Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet
Vollmond, um genug Kraft für eine große Beschwörung zu haben.«
Tessa schüttelte den Kopf. »Die Überlappung der beiden Sphären ist wichtiger als die Mondphase. Wir haben gerade eine Periode hinter uns, in der die Überlappung jahrelang so gering war, dass es fast unmöglich war, höher als bis zur achten Ebene zu beschwören. Jetzt aber ist die Überlappung so groß, wie sie praktisch überhaupt nur sein kann. Aber nach diesem Monat wird es langsam wieder weniger werden.« Sie machte eine Kopfbewegung in meine Richtung. »Kara wäre schon längst eine professionelle Beschwörerin, wenn sie nicht gezwungen gewesen wäre zu warten, bis die Überlappung groß genug war, um einen Dämon der zwölften Ebene zu rufen.«
Ich sah Ryan an, dass er diese Information erst einmal verarbeiten musste. »Also, wenn jemand irgendetwas Größeres oder Mächtigeres beschwören will, dann wird er es während des nächsten Vollmonds tun – was bedeutet, dass wir weniger als eine Woche Zeit haben, ihn zu schnappen.«
Ich ging in die Küche und ließ mich auf einen Stuhl fallen. »Genau. Es bedeutet auch, dass er bis dahin noch mehr Morde begehen wird, um entsprechende Kraftreserven aufzubauen.« Gedankenverloren trommelte ich mit den Fingern auf den Tisch vor mir. »Aber ich hoffe, es wird ihm schwerer fallen, Opfer zu finden. In den vergangenen Nächten bin ich unterwegs gewesen und habe Fotos aus Cerises Haus herumgezeigt und alle gewarnt, vorsichtig zu sein.«
Tessa zog die Augenbrauen zusammen. »Cerise? Greg Cerise?«
Ich nickte, dann setzte ich mich plötzlich aufrecht hin. Eine Sache wusste meine Tante ja noch gar nicht über ihn. »Ach Scheiße, Tante Tessa. Ich habe ganz vergessen, dass du ihn ja gekannt hast.«
Langsam ließ Tessa sich auf einen Stuhl sinken, ohne mich aus den Augen zu lassen. »Gekannt? Du redest von ihm in der Vergangenheit?«
»Mist. Es tut mir leid, Tante Tessa.« Ich zögerte, aber es gab keinen einfachen Weg, um solche Nachrichten zu überbringen. »Er ist tot. Es tut mir so leid.«
Tessa senkte den Blick und starrte vor sich auf den Tisch. »Was ist passiert?«, fragte sie, ihre Stimme war ruhig und unbewegt.
»Es war der Symbolmörder«, erklärte Ryan leise. »Wir glauben, dass Greg in irgendeiner Verbindung zu ihm gestanden hat. Wir haben Bilder gefunden, Fotos und Zeichnungen von allen Opfern und noch einigen anderen, die wir bisher noch nicht identifizieren konnten.«
Tessa schürzte schweigend die Lippen. Besorgt sah ich sie an. Ich wusste, dass meine Tante Greg nahegestanden hatte, als sie jünger gewesen waren. Aber heute?
»Greg war kein Beschwörer«, sagte Tessa schließlich.
Ich warf Ryan einen schnellen Blick zu, bevor ich wieder meine Tante ansah. »Ja, ich weiß. Ich habe mit ihm vor einer Weile gesprochen und ihn nach den Comics gefragt – ich wollte mehr über Rhyzkahl herausfinden. Zu dem Zeitpunkt wäre ich nie darauf gekommen, dass es irgendeine Verbindung zwischen Greg und dem Symbolmörder gibt. Aber dann hat einer der anderen Agenten aus der Sonderkommission die Verbindung zwischen den Opfern des Symbolmörders und einigen Charakteren in Gregs Comics entdeckt. Wir haben uns einen Durchsuchungsbeschluss besorgt und …« Ich seufzte. »Wir haben Greg tot in seinem Haus gefunden und dazu Bilder von allen anderen Opfern.«
Niedergeschlagen sah sie mich an. »Glaubst du, er hat dabei geholfen, diese Menschen zu töten?«
»Nein«, erwiderte ich so überzeugt, wie es mir nur möglich war, obwohl ich wusste, dass ich vielleicht log. Sie wusste das wahrscheinlich auch, aber im Moment musste sie es einfach hören.
»Kennst du irgendjemanden, der vielleicht Kontakt zu Greg hatte?«, fragte ich. »Irgendjemanden, der mit ihm gearbeitet oder ihm nahegestanden hatte?«
Tessa spreizte die Finger auf der Tischplatte. »Ich habe ihn mehr als zwanzig Jahre nicht mehr gesehen«, sagte sie voller Bedauern. »Irgendjemand bringt also die Menschen um, die Greg gezeichnet hat? Wieso?«
»Greg hat dazu geneigt, Leute als Modelle zu nehmen, die obdachlos waren oder drogenabhängig«, erklärte ich.
»Leute, die man nicht so leicht vermisst«, fügte Ryan hinzu.
Ich sah zu ihm hinüber und nickte. »Dieser Mörder braucht eine Menge Opfer. Ich gehe davon aus, dass er sich auf eine große Beschwörung vorbereitet, deswegen sammelt er so viel Energie.«
»Ja«, sagte Tessa und nickte. »Das denkst du jetzt schon seit einer ganzen Weile.«
Ich holte tief Luft. »Aber inzwischen
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