Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet
ich mit Absicht sehr vage, da ich keine Ahnung hatte, was Ryan ihm erzählt hatte. Welche Geschichte hatte er ihm aufgetischt – die von dem Dämonenangriff oder die andere, die wir allen erzählt hatten?
Zack sah mir in die Augen. »Er hat mir erzählt, was wirklich passiert ist«, stellte er klar. Das Blitzen der roten und blauen Lichter des Streifenwagens spiegelte sich auf seltsame Weise in seinen Augen und ließ sie für einen Moment so wirken, als würden sie selbst rot glühen. Dann lächelte er, und der Eindruck war verschwunden. »Klingt vielleicht dämlich, aber ich wäre verdammt gern dort gewesen, um es selbst zu sehen.«
»Überhaupt nicht dämlich«, erwiderte ich, während mein Blick zu Harris glitt. Er war in ein Gespräch mit einem der Detectives aus seinem eigenen Department vertieft. »Weiß er …?«
Zack schnaubte. »Nein. Zum Teufel, er würde es nicht einmal dann glauben, wenn er es mit seinen eigenen Augen gesehen hätte. Er würde irgendeinen Weg finden, es zu erklären. «
»Das denke ich auch«, meinte ich, erleichtert, dass Harris nicht in die tatsächliche Geschichte eingeweiht worden war. Ich konnte nicht genau sagen warum, aber es machte mir keine Sorgen, dass Zack die Wahrheit kannte. Ich wusste einfach irgendwie, dass er es kapierte.
»Und da kommt auch schon unser verlorener Sohn«, meinte Zack, während er über meine Schulter blickte. Ich drehte mich um und sah, wie ein dunkler Crown Victoria hinter meinem Taurus hielt.
Ryan stieg aus seinem Wagen und kam zu uns herüber. Mir fiel auf, dass er offensichtlich keine Zeit gefunden hatte, sich zu duschen, zu rasieren und umzuziehen, und es ihm trotzdem gelang, einigermaßen frisch auszusehen. Er nickte Zack kurz zu, dann sah er mich mit nüchternem Gesichtsausdruck an. »Ich habe ein ganz mieses Gefühl bei dieser Sache.«
»Ich auch«, erwiderte ich, obwohl mieses Gefühl noch reichlich untertrieben war.
An der Straße gab es keine besonderen Orientierungspunkte. Es war einfach eine lang gestreckte, langweilige Asphaltpiste mit Sumpfland auf beiden Seiten. Hier kamen die Leute her, wenn sie ausprobieren wollten, wie schnell ihre Autos tatsächlich fuhren. Sie mussten nur auf die gelegentlich auftauchenden Wildschweine und Alligatoren achten. Mindestens einmal im Monat wurden Deputys hier zu einem verunglückten Wagen gerufen. Ein Zusammenstoß mit einem Wildtier mit hundertfünfzig Sachen pro Stunde hatte meistens ziemlich drastische Folgen.
Ich näherte mich der Leiche und war überrascht, dass sie überhaupt entdeckt worden war. Wahrscheinlich war mehr als nur ein Wagen an dem blutigen Klumpen, der neben der Straße lag, vorbeigefahren, und die Insassen hatten angenommen, dass es sich um ein Tier handelte, das den Kampf gegen ein Fahrzeug verloren hatte. Meine Kehle schnürte sich zusammen, als ich näher trat. Ihr Tod wäre wahrscheinlich weitaus angenehmer gewesen, wenn sie nur von einem Auto angefahren worden wäre. Der metallische Geruch von Blut vermischte sich mit dem modrigen Gestank von abgestandenem Wasser und verfaulenden Pflanzen aus dem nahen Sumpfgebiet.
Es war tatsächlich Belle, das Mädchen von dem Bild. Hässliche Schnitte verunstalteten die jungen Wangen unter den schrägen Augen. Die Piercings in ihrer Augenbraue und in der Lippe waren immer noch an Ort und Stelle. Die Leiche war überzogen mit wabernden arkanischen Spuren, und im Gegensatz zur letzten Leiche konnte ich die Runen ohne Weiteres lesen. Ich stand ein paar Meter entfernt, die Stirn gerunzelt und die Fäuste geballt.
»Was bedeuten sie?«, erkundigte sich Ryan sanft an meiner Seite.
»Verspottungen und Drohungen«, erwiderte ich knapp. »Ein paar Hinweise darauf, was man mit ihr gemacht hat, Runen des Leidens und der Folter.« Und ein Zeichen, bei dem sich mein eigener Name um die anderen wand, aber ich war mir nicht sicher, ob ich Ryan das erzählen sollte. Der Mörder wusste, dass ich eine Beschwörerin war, und jetzt wollte er mir mitteilen, dass es egal war, dass ich nicht stark genug war, ihn aufzuhalten.
»Er will Sie ködern«, murmelte Zack.
Ich warf ihm einen scharfen Blick zu, da ich nicht bemerkt hatte, dass er direkt hinter uns stand. Aber dann wurde mir klar, dass Ryan ihn wahrscheinlich vollständig aufs Laufende gebracht hatte, auch was die arkanischen Aspekte betraf.
»Er ist ein Arschloch«, knurrte ich, dann hockte ich mich neben die Leiche und ignorierte das Surren und die Bisse der Moskitos. Mir fiel sofort auf, dass
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