Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet
Hauses fertig waren. Zu Harris’ und unser aller Enttäuschung gab es keinen geheimen Kellerraum, in dem sich eine Folterkammer befand, keinen versteckten Schrank mit arkanischen Utensilien des Todes und der Zerstörung. Und auch sonst fanden wir keinerlei Beweise, dass Greg tatsächlich der Serienkiller war oder etwas mit ihm zu tun gehabt hatte – außer den Bildern in seinem Arbeitsraum. Müde fuhr ich nach Hause, stolperte durch die Hintertür meines Hauses und vergaß beinah, sie hinter mir abzuschließen. Ich zog mich aus, fiel auf mein Bett und schlief innerhalb von Sekunden ein.
Erst spät am Vormittag wachte ich wieder auf. Ich erinnerte mich nur vage und bruchstückhaft an irgendwelche Träume, in denen auch Rhyzkahl vorgekommen war – verschwommene Bilder, die wenig mit den mächtigen Auftritten seiner früheren Besuche zu tun hatten. Ich lag auf dem Rücken und starrte hinauf an meine Holzdecke, während ich langsam vollkommen zu mir kam.
Das sind wahrscheinlich tatsächlich Träume gewesen, entschied ich, während ich vergebens versuchte, mich an ihren Inhalt zu erinnern. Einige Ausschnitte huschten noch durch meinen Kopf – Bilder von Rhyzkahl, der mich wütend anstarrte und mich rief. Und eine verworrene Erinnerung an mich selbst, wie ich mich im Bett herumrollte und ihm sagte, dass er verschwinden und mich schlafen lassen solle. Es musste ein Traum gewesen sein. Ganz sicher hatte ich keinem Dämonenfürsten gesagt, dass er verschwinden und mich schlafen lassen solle.
Meine Uhr auf dem Nachttisch zeigte, dass es sieben Uhr am Abend war. Ich setzte mich auf und fuhr mir mit den Fingern durch mein zerzaustes Haar. Meine innere Uhr war inzwischen völlig aus dem Tritt geraten, nachdem ich zwei Nächte hintereinander durchgemacht hatte. Mal wieder. Das einzig Gute daran, den ganzen Tag geschlafen zu haben, war, dass es nun leichter sein würde, die Nacht über unterwegs zu sein und Leute zu suchen. Ich duschte und zog mir Jeans und ein T-Shirt über, das ausnahmsweise mal nicht von der Polizei stammte. Dann schnallte ich mir das Wadenholster um, in dem ich meine kleine Kel-Tec 32 unter der Jeans trug, und zog das Shirt über meine Neun-Millimeter-Glock an meinem Gürtel. Und nein, ich würde Ryan nicht anrufen und ihn bitten, mich zu begleiten. Ich wollte, dass die Leute mit mir redeten. Und der Junge vom FBI würde sie eher verschrecken.
Langsam fuhr ich durch die Stadt und überlegte mir, wo ich anfangen sollte. Beaulac war nicht unbedingt eine geschäftige Großstadt, obgleich ihre Bevölkerungszahl nach dem Wirbelsturm Katrina, wie bei allen Gemeinden der Gegend um New Orleans, dramatisch angestiegen war. Und natürlich hatte der unerwartete Zuwachs auch zu mehr Problemgebieten in den Städten geführt. Bereiche, die vorher bloß »nicht so nett« gewesen waren, mussten nun nach Einbruch der Dunkelheit absolut gemieden werden, was den Politikern äußerst missfiel. Ich trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. Einige dieser Gebiete waren genau das, was ich brauchte. Aber auch bewaffnet zögerte ich, ohne Verstärkung dorthin zu fahren. Trotzdem fiel mir die eine oder andere Stelle ein, wo ich Leute finden würde, die mir weiterhelfen konnten. Das Sozialzentrum, wo Greg so viel gezeichnet hatte, war wahrscheinlich der beste Ort, um anzufangen. Mit ein bisschen Glück war Reverend Thomas dort und in der Lage, ein paar von den Bildern zu identifizieren.
Ich fuhr am Zentrum vorbei und machte ein ziemlich finsteres Gesicht, als ich sah, dass die Türen von einem Metallgitter verschlossen waren. Offensichtlich waren die Leute, die das Zentrum führten, klug genug, ein paar Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Aber das bedeutete auch, ich würde heute Abend keine Möglichkeit mehr haben, mit Reverend Thomas zu sprechen. Draußen vor der Tür stand eine Gruppe von vielleicht einem halben Dutzend Menschen. Ich warf einen Blick zu ihnen herüber, als ich vorbeifuhr, und lächelte zufrieden, als ich ein Gesicht erkannte. Reverend Thomas war nicht der Einzige, der vielleicht ein paar Informationen für mich hatte.
Ich parkte ein Stück weiter die Straße hinunter, packte meinen Stapel Bilder und ging zurück zu der Gruppe. Sie teilten sich vor mir und wichen zurück. Ich wusste, dass man mir auch in Zivil schon durch mein gesamtes Auftreten den Cop an der Nasenspitze ansah. Ich blickte jedem Einzelnen kurz ins Gesicht und nickte jedes Mal, allerdings nicht zu freundlich.
»Was wollen Sie hier, Sarge?«
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