Vom Baum Der Erkenntniss
den, der sie uns zufügte, die Freiheit des Urtheils.
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Hüte dich vor den ewig Späßelnden! Es sind Intriganten.
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Man beweise sich nicht als Freund, schreien die Menschen, wenn sie Beweise der Freundschaft nicht in bedeutenden, wichtigen Krisen, sondern bei hundert kleinen Nergeleien, Quälereien und Wünschen haben wollen.
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Ich bin dir höflich, weil – ich dir Besseres nicht zu bieten vermag.
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Bei gewissen Menschen, die keineswegs zu den versteckten gehören, ist es deßhalb schwer, auf den wahren Grund ihres Wesens zu kommen, weil sie eine angeborne Güte veranlaßt, Lebensarten und Umgangsformen anzunehmen, die durchaus nicht in ihrem eigentlichen Charakter liegen. Es gehört ein feiner Sinn dazu, ihren Werth nicht zu unterschätzen, und Vorsicht und Behutsamkeit,ihre Wahre Natur nicht zu unserm Nachtheil herauszufordern.
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Tyrannische Naturen verlangen, daß man sie mit dem Aufgebot aller unserer Kräfte bedient und dabei doch nur so wenig Geräusch (oder davon Aufhebens) wie möglich macht.
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Laß dir aufs allerdringendste die Vorsicht angerathen sein, daß du auch nicht von einem einzigen Menschen in der Welt annimmst, er wäre unbedeutend.
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Zeige, daß du gütig bist; aber verbirg die Absicht, es sein zu wollen, eben so sehr wie die Freude darüber, daß du es sein kannst. Jede Rührung, die du über dich selbst empfindest, wird dir die Welt zum Uebel deuten. Sie glaubt nicht, daß unsere Tugend aus zwei Theilen bestehen darf: aus einem Schatz undeinem Wächter, der ihn hütet! aus Gästen, die da anklopfen, und einem Wirth, der aufthut: aus einem Gewinn unsers Werthes für uns selbst und aus unserer Freude daran.
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Als ein gutes Mittel, saumselige Menschen zur Erfüllung ihrer Verbindlichkeiten, auch der Verbindlichkeiten des Umgangs, zu bringen, kann man die fortgesetzte Anwendung kalt zuvorkommender Höflichkeit empfehlen.
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Wer in den Ruf kommen will, witzig zu sein, muß lediglich die Scheu überwinden, zu Zeiten auch blos albern zu erscheinen.
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Thee, scheint es, macht nicht so medisant wie Kaffee.
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Wer da so umständlich kommt und »deinen Rath« begehrt, der sucht gewöhnlich nur für Entschlüsse, die längst von ihm gefaßt sind, Jemanden, der die Verantwortlichkeit mitübernimmt.
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Es ist eine gewöhnliche Art und Weise Derer, die uns Freunde sein wollen, die Zahl der Feinde, die wir hätten, nicht groß und ergrimmt genug darstellen zu können. Um sich zu beruhigen, ziehe man immer ein gut Theil von den Schilderungen ab, die sie nur deshalb machen, um ihren eignen Werth für uns zu erhöhen oder um sagen zu können, wie sehr sie uns vertheidigt hätten.
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Viele Männer erscheinen schroff und kalt, weil sie in ihrem innersten Wesen etwas Weibliches haben und, statt zu lieben, geliebt sein wollen. Fällt auf sie dieser Sonnenstrahl, so thauen sie überraschend auf.
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Ein Dichter, der auf seine Gedichte, ein Maler, der auf seine Bilder eitel, eine Schöne, die ganz nur von ihrer Schönheit erfüllt ist, wirken im höchsten Grade unerfreulich. Ist aber der Dichter nur eitel auf die zufälligen Kenntnisse, die er hat, der Maler auf seine Kunst, einen Hofball zu arrangiren, die Schöne auf Empfindungen, die sie nicht hat, so läßt sich mit so wunderlichen Heiligen schon auskommen.
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Unerträglich sind die Menschen, wenn sie jeden kleinen Schein, den sie vom Recht hatten, mit nicht endenden Worten und Scenen ausbeuten. Willst du Menschen zum innigsten Umgang in Liebe und Freundschaft befähigen, so erziehe sie zur Großmuth!
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Auf Roheit Hoheit – !
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Apotheker liefern Mückenfett, Hirschtalg, Bärenfell, Alles aus einem und demselben – Schweinschmalztopfe. Das sind die Lobeserhebungen und Schmeicheleien, die Weltroutine für Alle und Jeden bereit hält.
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Klatschsucht ist oft ein respektabler und liebenswürdiger Mittheilungsdrang, dem es leider am würdigen Stoff gebricht.
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Der Umgang mit Flegeln ist leicht. Schwer aber ist auskommen mit den zartbesaiteten, sogenannten edlen Naturen, die gewöhnlich aufs tiefste verletzt sind, wenn doch nicht alles nach ihrem Wunsch gegangen.
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Weß das Herz voll ist, davon – schweige der Mund!
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Für das Ertragen jener Umgangsroheiten, mit denen es, wie man zu sagen pflegt, »so böse nicht gemeint sein sollte,« ist denn doch nicht Jedermann gemacht.
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Nirgends läßt sich mehr physiognomisches Menschenstudium anstellen als in einer Gemäldegalerie. Nämlich unter
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