Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
ging davon. Schnell beendete ich mein Training, etwas verwirrt und ziemlich verblüfft, das man mich offensichtlich als annehmbares Flirtobjekt betrachtete. Besonders da ich nicht das typische Barbie-Stretch-Outfit trug, das die meisten anderen Frauen hier bevorzugten. Meine Trainingsklamotten bestanden aus Laufhosen, einem Jogging- BH und einem T-Shirt. Sehr sexy!
Ich ging in die Umkleidekabine und holte meine Sporttasche. Gerade wollte ich zu den Duschen gehen, als sich mir eine blonde Frau mit perfektem Make-up näherte – sie trug genau jene Stretch-Klamotten, in denen ich nicht mal begraben werden wollte. Allerdings musste ich der Frau lassen, dass sie offensichtlich eine Menge Zeit und Mühe – und vielleicht auch ein bisschen chirurgische Unterstützung – investiert hatte, um genau den Körper zu besitzen, der darin verdammt gut aussah.
„Ich weiß, dass Sie mich nicht kennen“, sagte sie leise, „aber ich wollte Sie unbedingt vor Harris Roth warnen.“
Erwartungsvoll sah ich sie an. Ihr Gesichtsausdruck schien ernsthaft. „Es geht mich ja nichts an, das weiß ich“, fuhr sie fort, „aber ich habe erlebt, wie er mit seinem Charme bei vielen hübschen Frauen ans Ziel gekommen ist. Wie es den Mädchen danach geht, ist ihm völlig egal.“
Ich brauchte ein paar Sekunden, um meine Stimme wiederzufinden. „Äh … danke. Aber ich habe nicht vor, mit ihm ins Bett zu gehen.“
Sie lächelte sarkastisch. „Es freut mich, dass Sie so denken. Aber glauben Sie mir, er ist ein Charmeur. Jedenfalls scheinen Sie sehr nett zu sein, und ich würde es nicht gern sehen, wenn noch jemand von Harris ausgenutzt wird.“
Die Spürnase in mir flammte auf wie ein Weihnachtsbaum. „Wer ist denn noch von ihm ausgenutzt worden?“
Sie zögerte, dann zuckte sie die Achseln. „Nun ja, sie ist nicht mehr hier, deswegen kann man wohl ruhig darüber reden.“ Die Frau sah sich kurz um, dann senkte sie ihre Stimme noch weiter. „Er hatte eine Affäre mit Elena Sharp, daraufhin hat ihr Mann sie rausgeworfen.“
Ich blinzelte. Das hatte wenig mit der Geschichte zu tun, die Elena mir erzählt hatte. „Wow.“ Jetzt war ich diejenige, die sich kurz umsah. „Und hat Harris’ Sohn nicht seine Frau und dann sich selbst umgebracht?“
Sie seufzte. „Ja, das war fürchterlich. Ich meine, Harris ist schon ein ziemlicher Widerling, aber das ist wirklich schrecklich.“ Ich hörte die Stimmen mehrerer Frauen, die in die Umkleidekabine kamen, und die blonde Frau wich einen Schritt zurück. „Jedenfalls wollte ich sichergehen“, sagte sie, „dass Sie wissen, worauf Sie sich einlassen.“
Ich nickte ihr ernst zu und verbarg meine Verwirrung. „Das weiß ich zu schätzen. Entschuldigen Sie, wie war noch Ihr Name?“
„Becky. Becky Prejean.“ Sie zwinkerte mir zu und trippelte mit ihren künstlichen Brüsten und all dem Stretch davon.
Ich duschte und wurde zum Glück nicht noch einmal angesprochen, aber mir ging immer wieder durch den Kopf, was ich gerade erfahren hatte. Elena und Harris? Sie hatte mir ja gestanden, dass sie Männer mit Macht attraktiv fand. Eine weitere interessante Wendung.
Aber stimmte es? Ich ging hinaus zu meinem Wagen und drehte die Klimaanlage auf, dann meldete ich mich in der Zentrale und fragte nach der Adresse einer Becky oder Rebecca Prejean, weiblich, weiß, ungefähr Mitte dreißig.
Ein paar Minuten später bekam ich die Antwort. Becky Prejean lebte in Ruby Estates. Davis Sharps Hausmädchen hatte gesagt, dass eine Blondine ihn besucht habe, nachdem Elena gegangen war.
Zufall? Wahrscheinlich. Aber Becky Prejean hatte in vielerlei Hinsicht mein Misstrauen geweckt, und ich hatte das Gefühl, dass ich mich noch einmal auf den Weg nach Mandeville machen würde, bevor das alles vorbei war.
Den Rest des Nachmittags verbrachte ich damit, meine Wäsche zu machen, die Küche aufzuräumen und das Badezimmer zu schrubben. Normalerweise empfand ich Hausarbeit als sehr entspannend, aber ein schwelendes Schuldgefühl plagte mich den ganzen Tag – weil ich nicht genug Fortschritte bei meinen Nachforschungen machte und weil Tessa die Zeit davonlief. Ich hatte auf einen entspannten Sonntag gehofft, an dem ich wieder etwas Energie tanken konnte, aber meine Sorgen machten mir das Leben ziemlich schwer.
Viermal griff ich nach dem Telefon, um Ryan anzurufen – zweimal wählte ich sogar seine Nummer, bevor ich frustriert wieder auflegte. Ich hatte einfach keine Ahnung, was zum Teufel ich sagen sollte. Wollen
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