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Vom Dämon besessen

Vom Dämon besessen

Titel: Vom Dämon besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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zutrat, mit Kälte, blickte betont auf die
Wanduhr, auf der es vier Minuten nach fünf Uhr war, und konzentrierte sich dann
erneut auf sein Make-up.
    »Ich
möchte Ihren Boss sprechen«, vertraute ich ihr mit leiser Stimme an.
    »Mr.
Morgan ist den ganzen Tag über nicht im Büro gewesen«, teilte sie ihrer Puderdose
mit schriller, leicht winselnder Stimme mit. »Ich weiß auch nicht, ob er morgen
kommen wird .«
    »Okay
— ich will’s Ihnen glauben«, sagte ich großzügig. »Ich werde mich dann an den
Zweitkommandierenden wenden .«
    »Hm?«
Sie blickte flüchtig auf, einen deutlich gereizten Ausdruck auf dem Gesicht.
»Was haben Sie gesagt ?«
    »Wenn
Mr. Morgan weg ist, muß sich doch wohl ein anderer um seinen Laden kümmern ?« erklärte ich. »Oder halten Sie vielleicht dann die ganze
Zeit über im Vorzimmer Sexorgien ab ?«
    »Was?«
Ihre trüben wasserblauen Augen blinzelten nervös. »Was haben Sie gesagt ?«
    »Wo
ist das Büro des Geschäftsführers ?« knurrte ich.
    »Durch
diese Tür und dann die zweite Tür rechts.« Sie ließ mich vier oder fünf
Schritte gehen, bevor sie fortfuhr: »Aber dort ist jetzt niemand. Mr. Johnson
ist früh nach Hause gegangen .« Ihre Stimme klang
ausgesprochen heiter.
    »Ich
möchte nicht Mr. Johnson sprechen — wer er auch sein mag .« Ich drehte mich um und blickte sie finster an. »Ich möchte...«
    Sie
zuckte geringschätzig die Schultern. »Sie sagten, Sie wollten den
Geschäftsführer sprechen. Nicht wahr?«
    »Und
das ist Miss Prostett !«
    »Nein,
das ist Mr. Johnson .«
    Eine
Art tödliches Schweigen herrschte — währenddessen wir in der inbrünstigen
Hoffnung, Blicke könnten vielleicht, wenn wir uns recht bemühten, doch töten,
unsere gesamte beiderseitige Willenskraft mobilisierten.
    »Nun«,
sagte ich schließlich, »das war ein drolliger Einfall, Kollegin. Was kommt
jetzt? Zwei Chöre aus Swanee River ?
Haben Sie Ihr Tamburin mitgebracht ?«
    Ihre
Augen wurden feucht vor Nervosität. »Die einzige Miss Prostett ,
die wir hier haben, ist die Miss Prostett , die sich
um die neuen Begabungen kümmert .«
    »Und
sie ist nicht Geschäftsführerin ?«
    Der
Rotkopf lachte bei dem Gedanken schrill auf. »Die?«
    »Was
für einen Status hat sie dann hier überhaupt ?« fragte
ich.
    »Es
gibt sechs leitende Angestellte hier, abgesehen von Mr. Morgan und Mr.
Johnson«, zählte sie sorgfältig auf. »In der Reihenfolge des Dienstalters
gesehen, ist Miss Prostett die sechste auf der Liste .«
    »Wo
finde ich also die jüngste leitende Angestellte ?«
    »Durch
diese Tür und dann das letzte Büro links.«
    »Danke .« Ich nickte höflich. »Ich kann nicht behaupten, daß Sie
eine große Hilfe waren, aber Sie sind wenigstens konsequent geblieben, das ist
schon etwas !«
    »Wenn
ich Sie etwas fragen darf — ?« Sie fuhr sich nervös
mit der Zunge über die Lippen. »Sind Sie in der Branche tätig — ein Künstler,
meine ich ?«
    »Warum ?« fragte ich vorsichtig.
    »Ich
habe mich nur gefragt, ob Sie vielleicht einer dieser neuen Komiker sind .« Wieder fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. »Sie
wissen schon — die, welche im College gewesen sind, damit sie gleichzeitig
gebildete und dreckige Bemerkungen machen können ?« Ihre wässrigen Augen begannen qualvoll zu schielen. »Am Anfang, als Sie
hereinkamen, dachte ich eine Weile, Sie machten dreckige Bemerkungen, aber ich
war nicht sicher .«
    »Nein,
ich bin kein Komiker«, sagte ich ernsthaft. »Ich bin ein Damenimitator — Lulu
Laverne ist mein Künstlername .«
    Sie
schluckte krampfhaft. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie Frauenkleider und alles
übrige anziehen ?«
    »Alles«,
versicherte ich ihr.
    »Himmel !« Sie blinzelte heftig. »Was tun Sie denn dann — singen ?«
    »Singen ?« sagte ich verächtlich. »Ich bin eine Strip- tease -Tänzerin !«
    Dann
verschwand ich schnell durch die Tür in den langen Korridor, bis ich
schließlich das letzte Büro auf der linken Seite erreichte. Die Tür stand
bereits offen, also warf ich einen Blick ins Zimmer und stellte fest, daß das
Büro ausgesprochen auf den jüngsten leitenden Angestellten zugeschnitten war.
Ein Schreibtisch, ein Stuhl und zwei Karteischränke nahmen etwa sieben Achtel
des verfügbaren Raums ein, und eine prächtig proportionierte Blonde, die mir
den Rücken zuwandte, beanspruchte den Rest.
    »Ich
habe immer großen Respekt vor führenden Persönlichkeiten, die über genügend
demokratische Bescheidenheit verfügen, mit dem kleinsten

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