Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
mit den Fingern durchs Haar, während ich fieberhaft überlegte, welche die wichtigsten waren. Ich krallte die Finger in mein Haar und zog kurz daran, dann ließ ich wieder los und sah den Dämonenfürsten an. Für einen Moment wurde mir fast schwindelig, als mir bewusst wurde, dass tatsächlich Fürst Rhyzkahl in meiner Küche stand.
„Okay. Ist es möglich, dass ein Ilius hierhergerufen worden ist und dass er menschliche Seelen isst?“
„Nein“, erwiderte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich wartete einen Moment, dann verfluchte ich mich im Stillen, weil ich die Frage so dämlich formuliert hatte. „Ein Ilius würde sich niemals von menschlicher Lebensenergie ernähren“, fuhr er nach einigen Sekunden fort, weil ihm offensichtlich aufging, dass er mich wenig beeindrucken würde, wenn er sich allzu zickig benahm, was die Fragen betraf. „Zum einen ist es verboten – denn ein Zuviel davon würde die Balance der Kräfte in dieser Sphäre stören –, und zum anderen schmecken ihnen Menschen auch gar nicht.“ Ein sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen.
Ich verkniff es mir, irgendetwas Dämliches zu erwidern wie: Tatsächlich? Tun sie das nicht? Er war sehr großzügig mit seiner Antwort auf meine erste Frage gewesen, und ich wollte mein Glück nicht überstrapazieren. Okay, ein Ilius war es also nicht gewesen. Was zum Teufel konnte es dann sein? Aber ich musste mir genau überlegen, wie ich die Frage formulierte, damit ich eine Antwort bekam, die mich weiterbrachte.
Ich dachte einen Moment nach, dann beschloss ich, eine ganz andere Frage zu stellen. Sie war unglaublich wichtig für mich. Sorgfältig legte ich die Worte in meinem Kopf zurecht. „Wie kann ich meiner Tante ihre Seele zurückgeben, die ihr entrissen wurde, als der Symbolmörder dich beschworen hat?“ Es war nicht die eleganteste Formulierung, aber ich hatte die Frage gestellt, deren Antwort mir am wichtigsten war.
Er tat, als hätte er mich nicht gehört, während er langsam und mit absolut ausdruckslosem Gesicht durch meine Küche wanderte, Schubladen und Schränke öffnete und einen Blick in den Kühlschrank warf. Ich wollte meine Frage gerade wiederholen, als er zu einer Antwort ansetzte.
„Es ist eine Reihe von Ritualen – jedes einzelne ähnelt einer Beschwörung, aber man ruft nicht ihre Seele. Sammle Teile von ihr – Blut, Haar, und auch Dinge, die ihr am Herzen liegen.“ Dann beschrieb er mir die Schutzmaßnahmen, während er in den vorderen Teil des Hauses ging. Ich folgte ihm und machte mir hektisch Notizen auf der Rückseite meines Zettels. Schließlich blieb er stehen und wandte sich mir zu. „Aber es ist kein schneller Prozess. Es kann einige Zeit in Anspruch nehmen, und du musst bei jedem Schritt große Sorgfalt walten lassen.“
Ich verkniff es mir gerade noch, ihn zu fragen: Wie lange? Das hätte leicht als Frage Nummer drei zählen können. Stattdessen nickte ich. „Danke.“
Er ging weiter durch mein Haus und blieb stehen, als er das Wohnzimmer erreichte. „Das hier habe ich gesehen, wenn ich in deinen Träumen Verbindung zu dir aufgenommen habe. Es ist ausgesprochen faszinierend, tatsächlich hier zu sein.“ Mit den Fingerspitzen strich er über meinen Schreibtisch und den Computer, dann ging er zum Kamin und betrachtete die Fotos auf dem Sims. Es waren nur zwei Bilder: eins von meiner Tante und mir, das vor einigen Jahren während eines Mardi Gras in New Orleans aufgenommen worden war. Das andere zeigte meine Eltern und war nur ein Jahr bevor meine Mutter krank geworden war aufgenommen worden. Auf dem Bild saßen sie nebeneinander auf dem tiefen Ast einer Eiche im Stadtpark von New Orleans. Meine Mutter lehnte sich gegen meinen Dad, und er hatte die Arme um sie gelegt. Sie umfasste mit beiden Händen ein Knie und hatte den Kopf nach hinten an ihn gelehnt. Eine leichte Brise spielte in ihren blonden Haaren.
Es war eine Erinnerung, die für immer in meine Seele eingebrannt war. Ich hatte das Foto gemacht, als ich sechs Jahre alt gewesen war, nachdem ich gebettelt und gefleht hatte, dass ich die 35-Millimeter-Kamera meines Dads benutzen durfte. Ich hatte fast den ganzen Film verknipst, und dies war das beste Foto von den wenigen gewesen, die überhaupt etwas geworden waren.
Rhyzkahls Blick ruhte so lange auf dem Bild, dass ich das Bedürfnis hatte, es wegzunehmen. Aus irgendeinem Grund gefiel mir der Gedanke nicht, dass er es betrachtete, weder in meinen Träumen noch in der Realität. „Hast du
Weitere Kostenlose Bücher