Vom Ego zum Selbst: Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes
größere Aufgabe fordert die ganze Persönlichkeit heraus, bewirkt also nicht nur einen inhaltlichen Kompetenzgewinn, sondern transformiert auch ihr Binnengefüge. Nur wer ausdauernd dabeibleibt, kann diese Hürde meistern. Wenn sich die erste Euphorie gelegt hat und die dem Projekt innewohnende Dynamik noch nicht spürbar in Gang gekommen ist, kann nur der Wille diese Kluft überbrücken. Aufkommende Unlust, plötzliche Energielosigkeit und erhöhte Ablenkungsbereitschaft sind beharrende Tendenzen, die sich dagegen wenden. Jede Veränderung des Selbst wird auch von Ängsten und Unsicherheiten vor dem Neuen, die durchschritten werden müssen, begleitet. Die Entschlossenheit kann dann zurückkehren, wenn man in diesen krisenhaften Momenten zur kraftspendenden Gnade des Selbst zurückkehrt.
Außerordentlich hilfreich dabei ist, zu meditieren, sich die Vision in Erinnerung zu rufen und die Intention zu vergegenwärtigen. Generell ist die Meditation nicht nur eine inspirative Quelle, sondern sie erhöht auch die Bereitschaft, dem Selbst zu dienen und sich dem Ganzen einzuordnen. Die Kraft, die aus dem Selbst entspringt, arbeitet Hand in Hand mit dem All-Einen. Seelische Prozesse und äußere Vorgänge sind nicht nur aufeinander abgestimmt, sondern bilden ein wachstumsförderndes Kontinuum. Bestärkt durch eine egofreie Vision und Intention, treten der persönliche Wille und das eigene Bemühen als realisierende Wirkkraft mit hinzu. Indem man an sich selbst arbeitet, also alte Muster transformiert, und sich den übertragenen Lebensaufgaben hingebungsvoll stellt, überschreitet Selbstverwirklichung die persönlichen Grenzen und ist nichts anderes als Weltverwirklichung. Echtes Wohlbefinden bindet immer die Gemeinschaft aller Lebewesen mit ein.
Innere Stimme
Das befreite Selbst hat nicht nur eine innovative Funktion, sondern ist auch ein weiser Weggefährte. Es begleitet, fördert und führt das Leben. Die Reichweite des Selbst, das einen direkten Draht zum Verborgenen besitzt, weist weit über das Individuelle hinaus. Im Alltag ist es die innere Stimme, auf die wir uns stets besinnen können, auch wenn wir sie inmitten der Gedankenvielfalt nicht immer registrieren. Sie ist eine Quelle der praktischen Intuition, die kreative Ideen hervorbringt, instinktives Handeln inspiriert und uns vor destruktiven Schritten warnt. Es ist das Bauchgefühl, durch das Entscheidungen über das kognitive Abwägen hinaus erst ganzheitlich oder rund werden.
Die innere Stimme entstammt der Intuition. Sie ist gewissermaßen nicht auf bisher erworbenes Wissen, vertraute Inhalte oder erarbeitete Kompetenzen beschränkt. Vom Wesen her ist die Intuition transpersonal: Sie überschreitet also die Grenze des Alltagsbewusstseins, der Biographie, der Veranlagung, der Örtlichkeit und Umweltbedingungen. Sie ist mit den universellen Speichern der Kultur- und Naturgeschichte verbunden und besitzt den Schlüssel zur Schatztruhe spiritueller Weisheiten. So kann ein unerwartetes Flow-Erlebnis, wodurch eine zukunftsweisende Entscheidung eingeleitet wird, diesen weitverzweigten Hintergrund implizieren, ohne dass wir im Einzelnen davon Kenntnis besitzen.
Während ich mit einem bekannten parapsychologischen Medium das Grundstück betrat, auf dem das Haus mit unseren möglichen neuen Praxisräumen errichtet werden sollte, hatte ich sonderbare Empfindungen. Starke Vibrationen mit einem Gefühl unendlicher Weite durchströmten meinen Körper. In diesem Augenblick wusste ich tief in mir, dass ich das Kaufrisiko eingehen möchte. Wenn ich mich heute, nach über 25 Jahren, noch daran erinnere, wird mir ob der Klarheit und Richtigkeit dieser damaligen inneren Stimme heute noch warm ums Herz. Viele Klienten berichten immer wieder, dass sie schon an der Eingangstüre eine heilsame und stabilisierende Energie verspürten.
Häufig nehmen wir aber die innere Stimme nicht wirklich ernst. Für eine Familie, die eine Reise nach Indien gebucht hatte, kamen während der Vorbereitungen, einige Wochen vor Antritt der Tour, Zweifel auf. Der eine Partner riskierte es auszusprechen, dass er keine Lust mehr zum Wegfahren verspüre. Da sie aber schon vor einem Jahr diese Unternehmung vorbereitet und gebucht hatten, empfanden sie eine Absage als zu kompliziert. Dort angekommen, wurde das Gebiet, das sie durchwandern wollten, von heftigem Unwetter und Überschwemmungen heimgesucht.
Ein Therapeut sah im Geiste, wie sein erwachsener Klient an der Hand seiner Mutter spazieren geht.
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