Vom Baum Der Erkenntniss
wirklich deine wahreNatur. Dein Pfiffigsein erschrickt mich nicht, deinem falschen Gemüthlichsein, dem vertraue ich.
Auf diesen Fuß kann man sich mit den meisten Österreichern stellen.
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Die besten und edelsten Menschen gleichen zuweilen schönen Gegenden, die im Nebel und Regen das nicht sind, was im Sonnenschein. Erst unsere Liebe und der Glaube an sie giebt ihnen die rechte Beleuchtung. So ist es zumeist auch nur unsere Schuld, wenn uns so viele Menschen nicht in ihrem vollen Werthe aufgehen.
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Es ist schwer, mit Menschen zu leben, die bei einer zufälligen Heiterkeit, die sie befällt, sogleich alles heiter, bei einem zufälligen Unmuth, der sie ergreift, sogleich alles unmuthig ansehen.
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Unmöglich ist es, mit Menschen zu leben, die nur Eins von Beiden können, entweder zerstören oder aufbauen.
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Ein rechtes Hauskreuz sind Kranke, die ihr Siechthum nicht eingestehen wollen und für die Verdrießlichkeit, mit der sie ihr trauriger Zustand erfüllt, unaufhörlich nach äußern Gründen suchen.
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Wenn man sich recht herzlich freut, daß Jemand Glück hatte, so ist damit noch nicht gesagt, daß man ihm auch einräumen will, das Glück verdient zu haben.
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Takt ist die höchste Blüthe einer allmähig erlangten Umgangsbildung. Herzensgüte und Bescheidenheit brauchen sich nicht viel Mühe zu geben, diesen Bildungsgrad zu erlangen. Ihnen ist er angeboren, Takt ist der Verstand des Herzens.
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Höre zu, wenn man dich tadelt! Höre aber auch zu, wenn man dich lobt! Entwindest du dich dem Lobe, so kränkst du den, der sich's zum Verdienst anrechnen durfte, dich erkannt zu haben.
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Setze dich nicht unnütz selbst herab! Was du selbst von dir Schlimmes gesagt hast, wird geglaubt.
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Edles, mildes, gutes Herz, du möchtest so gern helfen, möchtest allen Menschen nur Glück bereiten! Kämest du aber auch nur mit deiner Hülfe immer noch früher, ehe sie verlangt wird. Längst kann ein Auge schon hoffnungsvoll nach dir hinüber geblickt haben, längst schon kann eine in deiner Nähe hörbar seufzende Existenz wurzellos geworden, vom Strom des Verderbens unterwühlt zusammengebrochen sein, während sie noch äußerlich wie lebenschimmernd und mit alltäglichem Grün überzogen neben dir zu weilen scheint. Edelmuth des Herzens, auch du schärfe die Augen! Es gehört Entäußerung dazu, einem fremden Daseinin seinen Grundquellen nachzufühlen und aus den Symptomen einzelner Stockungen desselben sich die Zustände selbst zu entnehmen, wie sie sind. Sagst du aber wol gar: Ehe ich helfe, will ich die Noth eingestanden und bekannt wissen! dann weiß ich freilich, du leidest nicht nur an Trägheit deiner Gefühle, sondern in deinem Wohlthun birgt sich ein anderer, schlimmerer Wurm – Herrschsucht und Haß.
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Zeige dich doch so oft als nur möglich in dem einfachen, immer aber schönen Schmuck der Güte. Glaube nicht, daß die Güte je den Schein der Schwäche geben kann oder wol gar langweilig wirkt.
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Du rühmst dich, daß dein eignes Selbst dir Freunde erworben hätte, die Feinde, die du hast, schreibst du dem Geschick zu. Meist ist es aber umgekehrt. Die Freunde schenkte dir das Geschick, die Feinde erwarbst du dir selbst.
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Halte inne, wenn ein behaglicher Augenblick dich überrascht und du anfängst, Geständnisse und Bekenntnisse zu machen! Was dir da über die Zunge läuft, in der Regel wird es hintennach bitter bereut.
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Schrecklich sind Menschen, die einmal gehört haben, man müßte, um Geist zu zeigen, nicht immer der Meinung des Andern sein, und nun auch jeder Behauptung, die sie hören, eine andere gegenüberstellen.
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Frohmuth ist die Freude eines Vogels auf dem Felde: Sorglosigkeit die Freude eines Vogels im Käfig.
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Hat einmal eine Freundschaft den Höhepunkt ihrer Bewährung erreicht, etwa durch ein großes, von ihr gebrachtes Opfer, so tritt sie in eine gefahrvolle Krisis, die nur zwei edle Menschen überstehen können.
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Freundschaften, die aus früherer Verfeindung entstanden sind, pflegen innige zu werden. Man hat sich in der Kraft seiner Individualität bereits erprobt.
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Wenn dir ein Unglück begegnet ist, das Wenige kennen, so plaudre es selbst nicht aus. Nicht immer ist es die Schadenfreude, die es weiter trägt, aber auch selten das wahre Mitgefühl.
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Mit manchen Menschen kann man nicht zu Zweit umgehen, während sie uns zu Dritt ganz angenehm sind.
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Manchmal kommt uns eine Beleidigung recht erwünscht. Sie gibt uns über
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