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Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet

Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet

Titel: Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Rowland
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Ein grauhaariger farbiger Mann mit nur noch wenigen Zähnen hatte das gefragt. Er sah aus wie Ende vierzig, mit breiten Schultern, dicken Muskeln und verschrammten Fingerknöcheln. Er lehnte an der Wand und hatte die Arme vor der Brust verschränkt, während er mich musterte.
    Ich lächelte ihn entspannt an. Ich kannte diesen Mann, deswegen hatte ich beschlossen, anzuhalten und mit ihm zu reden. Ich hatte ihn ein paarmal verhaftet, aber ich war immer ruhig mit ihm umgegangen und er im Gegenzug auch ruhig mit mir. Er hatte sich zwar nie zu einem Informanten entwickelt, mir aber in anderer Weise geholfen, indem er bei anderen für mich gebürgt hatte, die nicht wussten, ob sie mir trauen konnten. Früher einmal hatte Tio es als Boxer versucht, aber dann hatte er einen Kampf zu viel verloren und sich mit weitaus fragwürdigeren Methoden durchs Leben geschlagen. Fast mit jedem anderen Cop vom Revier hatte er sich schon geprügelt, aber ich war immer in der Lage gewesen, ihn zu überzeugen, sich die Handschellen freiwillig anlegen zu lassen. Das war allein schon deswegen gut so, weil ich nicht die geringste Chance gegen ihn gehabt hätte.
    »Hey Tio. Ich suche nur ein paar Leute«, sagte ich so entwaffnend, wie ich konnte. »Kein Ärger, es ist alles cool.«
    Er schürzte die Lippen. »Haben Sie Haftbefehle? Niemand hier wird Ihnen helfen, jemanden hochzunehmen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Mann. So ist es nicht. Ich will niemanden verhaften. Ich suche ein paar Leute, weil ich dafür sorgen möchte, dass ihnen nichts passiert. Du weißt doch, meine Aufgabe ist es, Leute zu beschützen.« Ich grinste ihn an. Während meiner Jahre als Streifenpolizistin hatte ich eine Menge Dinge gelernt, und das Wichtigste war, dass man viel leichter Hilfe von Leuten bekam, wenn man nett und freundlich zu ihnen war. Das Zweitwichtigste, was ich gelernt hatte, war, dass man zum richtigen Zeitpunkt aufhören musste, nett und freundlich zu sein.
    Zu meiner Erleichterung lachte er. »Leute beschützen! Ja, Sie haben recht. Also, wie werden Sie uns hier draußen beschützen?«
    Ich spürte, wie die anderen in der Gruppe das Geplänkel genau verfolgten. Mir war klar, dass es völlig davon abhing, wie es mit Tio lief, ob ich Hilfe von ihnen bekommen würde. Ich zog die Bilder von Greg hervor und zeigte sie ihm. »Kennst du diesen Mann? Ich versuche herauszufinden, ob irgendjemand hier ihn mal beobachtet hat, wie er mit jemandem gesprochen, Jobs angeboten oder irgendetwas Ähnliches getan hat.«
    Tio warf einen Blick auf das Bild, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, er sieht zu freundlich und nett aus, um sich hier rumzutreiben. Er wäre uns aufgefallen wie … wie eine kleine Polizistin.« Er warf den Kopf in den Nacken und lachte.
    Ich lachte mit. »Ja, ja, ich weiß. Aber ich sage dir, ich würde diesen Scheiß nicht machen, wenn ich den Leuten nicht helfen wollte.« Ich beugte mich ein wenig vor. »Hör mal, ihr habt doch alle vom Symbolmörder gehört, oder?«
    Tio machte sofort ein finsteres Gesicht. »Das ist ein ganz schöner Scheiß, kleine Polizistin.«
    »Das weiß ich, Tio«, erwiderte ich und senkte meine Stimme. »Aber ich werde den Mistkerl kriegen.« Ich zog die Fotos des letzten Opfers hervor, die wir aus Gregs Haus mitgenommen hatten – Fotos, die sie als eine lebende, atmende, lächelnde Frau zeigten, nicht als zerfetzte, gefolterte Leiche. Ich gab Tio das oberste Bild. »Das ist sein letztes Opfer. Weißt du, wer das ist?«
    Tios Gesichtsausdruck versteinerte. »Ja. Ich kenne sie. Kannte sie. Katy, ihren Nachnamen weiß ich nicht. Ich habe in den Nachrichten gesehen, dass wieder jemand von diesem Arschloch aufgeschlitzt worden ist. Ich wusste nicht, dass sie es war.«
    Ich ließ mir meine Freude darüber, dass die Frau nun zumindest identifiziert war, nicht anmerken. Damit waren wir einen großen Schritt weiter. »Es war schlimm, Tio. Du weißt, dass ich schon viel widerlichen Scheiß gesehen habe, aber dieser Kerl ist der schlimmste.« Ich sah ihm gerade in die Augen. »Ich brauche die Hilfe von euch allen hier auf der Straße.«
    »Katy war cool«, sagte er, während er sich von der Wand abstieß. »Sie hat ziemlich in der Scheiße gesessen, aber sie hat sich wirklich bemüht. So einen Scheiß hatte sie nicht verdient.«
    »Niemand verdient, was dieser Kerl tut.«
    Tio ließ seine Gelenke knacken. »Zeig mir noch einmal das erste Bild von dem Typ.«
    Ich gab ihm das Bild und versuchte, mir meine Erleichterung und

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