Vom Daemon verweht
verlieren… oder zumindest nicht den Eiszapfen loszulassen.
Dummerweise gelang mir weder das eine noch das andere. Jetzt besaß Sinclair die Waffe. Er zog sie aus seinem Arm und richtete sie mit einem bösartigen Grinsen auf mich. Nur wenig Blut befand sich daran – schließlich war er bereits eine Weile tot. Irgendwie ließ die Tatsache, dass kein Blut zu sehen war, die ganze Situation seltsamerweise noch unheimlicher erscheinen.
Mir blieb allerdings keine Zeit, mich zu gruseln, denn er stürzte sich erneut auf mich. Diesmal riss ich meinen Arm hoch, um seine Schläge abzuwehren, während er versuchte, den Eiszapfen in mein Herz zu rammen.
Alte Männer mögen normalerweise nicht mehr so stark sein wie junge, aber leider trifft das nicht auf Dämonen zu. Meine unangenehme Rückenlage verschaffte Sinclair einen deutlichen Vorteil. Wir befanden uns inzwischen direkt neben der Treppe, und so versuchte ich mich an der untersten Stufe hochzuhieven, ohne dabei aufzuhören, ihn mit der anderen Hand weiterhin abzuwehren.
Es war sinnlos. Sinclair hatte die Oberhand. Er stand nun so nahe, dass ich den Gestank seines Dämonenatems trotz des Zimtkaugummis riechen konnte.
Und in diesem Moment sah ich ihn. Den Schraubenzieher. Er war hinter eine gelbe Kehrschaufel gerollt und sein orangeschwarzer Griff gerade noch auszumachen.
Mit einer Hand stieß ich Sinclair von mir und versuchte ihn davon abzuhalten, mir den Eiszapfen in den Körper zu rammen. Mit der anderen bemühte ich mich verzweifelt, den Schraubenzieher zu fassen zu bekommen. Meine Fingerspitzen berührten zwar den Plastikgriff, aber ich konnte ihn nicht erreichen. Und Sinclair kämpfte wie ein Besessener.
Verdammte Scheiße!
Er versuchte nun, irgendwie an mein Gesicht zu kommen. Ein letztes Mal probierte ich, den Schraubenzieher zu fassen. Es war sinnlos. Sinclair hatte sich inzwischen auf mich geworfen. Blitzschnell packte ich ihn am Hals.
Er keuchte und ließ den Eiszapfen fallen. Mit der freien Hand packte er mich am Handgelenk. Ich reagierte, ohne nachzudenken. Heftig stieß ich mein Knie in seine Weichteile, wobei ich vor Schmerzen einen Schrei ausstieß, denn meine Kniescheibe tat noch immer höllisch weh.
Viel Kraft lag nicht in meinem Stoß, und Dämonen macht es nichts aus, in die Weichteile getroffen zu werden. Trotzdem stolperte er ein paar Schritte rückwärts und ließ mein Handgelenk für einen Moment los.
Das war alles, was ich brauchte.
Ich streckte mich und versuchte erneut, den Schraubenzieher zu erreichen. Diesmal gelang es mir. Als ich aufstehen wollte, hechtete Sinclair erneut in meine Richtung. Er schlug gegen meine Beine, und ich verlor mein gerade wiedergefundenes Gleichgewicht von neuem.
Mit aller Kraft warf er sich auf mich. Seine Hand umschloss die meine, in der sich inzwischen der Schraubenzieher befand. Er schlug meine geschlossenen Finger auf den Boden und versuchte sie zu öffnen.
Wie in einem Traum kam es mir plötzlich vor, als ob ich uns von oben zusehen würde. Es gelang ihm, einen besonders empfindlichen Punkt an meiner Daumenwurzel zu treffen. Meine Finger gaben nach, und ich musste den Schraubenzieher loslassen.
Sinclair bekam ihn zu fassen und nutzte ihn nun seinerseits als Waffe. Er stürzte sich wieder auf mich und ächzte zornig: »Stirb endlich, Jägerin! Du bist schon so gut wie tot.«
Bilder von meinen Kindern tauchten vor meinem inneren Auge auf, und ich schrie, während ich nach links hechtete. Es gelang mir, seinem tödlichen Stoß auszuweichen, aber dadurch verloren wir beide die Balance und gingen zu Boden. Ich rollte nach rechts. Es gelang mir gerade noch, einer erneuten Attacke mit dem Schraubenzieher zu entgehen.
Der Eiszapfen lag direkt neben mir. Das abgebrochene Ende war durch den Aufprall auf den Zementboden noch spitzer geworden.
Ich ergriff ihn und schaffte es auf die Füße, wobei ich den stechenden Schmerz ignorierte, der durch mein verletztes Knie schoss. Auch Sinclair war wieder auf den Beinen. Wir stürzten uns erneut aufeinander, wobei ich den Christbaumschmuck vor mich hielt, während der Dämon den tödlich wirkenden Schraubenzieher auf mich richtete.
Die Chancen für mich standen ziemlich schlecht, doch das war mir in diesem Moment völlig egal. Ich hatte nicht vor, zu verlieren. Ich wusste nur noch nicht genau, wie ich gewinnen wollte.
Ich rang verzweifelt um Luft. Inzwischen hatte mein Instinkt die Führung übernommen, obwohl mein Verstand noch immer versuchte, einen guten Plan
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