Vom Ego zum Selbst: Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes
hat?
Diese Übung können Sie in regelmäßigen Abständen, im Sinne einer Ego-Inventur, durchführen, denn allein durch die Einsicht treten wir schon in Distanz dazu und beginnen, Verantwortung zu übernehmen.
Umgang mit destruktiven Gefühlen
Da schon weiter oben auf destruktive Gefühlszustände, wie etwa Hass und Verachtung, aufmerksam gemacht wurde, soll hier auf generelle Bewältigungsstrategien eingegangen werden.
Destruktive Gefühle sind unter anderem Hass, Verachtung, Feindseligkeit, Neid, Missgunst, Gier, Zorn, Stolz etc. Wenn Sie häufig solche Gefühle erleben, dann gehen Sie zum Ausgangspunkt des destruktiven Gefühls, um Ihren inneren Zustand und die äußeren Auslöser zu erkunden. Sind es etwa Konflikte, Kränkungen oder Defiziterlebnisse, die dazu geführt haben? So kann ein Satz eines Berufskollegen eine tiefe Kränkung verursachen, weil man ähnliche Zurückweisungen schon in der Kindheit erlebt hat. Manchmal begann es mit einem positiven Zustand, wenn beispielsweise jemand seine Liebe einem anderen Menschen zuteilwerden ließ und jener diese nicht erwiderte.
1. In solchen oder ähnlichen Fällen setzen Sie in der Fantasie den Betroffenen auf einen leeren Stuhl und drücken ihm gegenüber aus, was Ihnen am Herzen liegt, bis Sie das Gefühl haben, alles schonungslos mitgeteilt zu haben.
Dann stellen Sie sich vor, wie das All-Eine durch diese Person hindurchscheint, und bemerken vielleicht, wie sich Ihr innerer Zustand verändert.
2. Manchmal ist es auch nützlich, im Geiste die destruktiven Gefühle bis ins Extrem zu treiben und sich auszumalen, was dadurch zerstört wird und welche Konsequenzen es nach sich zieht. Danach könnte man nochmals sich selbst fragen: Möchte ich, dass das und das und das … eintritt?
3. Eine weitere Möglichkeit ist, sich das Gegenteil des destruktiven Gefühls vorzustellen und genau auf die Folgen zu achten. Wenn Sie geizig sind, malen Sie sich aus, großzügig zu sein.
4. Wenn Sie impulsiv sind, erlauben Sie sich, in der Vorstellung ruhig und gelassen zu werden; wenn Sie Hass verspüren, liebevoll und achtsam. Nehmen Sie jedes Mal wahr, was sich in Ihnen ändert.
5. Erlauben Sie sich, für einen Moment in Ihr Inneres zu blicken, um herauszufinden, ob Sie die Eigenschaften, die Sie bei anderen ablehnen, im Sinne eines nicht akzeptierten Schattenaspekts in sich selbst wiederfinden. Falls dem so ist, bitte ich Sie, diesen Eigenschaften mit Erbarmen zu begegnen.
6. Wenn Sie starken Neid hegen, beginnen Sie die Fähigkeiten des anderen auf seine Vorzüge hin zu untersuchen.
7. Wenn Sie gieriges Verlangen nach einem bestimmten Zustand, Objekt, einer Situation oder Person empfinden, sind Sie wie hypnotisiert darauf fixiert. Weil Sie in diesem Zustand das Erwünschte idealisieren, machen Sie sich neben den attraktiven auch die unangenehmen Eigenschaften bewusst und gehen in der Vorstellung zu jenem zukünftigen Zeitpunkt hin, wenn die Freude abgeklungen und wieder Normalität eingekehrt ist.
Überidentifikation abbauen und Getrenntheit aufheben
Wenn man also bemerkt, dass man unter dem Bann des Wünschens steht und nur sehr schwer davon ablassen kann, muss die Überbetonung abgebaut werden.
In kurzen Meditationen kann man die Aufmerksamkeit und den Fokus auf das Begehrte nach und nach abziehen.
1. Folgende Sätze können die Überidentifikation lockern helfen: »Ich bin nicht nur das, ich bin nicht nur jenes«, oder: »Ich bin nicht das.« Das bedeutet, dass ich mehr bin als nur die Identifikation mit etwas und dass meine Wesensnatur darüber hinausgeht.
2. Gleichzeitig wird die Vergänglichkeit betont und dass das Empfinden von Glück nicht an die Erfüllung von Wünschen gebunden ist. Halten Sie einfach für einige Minuten inne. Dabei beobachten Sie, wie Ihre Gedanken kommen und gehen. Genauso ist es mit wunderbaren Augenblicken des Lebens, die auch wieder losgelassen werden müssen.
Eine Frau hat eine bemerkenswerte Tagung und ein wunderbares Fest organisiert. Noch lange Zeit danach wurden ihr dafür Komplimente gemacht. Um sich diesen Zustand zu bewahren, lenkte sie die Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen immer wieder auf dieses Thema. Die Anerkennung wurde dünner, und sie fühlte sich selbst immer unwohler. Erst als sie sich langsam davon löste und erkannte, dass sie nicht nur aus diesem Ereignis besteht (»Ich bin nicht nur das!«), fühlte sie sich freier, konnte sich wieder dem gegenwärtigen Geschehen zuwenden und sich für neue
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