Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
wir irgendwas machen? Hast du Lust, ins Kino zu gehen? Ich bin völlig überarbeitet und muss mich mal bei jemandem auskotzen?
Ja, klar. Als ob Ryan auch nur noch einen weiteren Beweis dafür brauchte, dass ich vollkommen neurotisch war.
Ich ließ es bleiben und fuhr meinen Computer hoch. In die Arbeit vergraben … Da ich ohnehin Zeit hatte, konnte ich gleich noch etwas anderes überprüfen, was ich beinahe vergessen hatte: Richter Laurent hatte Wahlkampfspenden erwähnt und darauf hingewiesen, dass dort etwas Wichtiges zu entdecken sei.
Wahlkampfspenden mussten öffentlich gemacht werden, und dank der Wunder der modernen Technologie hatte man online Zugriff auf diese Listen. Es dauerte einen Moment, bis ich die richtige Website gefunden hatte, aber dann wurde ich mit mehr Informationen über jede Wahl und jeden einzelnen Kandidaten belohnt, als ich mir hätte wünschen können.
Die Suche auf jene Spenden einzuschränken, die von Davis Sharp stammten, war entschieden aufschlussreicher. Verblüffend, um ehrlich zu sein. Davis Sharp hatte in großem Ausmaß in Richter Roths Wahlkampftopf eingezahlt. Er hatte die Summen, die gesetzlich erlaubt waren, voll ausgenutzt, und das in den letzten zehn Jahren. Schnell überflog ich noch den Rest von Sharps Spenden. Er hatte auch andere Kandidaten bei anderen Wahlen unterstützt, aber niemanden mit so viel Geld wie Harris Roth.
Ich veränderte meine Suchparameter, um mir alle Spenden von Roth anzusehen. Die Liste war beeindruckend lang, aber Sharp war mit Abstand Roths größter Gönner.
Ich speicherte die Seite und schaltete meinen Computer aus. Ich hatte eine entscheidende finanzielle Verbindung zwischen Davis Sharp und Richter Roth entdeckt. Aber was hatte sie zu bedeuten? Richter Laurent hatte angedeutet, dass Sharp als Gegenleistung für seine Spenden den einen oder anderen Gefallen erwartete, daher konnte ich davon ausgehen, dass er dasselbe von Roth erwartet – und bekommen – hatte. Besonders wenn man bedachte, wie viel Geld er hatte springen lassen.
Mir gingen langsam die Ideen aus, und irgendwie erleichtert sah ich der Sonne zu, wie sie hinter den Bäumen versank. Jetzt konnte ich zumindest jenen Teil meines schlechten Gewissens beruhigen, der mich wegen Tessa plagte, auch wenn der Rest meiner Psyche das reinste Schlachtfeld war.
Ich duschte und zog mich um, dann ging ich in den Keller. Nun kam die letzte Stufe des Rituals, um ihre Seele zurückzurufen – der „arkanische Sender“, der sie hoffentlich zurück in diese Welt und ihren Körper ziehen würde. Ich wusste, dass es zu einem großen Teil davon abhing, in welchem Ausmaß ihre Lebensenergie während der Beschwörung aufgebraucht worden war. Und mir war auch klar, dass ich womöglich irgendwann die Möglichkeit akzeptieren musste, dass Tessa nie zurückkehren würde.
Aber im Moment brauche ich mich noch nicht damit auseinanderzusetzen , sagte ich streng zu mir. Jetzt musste ich mich auf das Ritual verlassen und vollkommenes Vertrauen darauf setzen, dass es lediglich eine Frage der Zeit war, bis Tessa völlig wieder hergestellt war. Damit sie mir dann endlich erklären kann, was es mit dem verdammten Portal auf sich hat. Und damit sie mir helfen kann.
Ich skizzierte den letzten Teil auf den Boden und kroch in der Hocke vorsichtig um das komplexe Diagramm herum. Als ich wieder aufstand, verzog ich das Gesicht, und das kam nicht daher, dass meine Knie nach der langen unnatürlichen Haltung knackten. Verließ ich mich zu sehr auf meine Tante? Aber wer sonst sollte mir die Ausbildung zukommen lassen, die ich noch so dringend brauchte?
Rhyzkahl , flüsterte meine innere Stimme mir zu, und eine Gänsehaut überlief mich. Ich fröstelte und rieb mir bei dem Gedanken, noch enger mit ihm verbunden zu sein, als ich es ohnehin schon war, über die Arme. Ich vertraute ihm nicht, und das durfte ich auch nicht. Er war uralt und mächtig und sehr erfahren darin zu lügen, ohne ein einziges unwahres Wort zu sagen.
Über diesen Scheiß kannst du dir später Gedanken machen , wies ich mich zurecht. Konzentrier dich jetzt!
Ich holte tief Luft und begann Energie zu sammeln. Nach ungefähr einer halben Stunde entließ ich die Energie und spürte, wie sie in das Diagramm floss. Ich beobachtete das Diagramm und fing vor Erleichterung fast an zu heulen, als es zu vibrieren begann. Einen Lidschlag später veränderte sich das Vibrieren plötzlich zu einem Summen – fast unhörbar und doch mächtig. Ich hielt den Atem
Weitere Kostenlose Bücher