Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet
sich ebenfalls einen.
»Dämonen, ja?«, fragte Harris. »Es hängt also mit Ihrer Vermutung zusammen, dass es sich um Ritualmorde handelt?«
Ich nickte, immer noch zu überrascht, um irgendetwas zu sagen. James Harris hatte bisher nie den Eindruck auf mich gemacht, dass er die arkanischen Sphären einfach so akzeptieren würde. Ich öffnete gerade den Mund, um ihm das genauer zu erklären, aber er kam mir zuvor.
»Ich habe mich mit diesen Dingen schon sehr intensiv beschäftigt und auch einige Seminare über Ritualmorde besucht. Ich meine, objektiv betrachtet, ist es absoluter Quark. Wichtig daran ist nur, dass der Mörder tatsächlich glaubt, dass dieser Kram ihm eine Art mystischer Kraft verleiht.«
Ich schloss den Mund wieder und war erleichtert, dass ich noch nichts Entscheidendes preisgegeben hatte. Ich warf Ryan einen Blick zu. Er nickte fast unmerklich und zuckte die Schultern. Okay, vielleicht konnte Harris nicht akzeptieren, dass es die arkanische Welt gab, aber zumindest war er bereit, Spuren zu verfolgen, die in diese Richtung wiesen.
»Hey«, sagte Garner und richtete sich abrupt auf. Er deutete auf eine Zeichnung in dem Comic, den er in der Hand hielt. »Hey, das ist eins von unseren Opfern!«
»Wie?« Ich erstarrte. »Wer? Sind Sie sicher?«
Er schob den anderen das Buch hin und deutete auf das oberste Bild auf der rechten Seite. »Seht euch dieses Mädchen an. Ist das nicht das Opfer, das vor ungefähr fünf Jahren draußen im Sumpfgebiet gefunden worden ist? Es muss der vierte oder fünfte Mord gewesen sein, glaube ich.«
Ich starrte auf die Zeichnung. Konnte das sein? »Sind Sie sicher?«, hakte ich nach, doch die Ungläubigkeit war mir deutlich anzuhören.
Garner nickte entschieden, wühlte einen Stapel Fotos durch und zog dann die Bilder einer Tonbüste hervor. Es war die Nachbildung des Gesichts dieses Opfers.
»Hier. Es ist dasselbe Mädchen.«
Ich betrachtete den Comic und dann die Fotos. »Sind Sie sicher ?«, wiederholte ich zweifelnd. Es war schwer zu sagen. Die Rekonstruktionen waren so gut, wie sie eben sein konnten, aber es gab nun mal keinen Ersatz für das Foto einer lebenden Person – und die besaßen wir nur von den wenigen Opfern, die identifiziert worden waren. Dieses Mädchen hatte nicht dazugehört. Die Tatortfotos, die wir hatten, zeigten eine junge farbige Frau mit kurz geschnittenen Haaren, einem von der Verwesung aufgedunsenen Gesicht, Augen voller Maden und einem Netz sorgfältig gesetzter Verbrennungen auf ihren Wangen und ihrem Hals. Der Unterschied zu der Zeichnung in dem Comic war beträchtlich, denn die zeigte eine Frau in einem wallenden Kleid, deren Kopf mit Blumen geschmückt war. Sie hob eine Hand, damit eine kleine, leuchtende, geflügelte Kreatur darauf landen konnte.
»Sehen Sie sich die Rekonstruktion an.« Garner schob das Foto über den Tisch. »Achten Sie auf die Neigung der Augen, die Linie der Wangenknochen.«
Ich betrachtete das Bild eingehend und verglich es dann mit der Zeichnung. »Ich … schätze, es könnte dieselbe Person sein. Aber es scheint doch ein bisschen weit hergeholt. Ich meine, es gibt keine Möglichkeit, wirklich sicher zu sein.«
Garner schnaufte. »Hören Sie, ich weiß, dass es schwer zu erkennen ist. Aber ich bin ziemlich gut in so was.«
Ryan nickte. »Das stimmt. Zack hat ein Talent, wenn es um Gesichter geht.«
Ich blickte noch einmal auf die Zeichnung und dann wieder auf das Foto. Langsam machte sich eine gewisse Aufregung in mir breit, und ich schob die restlichen Comics hinüber zu Garner. »Sehen Sie doch mal nach, ob Sie noch mehr darin finden!«
Einen Moment blickte er mich verblüfft an. Dann kapierte er. »Oh mein Gott. Wenn da noch mehr drin sind …«
»Dann ist das die Verbindung, nach der wir gesucht haben«, schloss Harris und zeigte ein seltenes Lächeln.
Ich hatte das Gefühl, kaum noch atmen zu können, während ich Garner beobachtete, wie er langsam die Comics durchblätterte. Nach einer kleinen Ewigkeit sagte er sehr leise: »Hier ist noch ein Opfer.«
Wir alle drei stürzten praktisch zu ihm hin. »Wer?«, wollte ich wissen.
Garner grinste. »Nummer drei. Hier, der Soldat auf dem Erdwall.« Er deutete auf einen rothaarigen Mann mit einem mächtigen Bart. Er trug eine Rüstung, hielt einen Speer in der Hand und blickte über einen Festungswall. Er wirkte stämmig und stark und voller Selbstvertrauen und war kaum als das Opfer wiederzuerkennen – ein drogenabhängiger Obdachloser, der dafür
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