Vom Dämon besessen
glaube auch
nicht, daß es heute passiert wäre, wenn sie ihre morgendliche Heroininjektion
erhalten hätte. Aber der Mann, von dem sie das Heroin regelmäßig bezieht, ist
mit all den anderen Rauschgiftsüchtigen baden gegangen und so...«
Die
Matrone war schon lange fort, und ich fand, es sei jetzt auch für uns Zeit, zu
gehen. Ich packte also die nahezu hysterische Blonde in den Wagen und fuhr der
Restaurant Row zu.
Etwa
eine halbe Stunde später hob Lisa ihren zweiten
Martini zum Mund und seufzte zufrieden. »Jetzt fange ich an, mich ein bißchen
besser zu fühlen !«
»Tut
dir noch immer alles weh ?« fragte ich mitfühlend.
»Und
wie!« Sie schüttelte verwirrt den Kopf. »Weißt du was, Rick? Diese zehn Minuten
Gelächter verursachten mir mehr Schmerzen als die ganze letzte Nacht.
Merkwürdig, nicht?«
»Es
gibt nur eine Möglichkeit für dich, Süße«, sagte ich sachlich, »du mußt diese
Gewohnheit aufgeben, bevor dir vom Kopf bis zum Zeh alles weh tut .«
»Welche
Gewohnheit?« Ihre graugrünen Augen blickten mich mißtrauisch über den Glasrand
weg an.
»Lachen
— was sonst ?« sagte ich milde. »Wollen wir jetzt etwas
zu essen bestellen, oder möchtest du zuerst noch einen Martini ?«
»Martinis
— Plural!« Ihr Mund verzog sich spöttisch. »Du kneifst wohl, wenn es sich ums
Bezahlen handelt? Ich wußte, daß du kneifen würdest, aber ich hatte es woanders
erwartet, und ein Geizkragen hat so etwas Entwürdigendes...«
»Halt
den Mund !« sagte ich geistesabwesend. »Und es wird nur
ein Martini Singular, weil ich dich vielleicht später am Abend noch brauche .«
»Vielen
Dank, Mr. Holman«, knurrte sie wütend. »Ich stehe selbstverständlich zu Ihrer
freien Verfügung! Geben Sie mir nur einen Tritt mit dem Fuß, wenn es soweit ist.
Ja?« Sie ließ mir ein Lächeln zukommen, das mein Blut zum Gerinnen brachte. »So
zum Beispiel!«
Die
scharfe Schuhspitze prallte bösartig unter dem Tisch gegen mein Schienbein.
»So
habe ich es doch nicht gemeint !« stöhnte ich. »Ich brauche
jemanden, der mir bei Tyler Morgan hilft, und ich dachte, du könntest... Ach,
schon gut.«
»Ich
könnte was ?« fragte sie neugierig.
»Schwamm
drüber !«
»Armer
Rick«, gurrte sie mit heiserer Stimme. »Nun ist er wütend auf mich, weil ich
ihm das Schienbein zerschmettert habe !« Ihre Stimme
war eine einzige sinnliche Liebkosung, und die provozierend vorgeschobene volle
Unterlippe stellte eine offene Aufforderung zu einem Gewaltverbrechen in einem
öffentlichen Lokal dar.
»Ich
verzeihe dir, wenn wir über Tyler Morgan sprechen können«, bot ich ihr an.
»Okay«,
sagte sie. »Was ist mit Tyler? Ich meine, du hast ihn gestern
nacht als inferioren Tropf bezeichnet, und mehr gibt es darüber nicht zu
sagen .«
»Wir
wollen einmal von der Agentur, in der du arbeitest, sprechen«, sagte ich
entschlossen. »Ihr vermittelt Künstler, das hast du mir erzählt. Aber welche
Art Künstler im wesentlichen?«
»Meistens
Musiker. Ich meine Sänger, Bands, Pianisten. Weißt du ?«
»Was
sonst noch?«
»Ein
paar Schauspieler und Schauspielerinnen, aber keine sehr bekannten! >Junge
Talente — das ist unsere Spezialität, Lisa !< Ein
wörtliches Zitat unseres mitreißenden Gründers, Mr. Tyler Morgan!«
»Und
du leitest die Abteilung, die sich mit den jungen Talenten befaßt ?« sagte ich. »Und wie? Ich meine, was würde geschehen, wenn
ich ein junges Talent wäre und in dein Büro hereinspaziert käme ?«
»Ich
würde dir raten, deine Augen untersuchen zu lassen«, sagte sie liebenswürdig.
»Junges Talent, na!« Sie erbleichte vorübergehend, als sie den Ausdruck in
meinen Augen sah. »Nun, ich würde zuerst fragen, ob du eine Tonbandaufnahme
hast, und wenn ja, so würde ich dir sagen, du sollst in zwei Tagen
wiederkommen, nachdem unsere Experten Gelegenheit gehabt haben, sie abzuhören.
Wenn du keine Aufnahme hast, so würde ich sagen, du sollst wiederkommen, wenn
du eine hast .«
»Ich
habe also eine Tonbandaufnahme .«
»Dann
schicke ich sie zu unserem Mr. Whelan hinüber, der
der musikalische Genius der Agentur ist. Er war der K.-und-R.-Mann bei Melodie
und Rhythmus, als Tyler noch dort war .«
»K.
und R. ?« fragte ich.
»Künstler
und Repertoire«, erklärte sie. »Er bestimmt, von welchen Künstlern Aufnahmen
gemacht werden und welche Lieder sie singen oder welche Melodien sie spielen sollen.
Er kann jede Begabung beurteilen, und es spielt dabei keine Rolle, ob die
mitgebrachte Tonbandaufnahme
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