Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet
sie von jemandem, der beabsichtigt, einen Dämon zu beschwören.«
Harris’ Gesicht rötete sich langsam. »In Ordnung, nehmen wir mal an, dass unser Mörder diesen ganzen Mist glaubt. Ihrer Meinung nach …«, er stieß das Wort in einer Weise aus, dass es schon fast beleidigend war, »… wird er einen Haufen Opfer für sein großes Ding brauchen? Und was wird er tun, wenn der Dämon dann nicht auftaucht?«
Sie sollten lieber fragen, was wir tun werden, wenn er auftaucht . »Er wird es wieder versuchen, wenn er es überlebt. Und wenn er muss, fängt er auch noch einmal ganz von vorn an.«
Für einen winzigen Augenblick verzog Harris verächtlich die Lippen, aber nur gerade so lang, dass ich es bemerkte, bevor er wieder seine professionelle Maske aufsetzte. Er nickte mir zu und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Ich sah ihm nach und seufzte. Es war offensichtlich, das Detective Harris nicht im Geringsten davon überzeugt war, dass ich irgendeine Ahnung von der arkanischen Welt hatte. Wahrscheinlich war mein Ansehen in seinen Augen nunmehr sehr gesunken. Er hielt mich für ein verrücktes Huhn, dem man eine logische Schlussfolgerung nicht zutrauen konnte.
Garner räusperte sich leise. »Er … äh … ist manchmal ziemlich direkt, aber ich habe schon früher mit ihm zusammengearbeitet. Eigentlich ist er ein ziemlich guter Ermittler.« Er sah von dem Stapel Papier auf, den er gerade durchsuchte, und warf mir ein schiefes Lächeln zu.
Ich rieb mir mit der Hand übers Gesicht. »Ja, da bin ich sicher. Und das hier ist wahrscheinlich einer von den eher seltsamen Fällen, mit denen er es bisher zu tun bekommen hat.«
Zu meiner Überraschung schüttelte Garner den Kopf. »Oh nein, das würde ich so nicht sagen. Er hat schon früher mit uns in Sonderkommissionen an ziemlich abgedrehten Fällen gearbeitet – Massenmorde und Selbstmorde, Sektenzeugs, rituelle Opfer. Das hier ist dagegen noch ziemlich harmlos.«
Ich versuchte zu lächeln. Abgesehen davon, dass dieses Zeugs hier echt war. Und vielleicht waren seine anderen Fälle auch echt gewesen, oder zumindest realer, als er ahnte. »Nun ja«, meinte ich, »glücklicherweise sieht es so aus, als ob wir auf der richtigen Spur wären.«
»Kara?« Garner zog ein Blatt aus dem Stapel und machte ein ziemlich erstauntes Gesicht.
»Ja?«, erwiderte ich. »Zack? Was ist los?«
»Kara … das sind … Sie «, sagte er und reichte mir dann langsam das Blatt. Ryan kam hinter mir in den Raum und spähte über meine Schulter, als ich Garner die Zeichnung abnahm.
»Oh Gott«, keuchte Ryan. »Das sind Sie … aber … wow … es ist wie ein Über-Ich.«
Ich konnte nur auf das Bild starren. Es war eine Zeichnung von einer Frau, die in eine klassische Fantasy-Kriegeruniform gekleidet war – der BH aus Metall und Leder, ein dazu passender kurzer Rock, elegante Armschienen aus Metall, das Haar offen. Mit anderen Worten: unglaublich unpraktisch für jeden tatsächlichen Kampf. Die abgebildete Frau hielt in der einen Hand ein Schwert und einen Dolch in der anderen und blickte auf ein Wesen hinab, das ich sofort als einen Reyza identifizierte – einen finsteren Ausdruck im Gesicht. Die Frau war schön und stark und sehr weiblich, und alles an ihr vermittelte den Eindruck, dass sie knallhart war.
Und sie war ich. Das konnte ich keine Sekunde leugnen. Verdammte Scheiße! Ist es das, was er in mir gesehen hat? Der Prediger hatte gesagt, dass Greg das Potenzial, das in den Leuten schlummerte, in seinen Zeichnungen herausbrachte. Ist das mein Potenzial? Könnte ich so stark und schön sein? Ich wusste nicht, ob ich geschmeichelt oder deprimiert sein sollte.
»Mir gefällt besonders, was sie anhat«, bemerkte Ryan trocken über meine Schulter.
Ich drehte mich um und funkelte ihn an. Er grinste nur. »Ich finde, Sie sollten so was zur Arbeit anziehen«, fügte er hinzu.
Ich musste lächeln, weil ich ihm irgendwie dankbar war, dass er die Situation etwas entspannte. Ich wollte mir keine Gedanken darüber machen, wie weit entfernt von diesem Bild ich mich tatsächlich befand.
»Es ist ein cooles Bild, soviel ist mal sicher. Allerdings kann ich Ihnen versprechen, dass Sie mich in dem Outfit niemals zu Gesicht bekommen werden.«
Trotzdem steckte ich das Bild in mein Notizbuch. Zum Teufel mit den Vorschriften für Beweissicherung.
17
Die Morgendämmerung färbte den Himmel bereits pink und orange, als wir schließlich mit der Sicherung aller Spuren und der Durchsuchung des
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