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Vom Dämon besessen

Vom Dämon besessen

Titel: Vom Dämon besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Büro vorliebzunehmen«,
sagte ich laut.
    Die
Blonde fuhr krampfhaft zusammen und drehte sich dann langsam mit feuerrotem
Kopf zu mir um.
    »Sie
brauchen doch hoffentlich heute kein neues Talent mehr ?« fragte ich demütig. »Ich kann weder spielen noch singen noch sonst etwas
dergleichen. Aber verabreichen Sie mir in aller Morgenfrühe — so gegen fünf Uhr
— ein Frühstück mit fast rohem Steak und Bourbon, so sind meine Leistungen
einmalig — haben Sie gesagt .«
    »Rick
Holman!« Lisas großer Mund zuckte und verzog sich zu einer kläglichen Grimasse.
»Das habe ich mir vermutlich selber zuzuschreiben! Nachdem ich den Mund so voll
genommen habe und dir vorgeschwindelt habe, ich leitete die Agentur und Tyler
Morgan sei nur eine Art Dekorationsstück! Na, okay — nun fang schon an zu
lachen !«
    »Ich
bin nicht hierhergekommen, um zu lachen«, sagte ich milde.
    »Warum
bist du dann hierhergekommen? Ich kann mir nur einen Grund denken und dafür ist
der Ort hier ungeeignet .«
    »Ich
dachte, wir könnten irgendwo zu Abend essen und du könntest mir alles über
Tyler Morgan erzählen — und seine unmittelbar in Vaughans Büro führende geheime
Verbindung«, sagte ich.
    »Diese
Verbindung war auch nur eine Ausgeburt meiner Phantasie«, sagte sie mürrisch.
    »Das
glaube ich nicht«, sagte ich. »Aber wie steht’s mit dem Abendessen ?«
    »Großartig!«
    »Hast
du noch ein neues Talent, das du für die Nacht wegschließen mußt? Oder können
wir gleich gehen ?«
    »Ich
muß nur noch schnell mein auf Liliputanergröße zusammengeschrumpftes Ego unter
den Schreibtisch schubsen, dann bin ich fertig .«
    Auf
unserem Weg hinaus, am Empfangstisch vorbei, bemerkte ich, daß mich der Rotkopf
mit den wasserblauen Augen mit intensivem Interesse musterte. Als wir eben die
Ausgangstür erreicht hatten, rief sie plötzlich: »Mister !«
    Ich
blickte zurück und lächelte höflich. »Ja, bitte.«
    »Ich
hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich Sie etwas frage ?« Sie senkte ihre Stimme zu schrillem Geflüster. »Aber es ging mir die ganze Zeit
im Kopf herum: Ob man wohl in einem solchen Sonderfall — beruflich, meine ich —
einen G-String trägt ?«
    Ich
nickte bedächtig. »Aus Goldbrokat.«
    »Wirklich?«
Ihre Augenlider zuckten. »Und wie steht es mit der — der — äh... ?«
    »Oberen
Hälfte ?« sagte ich hilfsbereit.
    Ihre
Augen wurden feucht vor Dankbarkeit. »Sie nehmen mir die Frage doch nicht übel ?«
    »Ich
bin über Ihr Interesse entzückt !« Ich lächelte mit
bescheidenem Stolz. »Die Antwort, meine Liebe, ist — Dekorationsschmuck.
Reizender kleiner Dekorationsschmuck in Form von Rosenknospen!«
    Sie
versuchte, etwas zu sagen, brachte aber nichts Heraus, vermutlich weil sie zu
überwältigt war. So ließ ich ihr ein Abschiedslächeln zukommen, schob Lisa ins
Treppenhaus und folgte ihr.
    »Was,
zum Kuckuck, soll das alles bedeuten ?« fragte sie
mißtrauisch, während wir die Treppe hinabgingen. »All der Quatsch über
G-Strings und wie Rosenknospen geformten Dekorationsschmuck?«
    »Die
Dame vom Empfang bat mich um meinen Rat, als ich hereinkam«, sagte ich obenhin.
»Sie will sich der Kunst zuwenden — im Sinne eurer Agentur —
, und nun ist sie drauf und dran, sich dir vorzustellen. Wir hatten die
feineren Einzelheiten ihres Kostüms besprochen .«
    »Mabel?«
Sie starrte mich einen Augenblick lang mit aufgerissenen Augen an. »Du meinst
Mabel ?«
    »Die
Empfangsdame«, sagte ich beiläufig. »Sofern das Mabel ist .«
    »Das
ist Mabel !« murmelte Lisa heiser. »Sie will sich mir
vorstellen? Als was?«
    »Als
exotische Tänzerin«, murmelte ich. »Sie hat sich ein ganz eigenwilliges
Spezialprogramm ausgedacht. Wie nennt sie es noch? >Der Tanz der Jungfrau
mit den wasserblauen Augen .< Ich glaube, so hieß
es.«
    Lisa
gab einen schwachen stöhnenden Laut von sich und wankte, geschüttelt von hilflosem
Gelächter, auf den Gehsteig hinaus. Sie schaffte es, sechs Schritte weit darauf
entlangzugehen, dann klappte sie zusammen, die Arme fest um sich selbst
geschlungen, um sich die schmerzenden Seiten zu halten. Eine strengblickende
Matrone mit kurzgeschnittenem grauen Haar und sprossendem Schnurrbart blieb
stehen und betrachtete sie mit offensichtlichem Mißfallen.
    »Das
ist ja widerwärtig«, sagte sie scharf und warf mir einen gehässigen Blick zu.
    »Das
tut sie nur, wenn sie trinkt«, sagte ich in entschuldigendem Ton. »Und dabei
ist es das erste Mal in sechs Monaten, daß sie getrunken hat! Ich

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