworden. Lag es an seiner Jugend – oder waren es die Hormone?
»Ach Gott, den Kleinen müssen wir kastrieren lassen, hat die Tierärztin gesagt.« Rosa nahm ihren Terminkalender zur Hand.
»Warum?«, kam es aus Martis Ecke. Rosa kannte keinen Mann, dem es nicht irgendwie naheging, wenn sein Haustier entmannt werden sollte.
»Muss das sein?« Es ließ ihm keine Ruhe.
»Ja, sonst läuft er weg oder kommt um, im Kampf!«, entgegnete Rosa.
»So dramatisch wird es schon nicht sein, sonst gäbe es keine Katzen mehr! Wenn die Kastrierten fett in der Wohnung herumsitzen und die Unkastrierten in ihr Unglück rennen …«, entgegnete Marti. »Wer würde dann all die Streunerkatzen zeugen?«
49
Rosa freute sich, wenn spontane Treffen ins Haus standen. Und wenn genug Zeit blieb, eventuelle Bubba-Büschel einzusaugen, noch mehr. Eine klitzekleine Vorbereitungszeit war perfekt. Pixie und Ronnie hatten sich angesagt. Ich werde uns lecker bekochen!, war der Plan.
»Schotzl, wir bekommen heute Gäste. Pixie und Ronnie kommen vorbei.«
»Schön, was kochst du?«, antwortete Marti in Vorfreude.
»Paprikahendl!«
»Nicht schon wieder. Mach doch mal was anderes!«
»Ich kann ohne Paprika nicht kochen.«
»Dann koche ich, asiatisch!«
Marti kochte selten und wenn, dann asiatisch. Das kam gut. Schwitzender Koch vor brüllend heißer Pfanne, der mit seinem Riesenmesser winzig kleine Zutatenteile fabrizierte und sie in null Komma nichts von einer Kochzeit publikumswirksam auf den Tisch jonglierte. Männeressen.
Direkt bieder kam da ein paprikarotes Suppenhendl daher, das stundenlang am Herd vor sich hin geschmurgelt hatte. Omaessen.
Rosa willigte ein, denn erstens musste der Koch rechtzeitig zu Hause sein, und zweitens hatte sie damit keine Arbeit und konnte in der Zwischenzeit Zehennägel lackieren, ein Vorhaben übrigens, das sie schon seit dem Sommer verfolgte.
»Nur herein!«
»Schön, euch zu sehen.«
»Hm, hier riecht’s ja schon gut nach …« Ronnie reckte die Nase in die Höhe und versuchte herauszufinden, was seine Geruchsnerven kitzelte.
»Sesamöl, angebranntem«, half ihm Rosa auf die Sprünge. Ihre Stimme klang kratzig.
»Was kocht ihr denn?
»Marti hat den Wok aktiviert, du weißt schon.«
»Mhh, fein. Ich war eh schon lange nicht mehr beim Chinesen.«
»Ich auch nicht. Da kannst du ja gar nicht mehr hingehen.« Mehr wollte Rosa dazu im Moment nicht erzählen.
Während sie Glasnudeln schlürften und Gemüsestreifchen mit Stäbchen bezwangen, eröffnete Pixie das Gespräch.
»Wir waren letzte Woche wieder im Haus, herrlich, ich sag’s euch, ein Traum. Die Urlauber sind weg und die Insel atmet wieder! Gelbe Blüten, so weit das Auge reicht, dazwischen diese feuchte, rote Erde.«
»Die Bauern ernten Orangen und Mandeln, das musst du gesehen haben.«
»Klingt fantastisch. Warum wollt ihr dann
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