Vom Baum Der Erkenntniss
nicht heraus. Die Gewöhnung und Umgebung sind es, die an ihnen alles gering, oberflächlich, ja nicht selten spöttisch und böse machen.
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Ich mißtraue jedem weiblichen Wesen, das ernste Fragen mit süßem stereotypem Lächeln beantwortet. Es wird in seinen vier Pfählen auf die heitersten Fragen mürrisch antworten.
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Penelope am Webstuhl hab' ich oft abgebildet gefunden. Penelope aber, die Nachts ihr Gewebe wieder auftrennt, wäre ein ergreifenderer Vorwurf. Oder geht diese Mischung von List, Liebe, Sorge, Schmerz, Hoffnung, die in den Zügen der treuen Gattin geschildert werden müßte, über die Kraft der Malerei hinaus und gehört nur dem Dichter?
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Die erste Stelle im Paradiese werden diejenigen einnehmen, die sich in der Ehe getäuscht haben und doch ausharrten.
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Kein Herz liebt wärmer und mit ganzer Seele hingegebener, als das eines Mannes, dem sich noch einmal in den Jahren, wo wir keine Liebe mehr zu gewinnen hoffen dürfen, ein weibliches Wesen aufrichtig hinzugeben vermag.
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Der wahre Reiz, welcher Liebende verbindet, besteht darin, sich gegen die Welt schützen und vertheidigen zu müssen.
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Gegen so manche Verstimmung, die im ehelichen Leben vorkommt, pflegt man Liebe, Schonung, Duldung und ähnliche Systeme des Gemüths als Vorbau zu empfehlen. Wir wollen eines der sichersten Präservative gegen eheliche Verstimmung nennen. Es ist die Einführung einergewissen höflichen Gegenseitigkeit. Es gibt noch vielfach andere Lebensverhältnisse, wo man gut thun würde, den Umgang statt auf eine vieldeutige Güte einfach auf Anstand zu begründen.
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Jeder Mann, der sogleich in dem ersten Jahr seiner Ehe den Zauber seines Werthes, den er seiner Gattin haben sollte, verliert oder geschehen läßt, daß sie (wie in der Regel versucht wird) jenen Zauber muthwillig zerstört, wird ein unglückliches und verfehltes Leben führen.
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Der Mann liebt wahrhaft nur da, wo ihm sein Gegenstand die reichste und vollste Gelegenheit verbürgt, sich in seiner vollen Liebesfähigkeit und seinem ganzen Manneswerth darzustellen.
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Wir lieben im Alter ganz noch so feurig wie in der Jugend, nur daß sich in letzterer unsere Liebe von selbst verräth, im Alter sie gesucht, entdeckt, ermuthigt sein will.
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»Eine ausgezeichnete Hausfrau!« – und doch eine herzlose Gattin. In der Ehe ist es noch nicht genug, daß in der Sorge für die Harmonie des Hausganzen die Sorge für die einzelne Person mit aufgeht. Aus der Sorge für die einzelne Person, für den Gatten und wie nun dessen Natur und Bedürfniß einmal ist, soll erst die Harmonie und Schönheit des Hausganzen hervorgehen.
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Manche Ehefrau steht lebenslang mit dem feurigen Schwert neben ihrem Gatten, um von ihm fern zu halten, was nur irgend noch ans verlorne Paradies erinnern könnte.
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So oft sich Eheleute, wenn sie Kinder haben, in Gegenwart derselben vorwerfen: Wir hätten uns nicht heirathen sollen! begehen sie einen Mord.
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Bis der Jüngling einen Begriff von Frauenschönheit – äußerer und innerer – gewonnen hat, hat er sich meist längst schon zu seinem zeitlichen Verderben verliebt und gebunden.
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Eine Frau, die Geist und Talent hat, steht unter ihrem Geschlecht einsam. Vergebt ihr, wenn sie sich zu den Männern flüchtet.
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Größe isolirt. Seid nachsichtig, wenn große Männer mehr, als ihr billigt, die Frauen suchten.
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Gerade deßhalb, weil die Form das Wesen des Schönen ist, können auch Liebe und Freundschaft ohne Form nicht bestehen.
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»Siehst du nicht, wie nachgiebig ich bin!« Ja, ganz recht, du führst mit mir ein Buch, worin du für das Soll einer jeden Nachgiebigkeit von deiner Seite das Haben einer Nachgiebigkeit von meiner notirst. Schenke mir aber dreimal ein Soll, bis du einmal ein Haben verlangst, dann will ich dich nachgiebig nennen.
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Es ist schwer, mit Personen umzugehen, bei denen man, wenn man so edel war, in einem Streit, um ihn nur zu beendigen, nachzugeben, immer auch wirklich verloren hat. Leider ist dies zumeist in der Ehe der Fall.
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Satan hat wol an wenig Menschen so viel Freude, wie an einer jungen Wittwe, die, vom Sterbebett ihresMannes hinwegblinzelnd, schon wieder lüstern die Augen in die sich ihr neu erschließende Welt schweifen läßt, sich frei und begehrenswerth fühlt!
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Das Unglück der Männer sind diejenigen Frauen, die trotz aller Eigenschaften einer mit uns durchaus und nun und nimmer zusammenklingenden Natur uns doch durch irgend einen
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