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Vom Baum Der Erkenntniss

Titel: Vom Baum Der Erkenntniss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Gutzkow
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den Zuschauern. Den geistvollen und charakteristischen Künstlergebilden gegenüber hat man da sogleich von jedem Kopf sein specifisches Gewicht.
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    Einen Feind hassen wir nicht so sehr, als einen Freund, der sich nur halb bewährte.
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    Die Ursache, warum dir ein Mensch zu zürnen scheint, suche, wenn du darüber nachsinnst, nicht in dem, was du ihm gethan, sondern in dem, was du ihm zu thun unterließest.
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    Kalt wollt Ihr nicht den plötzlich leidenschaftlich auflodernden, dann aber um so mehr wieder in Apathie versinkenden Menschen nennen. Kalt aber nennt Ihr den, dessen Gemüth eine sich immer gleichbleibende, wenn auch maßvolle Wärme des Antheils besitzt – !
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    Discretion lernt sich nur im engern Zusammenleben mit Menschen. Ein einsamer Charakter plaudert sich und Andere aus purer Gemüthlichkeit aus.
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    Man kann Niemanden beibringen, wie er es anstellen soll, nicht eitel zu sein. Man kann nur lehren, Eitelkeit verbergen.
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    Es wird vielen Menschen so schwer, eine Unterhaltung zu führen. Sie glauben das Beste zu thun, wenn sie Thatsache an Thatsache reihen. Und dennoch müssen sie sehr bald entdecken, daß sie auf diesem Wege weder Andere anregen können noch für sichselbst sicher sind, sich nicht bald erschöpft zu fühlen. Die Kunst der Unterhaltung besteht dann, aus Thatsachen sofort allgemeine Gedankenreihen herzuleiten.
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    Den übertriebenen Glauben an ihren Werth wollen wir doch denen am ehesten verzeihen, die durch ihre Eitelkeit ein zufriedenes Gemüth gewinnen für sich selbst und zugleich für Andere, die über sie lachen müssen, des Lebens Heiterkeit verbreiten.
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    Wie jedes Glas einen Ton hat, durch dessen Angabe im fortgesetzten Crescendo es zuletzt ohne alle Berührung springt, so suchen schlaue Menschen jeder ihnen begegnenden Persönlichkeit durch Ergründung des geheimsten Zusammenhanges ihrer geistigen Textur sogleich als siegreiche Matadore beizukommen. Man erkennt sie daran, daß sie uns nur immer Eine Seite unseres Wesen vorhalten. Ist diese eine liebenswürdige, die uns schmeichelt, so ist die Gefahr für uns doppelt groß.
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    Sich in der Welt mit einem uns eben verhängten Schmerz plötzlich vereinsamt zu betreffen, ist lange nicht so erschreckend, als die Entdeckung unserer Vereinsamung, wenn wir uns nach dem Genossen einer plötzlichen Freude umsehen.
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    Wenig Menschen vergeben es uns, wenn wir ihnen den Effekt berechneter Phrasen durch die Natürlichkeit einer unerwarteten Zwischenrede, eine Interpellation, verderben.
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    Es ist Menschen von Geist und Herz eigen, sich gern einfach und gemüthlich zu geben. Gleichgestimmten Seelen gegenüber kommen sie damit trefflich aus. Aber mit dummen Menschen ist diese Umgangsform gefährlich. Die Dummen nehmen die künstliche oder freiwillige Schwäche der Starken meist für eine natürliche und können, da sie gewohnt sind, immer geradeaus zu tappen, es wirklich dahin bringen, daß sogar der gescheidteste Mensch ihnen gegenüber durch sein Incognito ins Gedränge kommt.
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    Sprich immerhin laut über dich selbst, nur – denke nicht laut über dich selbst – !
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    Wie oft möchte man nicht im Leben die Worte des Dichters:
    »Denn aus Gemeinem ist der Mensch gemacht – !«
    mit Hervorhebung des drittletzten Wortes der wiederholen!
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    Eines der glücklichsten Besitzthümer des Menschen ist ein dankverpflichteter Freund.
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    Bizarr ist die Phantasie der Furcht. Noch bizarrer die des Mißtrauens.

Walten und Schaffen des Genius.
    Große Gedanken sind umrauscht von einer göttlichen Musik. Der Dichter hört diese Musik meistenteils früher, ehe er noch den Gedanken, den sie begleitet und einführt, klar anzugeben vermag.
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    Dichten heißt: Bedeutenden, aber schweifenden Anschauungen der Phantasie oder auch seltsamen, aber unbestimmten Regungen des Gemüths durch den Verstand eine begrenzte Form geben. Modische Blender kehren diesen Proceß um. Sie stutzen die Verständigkeit mit phantastischem oder allerlei Gemüthsflitter auf.
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    Die höchste Gunst der Muse, die dem schaffenden Genius zu Theil werden kann, ist die, daß seine ihm persönlich behagliche Weise auch zugleich unmittelbar den Begriff des Schönen selbst deckt. Darum aber ist die Reise, die manchmal ein Genius von seiner Heimath aus erst zum Land der Schönheit machen muß, noch nicht der gerechte Maßstab seiner Beurtheilung.
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    Wenn du ein Bild von Kaulbach siehst, so frage nicht Cornelius um sein Urtheil. Es ist erklärlich und

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