Vom Daemon verweht
überrascht mich, dass du ihn kennst. Kennst du inzwischen auch alle Basketballspieler von San Diablo?«
Sie rollte mit den Augen. »Er ist in letzter Zeit öfter in den Nachrichten gewesen, Kate. Wenn du manchmal Eddie oder Stuart die Fernbedienung entreißen würdest, könntest du dir vielleicht auch etwas anderes ansehen als diese öden Politikreportagen oder immer wieder die gleichen Wiederholungen irgendeines alten Baseballspiels.«
»Etwas mehr sehe ich schon«, entgegnete ich. »Ich kenne zum Beispiel auch jede Episode der Teletubbies. Und ich weiß immer, welcher Star als Nächster die Sesamstraße besuchen wird.«
»Ehrlich? Na ja. Hier ist jedenfalls heute Cool der Star des Abends. Das steht sogar auf dem Schild neben dem Hotdog-Stand.«
Ich sah mir den Mann genauer an. Wenn er tatsächlich in San Diablo bekannt war, hatte ich ihn wahrscheinlich auch schon in den Lokalnachrichten oder in irgendeiner Zeitung gesehen. Ich konnte mir nicht vorstellen, woher ich sonst einen solch gebräunten und geölten Surferhünen kennen würde. Schließlich habe ich seit vielen Jahren nicht mehr Baywatch gesehen.
Laura hielt ihre Flasche mit Mineralwasser hoch. »Ich gehe jetzt zum harten Zeug über«, sagte sie. »Cola Light. Willst du auch eine?«
Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte innerhalb kürzester Zeit vier Flaschen Wasser getrunken und begann es allmählich zu merken. Unruhig von einem Fuß auf den anderen hüpfend, meinte ich: »Bin gleich zurück.« Ich sah mich um und zeigte dann auf das Hotel in der Ferne. »Die einzige Toilette befindet sich dort drüben – nicht wahr?«
»Soweit ich gesehen habe, standen zwei Toilettenhäuschen an der Stelle, wo die Promenade in den Strand übergeht«, erwiderte Laura. »Ganz hinten bei den Klippen, da führt ein geteerter Weg hin. Du kannst sie eigentlich gar nicht übersehen.«
Ich machte mich also auf den Weg und dachte dabei über Cool nach. In der Dämonenpopulation schien wirklich etwas im Busch zu sein. Irgendetwas stimmte da nicht. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass ich einen Surfer verdächtig finden musste, nur weil er mir bekannt vorkam. Die billigen Werbespots von kleinen Firmen aus San Diablo und Umgebung waren normalerweise miserabel, aber als dämonisch konnte man sie nicht bezeichnen. Wahrscheinlich hatte ich Cool in so einem schon einmal gesehen.
Die öffentliche Toilette war leer und überraschend sauber. Ich nahm an, dass es an der Jahreszeit lag. Im Dezember kamen nicht viele Leute an den Strand. Obwohl man in San Diablo das ganze Jahr über ans Meer konnte, wagten sich doch nur die Tollkühnsten während der Wintermonate ins Wasser. Auch Touristen fanden sich noch kaum ein. Der Pazifik ist schon im Sommer kalt genug; wenn man dann auch noch die Lufttemperatur um einige Grad senkte, herrschte hier ein Badewetter für Eisbären und weniger für Menschen.
Die Wassertemperatur schien den Surfern jedoch nichts auszumachen. Als ich aus der Toilette trat, konnte ich das Lachen und den Applaus der Schüler hören, mit dem sie die Surfer anfeuerten. Zwischen den Kindern am Strand und mir lag jedoch ein Felsbrocken, so dass ich nicht sehen konnte, was dort vor sich ging. Aber ich konnte das Meer sehen und weiter draußen sechs Surfer, die auf den Wellen ritten, den Zuschauern zuwinkten und sich offensichtlich königlich amüsierten.
Als ich zurückeilte, kam ich an einem Müllmann vorbei, der eine Schaufel und einen Kehrbesen in der Hand hielt. Sein mir seltsam vertraut vorkommender grüner Overall ließ mich aufblicken. Diese Tatsache rettete mir wahrscheinlich das Leben.
Denn wenn ich nicht aufgesehen hätte, wäre mir sicher nicht aufgefallen, dass er auf einmal langsamer lief. Oder dass sich seine Hand um den Besenstiel spannte, während er die Schaufel beiseitewarf.
Und mir wäre garantiert auch nicht aufgefallen, wie er mit dem Stiel ausholte, um mich damit niederzustrecken.
Ich riss meinen rechten Arm blitzschnell hoch, um mich zu schützen. Gleichzeitig schlug ich mit der linken Hand nach ihm. Es gelang mir, den Besenstiel zu packen und ihn festzuhalten.
Mein Angreifer stieß einen frustrierten Schrei aus. Dieser wurde lauter, als ich ihm den Besen entriss. Ich warf ihn auf den geteerten Weg und trat so hart darauf, dass der Stiel entzweibrach.
All das dauerte höchstens eine Sekunde. Ich packte einen Teil des zerbrochenen Holzstiels, holte damit aus und traf den Angreifer mitten in den Magen. Ihm blieb für einen Moment die Luft
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