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Vom Baum Der Erkenntniss

Titel: Vom Baum Der Erkenntniss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Gutzkow
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Vergangenen zielen. Daß sich aber das Erlebte einprägt, dafür sorgt schon das Naturell, das Interesse des Verstandes und Herzens. Viel mehr kommt es auf die Bildung der Fühlfäden an, welche die weibliche Seele in das Zukünftige auszustrecken hat. Eine solche Ehe zumal, wo der Mann der ewig Voraussehende und die Frau die ewig Ueberraschte ist, kann unmöglich eine behagliche sein.
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    Oberflächlich sind die Frauen, die einem Mann ihr Herz nicht schenken können, dessen Geist sie in Verlegenheit setzt.
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    Der Mißbrauch eines Mutterherzens ist Kirchenraub.

Der Mensch zum Menschen.
    Ermüde doch nicht, dir die Menschheit zu gewinnen, selbst wenn du mit Betrübniß wahrnehmen solltest, daß alle Liebe und Freundschaft, die du gefunden, doch nur die Folge deines ersten Entgegenkommens gewesen.
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    Glück verbreiten wir nur da, wo wir nicht an unser eignes denken.
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    Nur diejenige Geselligkeit ist schön, die an den Traditionen der Sitte keinen Zweifel aufkommen läßt.
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    Willst du die Probe haben, ob die Liebes-, Freundschafts- und Hingebungsversicherungen, die du empfangen hast, auch wahr gemeint sind, so beobachte, wie sich dein neuer Freund benimmt, wenn er dir in einem gesellschaftlichen Kreise begegnet. Ist er da gegen dich zerstreut, getheilt in seiner Hingebung, wol gar fremdartig, so könnte ihn höchstens Eitelkeit oder Gefallsucht entschuldigen, wenn er die Besinnung auf die Gefühle, deren er dich unter vier Augen würdigte, im Kreise anderer Machtbegabungen oder Schönheiten oder auch nur zerstreuender Eindrücke vergessen zu haben scheint. Dünkel, Ehrgeiz, Dummheit auch erkennst du daran, daß sich an einer fürstlichen Tafel dein Nebenmann, der dich bei einer andern Gelegenheit wohl zu würdigen wußte, kaum noch auf dich besinnen zu können scheint. Hohe Bildung und Liebenswürdigkeit verräth es, im Salon denselben Ton festhalten und fortsetzen zu können, den z. B. eine Frau im Boudoir einhält.
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    Anerkenne fremdes Verdienst und der Anerkannte wird dich fördern.
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    Unerträglich ist es, mit Menschen zu verkehren, die auch im gewöhnlichen Leben, wo es auf Beweisführung für unsern Charakter und unsere Natur gar nicht ankommt, dennoch immer die Principien und bewußten Maßstäbe zur Hand haben, die sie ja immerhin beim Handeln im Großen und Allgemeinen leiten mögen.
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    Gesteh' es nur, viele Menschen hältst du nur deßhalb für gut, weil es dir lästig und unbequem sein müßte, von ihnen das Gegentheil anzunehmen. Und im Grunde ist es auch gut so. Man kann nicht leben mit einer Gesellschaft, deren Bestandtheile man bis auf die Atome untersuchen wollte.
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    Der Geist muß sich unter jedem Himmelsstrich bewähren. Dem Herzen gestatte für seine Offenbarung ein eigenes Klima.
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    Wenn uns Jemand ein Unrecht zugefügt hat und er erkennt seinen Fehler, so verdrießt es ihn in der Regel, sich schämen und sein Unrecht wieder gut machen zu sollen. Da zieht er den bequemeren Ausweg vor, dich zu hassen. Deßhalb wird man gut thun, sich nicht sofort allzuempfindlich zu zeigen für jedes Unrecht, das uns widerfuhr.
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    Da es leider nur zu sehr feststeht, daß ein Unrecht, wozu die Menschen sich zu bekennen gezwungen werden, sie nicht reuevoll, sondern trotzig macht und daß sie den, der sie beschämte, hassen, so stöbre nicht jedes dir zugefügte Unrecht auf. Es ist wie im Leben der Bühne. Gewiß ist das Schauspielerleben ein Gassenlaufen durch fortwährende Kränkungen. Aber schon Iffland hat gesagt: Wer empfindlich ist, kommt zu nichts.
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    Die große Mehrzahl der Menschen muß man, will man sie gut haben und gut behalten, leider ganz in der Art lassen, wie sie eben sind. Der geringste Versuch, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, sie zumBewußtsein ihres Thuns und Lassens zu führen und aus ihrem gewohnten Geleise, ihrem einmal angenommenen Wesen aufzustöbern, macht sie gefährlich, während sie sonst ziemlich unschädlich neben uns hertrotten.
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    Einen Freund gefunden zu haben, das scheinen manche Menschen die Entdeckung eines bequemen Sophas zu nennen, auf welchem sie glauben sich mit ihren Unarten so recht ausflegeln zu können.
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    Das sind wunderliche Heilige, denen mit unverkennbarer Fraktur und mit tausend Schlängelchen und Aederchen listig sein sollende Gedanken im – ehrlichsten Antlitz auf- und abhüpfen.
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    Närrischer Kauz, jage mir nur keinen Schreck ein! Das, was du als Maske vornimmst (Gemüthlichkeit, um Pfiffigkeit zu verbergen), das ist

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