Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
weg. Er taumelte rückwärts und hielt sich vor Schmerzen den Bauch.
    Jetzt erkannte ich ihn – der grüne Overall, das fleischige Gesicht. Und natürlich war das aufgestickte »Coronado-Highschool, Ernesto Ruiz« auf seiner Brusttasche ein ziemlich eindeutiger Hinweis.
    Ich war also vom Hausmeister der Schule angegriffen worden.
    Ich bezweifelte, dass er mich nur deshalb nicht mehr mochte, weil ich seinen Keller verunstaltet hatte. Nein, ich konnte mir vielmehr ziemlich sicher sein, dass es sich bei Mr. Ruiz um einen Dämon handelte.
    »Warum bist du hier?«, fuhr ich ihn an. Meine Stimme klang kalt und entschlossen. »Und wer ist dein Meister? Sprich schon!«
    Seine Hände spannten sich an, während er versuchte, den Schmerz in seinem Bauch zu ignorieren. »Närrin«, keuchte er. »Du kannst nicht gewinnen! Gib uns, was wir suchen, und dann lassen wir dich am Leben.«
    »Meinst du etwa das Buch? Ich habe es verbrannt.«
    »Lügnerin!«, zischte er.
    »Du kannst es in der Hölle suchen«, entgegnete ich und hob den Besenstiel kurz an, um ihn erneut in den Dämon zu rammen – diesmal durch sein Auge.
    Doch es gelang mir nicht. Ich hatte die Kraft des Hausmeisterdämons unterschätzt. Als ich ausholte, streckte er rasch die Hand nach der Schaufel aus, hob sie hoch und holte seinerseits aus. Mit der scharfen Metallkante traf er mich am Bauch und riss mein T-Shirt auf. Ein scharfer Schmerz durchschoss mich, und ich schrie. Instinktiv wich ich zurück.
    Das reichte ihm. Er sprang auf die Füße und schleuderte die Schaufel so heftig wie möglich auf den Boden. Dadurch brach er den Holzgriff ab, der fast ebenso lang wie mein Stück Besenstiel war.
    Er stürzte sich erneut auf mich. Ich hatte schon lange nicht mehr gefochten, und während ich seinen Angriff parierte, nahm ich mir vor, bei nächster Gelegenheit Cutter vorzuschlagen, Fechten ebenfalls auf unseren Trainingsplan zu setzen. Ich brauchte dringend mehr Übung.
    Allerdings waren meine Fähigkeiten für diesen Kampf im Grunde unwichtig. Ein formales Beherrschen der Regeln war hier nicht gefragt. Es war ein Straßenkampf. Einfach und schmutzig und ohne Regeln. Ein Training hätte mir zwar geholfen, doch lag es vor allem an meiner Laune, dass ich so gut zu parieren wusste.
    Denn ich war stinksauer.
    Zuerst ein Angriff in meinem eigenen Haus? Dann ein geheimnisvolles Buch, das überhaupt keinen Sinn machte? Und jetzt auch noch der Versuch, mich von dem einzigen Date meiner Tochter abzuhalten, an dem ich wahrscheinlich jemals teilnehmen durfte?
    Es reichte. Es reichte wirklich. Ich hatte die Nase gestrichen voll und war mehr als bereit, einen Dämon in Grund und Boden zu knüppeln. Da kam mir dieses Exemplar gerade recht.
    Wir kämpften wie die Wilden und verloren uns schon bald in einem heftigen Wechsel aus Angriff und Abwehr. Meist musste ich jedoch reagieren, wenn ich am Leben bleiben wollte. Gleichzeitig wartete ich auf meine Chance, dem Dämon meinen Besenstiel doch noch durch das Auge rammen zu können.
    Bereits einige Minuten zuvor war mir meine Tasche heruntergefallen, die ich nun einige Schritte vor mir auf dem Boden entdeckte. Ich begann mich auf sie zuzubewegen, als mir einfiel, dass ich zu Hause meine Sachen nicht mehr vollständig umgeräumt hatte. Das Weihwasser, ein Messer und andere nützliche Kleinigkeiten befanden sich noch immer in der falschen Tasche – nämlich zu Hause. Mist!
    Der Dämon stürzte sich erneut auf mich, wobei er das abgebrochene Ende des Schaufelstiels auf mein Gesicht gerichtet hielt. Es war ein lächerlicher Angriff, den ich locker abwehren konnte. Dabei trat ich einen Schritt zurück… Und fand mich auf einmal auf dem Boden wieder, meinen Fuß in einer Eisenkette verheddert.
    Frisbee-Golf! Ich war in ein halb im Boden vergrabenes Frisbee-Golf-Ziel gestolpert.
    Während ich meinen Fuß zu befreien versuchte, stürzte der Dämon herbei. Er setzte sich rittlings auf mich und packte mich am Hals.
    Meine Hände lagen unter mir. Ich versuchte sie zu befreien. Doch ich schaffte nicht mehr als ein schwaches Zucken. Sein stinkender Atem schlug mir ins Gesicht, und ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Das konnte doch noch nicht mein Ende sein! Noch nicht. Ich hatte doch noch zwei Kinder, die ich erziehen musste. Zwei Kinder, die ich vor den Dämonen in dieser Welt beschützen wollte.
    Die Hand um meinen Hals drückte zu, und ich wehrte mich vergeblich, während die Welt um mich herum zu verschwimmen begann.
    »Wo?«, flüsterte er

Weitere Kostenlose Bücher