Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet
während ich den Flur hinunterschlich. Ich hörte das leise Rascheln von Bewegungen unten im Keller, trat an die oberste Treppenstufe, benutzte den Türpfosten als Deckung und spähte über den Lauf meiner Neun-Millimeter die Stufen hinunter.
Eine Gestalt kam unten an die Treppe – sie hatte blondes Haar und trug eine wild bedruckte Bluse. Ich riss die Waffe zurück.
»Verdammt, Tante Tessa! Ich hätte dich beinah erschossen.« Mein Herz hämmerte gleichermaßen vor Schreck darüber, dass ich beinahe meine Tante getötet hätte, wie vor Erleichterung, dass mich dort unten nichts Schlimmeres erwartete.
Tessa sah zu mir hinauf und lächelte mich unbefangen an, während sie die Stufen heraufkam. »Und warum solltest du das tun? Wusstest du eigentlich schon, dass deine Eingangstür kaputt ist?«
Ich seufzte und steckte meine Waffe weg. Im Augenwinkel sah ich, dass Ryan dasselbe tat. »Ach, tatsächlich? Ist mir noch gar nicht aufgefallen. Was tust du hier? Ich habe dein Auto gar nicht gesehen.«
»Oh, ich habe mir gestern ein Motorrad gekauft«, meinte sie leichthin, als wäre es das Normalste auf der Welt. »Es steht auf der anderen Seite vom Haus. Ich bin nur rübergekommen, um mal zu hören, wie deine Beschwörung gelaufen ist.«
Ich seufzte, als Tessa den Treppenabsatz erreichte und Ryan sah. Jetzt weiß Ryan wenigstens, von wem ich es gelernt habe, Dämonen zu beschwören. Tessa warf Ryan einen abschätzenden Blick zu, dann fixierte sie mich mit stahlhartem Blick, den ich, so gut ich konnte, zu erwidern versuchte. Es war verdammt noch einmal ihre eigene Schuld, wenn sie davon ausgegangen war, mich allein vorzufinden. Okay, es lag vielleicht nahe, wenn man bedachte, wie selten ich Besuch hatte, aber trotzdem war es nicht meine Schuld.
Ich schob mir das Haar aus dem Gesicht. »Ich habe dir bereits erzählt, was während meiner Beschwörung passiert ist. Warum hast du dir ein Motorrad gekauft?«
»Weil die Dinger cool sind.« Tessa betrachtete Ryan mit gerunzelter Stirn, dann schüttelte sie den Kopf und deutete mit dem Finger auf mich. »Nein, Süße, nicht deine letzte Beschwörung. Ich wollte sehen, wie deine nächste Beschwörung gelaufen ist. Aber wie es scheint, hast du gar keine mehr gemacht.«
»Ich hatte zu tun. Es hat zwei weitere Morde gegeben. Und wann hast du Motorradfahren gelernt? Hast du überhaupt einen gültigen Eintrag in deinem Führerschein?«
»Heute und nein, darüber muss ich mir nun wirklich keine Gedanken machen.« Sie wandte sich mit einem süßen Lächeln an Ryan und überhörte mein Stöhnen. »Hallo Schätzchen. Ich bin Tessa, Karas Tante. Ich habe Sie im Auto schlafen sehen, als ich kam, aber Sie haben so friedlich gewirkt, dass ich es nicht über mich gebracht habe, Sie zu wecken.«
Ryan zuckte mit keiner Wimper. Er lächelte liebenswürdig und streckte ihr die Hand entgegen. »Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Ms Pazhel. Ich bin Special Agent Ryan Kristoff vom FBI . Ich arbeite zusammen mit Ihrer Nichte in der Sonderkommission für den Symbolmörder.«
Tessa ergriff Ryans Hand, und ein kleines Lächeln spielte um ihre Mundwinkel, während sie ihn betrachtete. »Das Vergnügen liegt ganz auf meiner Seite. Und woher kennen Sie meinen Nachnamen?«
»Ich bin ein großer Freund gründlicher Recherchen.«
Mit vor der Brust verschränkten Armen beobachtete ich das Geplänkel. Warum zum Teufel hatte er meine Tante überprüft? Hatte er bereits gewusst, dass sie eine Beschwörerin war? Jetzt wusste er es jedenfalls.
Tessa hob eine Augenbraue und ließ seine Hand los, dann wandte sie sich wieder mir zu. »Ich weiß, du bist sauer auf mich, weil ich herumgeschnüffelt habe, Süße, aber ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Ich dachte, du könntest vielleicht versuchen, auf gut Glück zu beschwören, und ich hatte eine Weile nichts mehr von dir gehört. Ich war in den letzten paar Tagen nicht in der Stadt, deswegen wollte ich mal nach dem Rechten sehen.«
Mir wurde plötzlich klar, dass ich sie düster anstarrte, aber ich gab mir keine große Mühe, ein freundlicheres Gesicht zu machen. »Ich hatte zu tun . Erinnerst du dich …? Serienkiller …? Ich werde in ungefähr einer Woche wieder eine Beschwörung machen, bei Vollmond.« Dann richtete ich mich auf. »Warte … Wenn er sich auf eine große Sache vorbereitet, wird er sie während des nächsten Vollmonds durchziehen.«
Ryan runzelte die Stirn. »Warum? Was ist denn im Monat danach? Ich dachte, man braucht einfach nur
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