Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung
ihn eben nur irgendwelche Gefäße aus Keramik.« Nach diesen langen Ausführungen trank Karin einen großen Schluck Wasser und blickte Sandra fragend an. »Siehst du das ebenso, oder bin ich auf dem Holzweg?«
»Ich weiß nicht, ob ich Adinas Symbolik kapiert hätte, aber was du sagst, hat Hand und Fuß.«
»Gut, weiter im Text. Da Adina Aramis bei seinem Einbruch beobachten muss, hat sie sich ein Versteck suchen müssen, welches ihr eine Beschattung erlaubt. Da sie nicht genau einschätzen konnte, wann er kommt, musste sie eine Wartezeit von mehreren Tagen einplanen. Somit konnte sie nicht einfach auf dem gegenüberliegenden Kinderspielplatz auf der Wippe Platz nehmen. Schau bitte einmal aus dem Fenster und sage mir, ob du ihr Versteck ausmachen kannst. Wenn du nämlich zu demselben Ergebnis wie ich kommst, dann liegen wir mit hoher Wahrscheinlichkeit richtig.«
Sandra schnellte gespannt aus ihrem Sessel hoch und wartete, genau wie Karin vor ihr, auf den nächsten Blitz. Als dieser wie bestellt die Gegend erleuchtete, nickte sie befriedigt. »Gegenüber von diesem Haus steht dieselbe Art Gebäude, nur noch nicht rekonstruiert. Wenn ich Adina wäre, würde ich mir da ein lauschiges Plätzchen suchen.«
»Fein, dann sind wir einer Meinung.« Karin wirkte erleichtert.
»Okay«, meinte Sandra. »Denkst du, dass Adina, Aramis nach dem Einbruch in ihre Wohnung beobachtet hat und ihn verfolgte, um seinen Aufenthaltsort zu entdecken?«
»Das war mein erster Gedanke, und ich hoffe sehnlichst, dass es nicht so ist.«
»Aha und warum?«, fragte Sandra mit langem Gesicht.
»Wenn Adina ihn beschattet hat und so sein Versteck ausfindig machte, dann werden wir irgendwann zu einem Tatort gerufen und finden eine oder zwei Leichen im Verwesungszustand.«
»Hübscher Gedanke. Aber vielleicht ist Adina einfach hier in die Wohnung spaziert, als er gerade so richtig schön geräumt hat.«
Karin schüttelte den Kopf. »Nein, dann würde es hier aussehen wie in einem Schlachthaus. Sobald die beiden aufeinandertreffen, fallen sie übereinander her wie tollwütige Köter.«
»Deine Wortwahl wird blumiger«, grinste Sandra. »Du hast doch sicher eine weitere Möglichkeit auf Lager? Also lass hören!«
»Ich sprach doch von Adinas Schachspiel. Ich glaube, sie hat mit der Möglichkeit gerechnet, dass Aramis ihr Zeichen nicht versteht. Verfolgt hat sie ihn bestimmt auch nicht. Adina ist gefährlich klug. Sie weiß bestimmt, dass eine Beschattung immer unsicher ist. Zu viele Komponenten spielen da hinein und es ist leicht möglich, dass durch einen dummen Zwischenfall der Beschatter sein Zielobjekt aus den Augen verliert. Nein, sie wusste ganz genau, dass sie nur eine einzige Chance hat. Und sie wollte ganz bestimmt auch selbst den Ort festlegen, an welchem die Auseinandersetzung stattfinden soll… Ich weiß nur noch nicht so recht, wie sie es anstellen will, Aramis an diesen Ort zu locken.« Karin wurde unsicher, sie beugte sich nach vorn, stützte ihre Ellbogen auf, verschränkte die Hände und massierte mit ihren Daumen ihre Oberlippe.
»Vielleicht wird es leichter, wenn wir die Angelegenheit kurz zurückstellen und etwas anderes besprechen?« Sandra griff nach den Kopien und entfaltete die Blätter.
»Ja, lassen wir es erst einmal sacken. Du sagtest, dass du eventuell noch eine Entdeckung gemacht hast.«
»Bei dem Studium der Anwesenheitsliste ist mir ein Sachverhalt sauer aufgestoßen. Ich meine die Liste, auf der alle Beteiligten der Gegenüberstellung von Sarah mit den beiden der Vergewaltigung Verdächtigten aufgelistet sind.«
»Und meine Ausdrucksweise ist blumig?«, murmelte Karin.
»Ja, ja«, Sandra wedelte mit ihrer freien Hand. »Jedenfalls taucht der Name des ermittelnden Staatsanwaltes nicht auf. Lediglich ein Assistent von ihm war anwesend. Du kennst Staatsanwalt Reiter besser als ich, sieht im das ähnlich?«
Karin sprang wie elektrisiert hoch und riss Sandra das Dokument aus der Hand. Sie überflog die Liste, ließ das Stück Papier dann achtlos fallen und sagte: »Über Reiters Arbeitsweise kann ich leider nichts Negatives sagen. Er war immer äußerst korrekt. Die Gegenüberstellung in einem Vergewaltigungsfall hätte er sich auf keinen Fall entgehen lassen. Wenn er also nicht dabei war, dann hat das schwerwiegende Gründe.«
»Ein Grund könnte sein, dass er vermeiden wollte, dass Sarah aufsteht, mit dem Finger auf ihn zeigt und ihn der Vergewaltigung bezichtigt«, meinte Sandra mit unverkennbarer
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