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Vom Himmel das Helle

Vom Himmel das Helle

Titel: Vom Himmel das Helle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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war Valerie. Seit wir die Höhen und Tiefen des Studiums miteinander durchlitten hatten, – so was schweißt bekanntlich zusammen –, waren wir befreundet. Bisher war bei Valerie, zumindest beruflich, immer alles gut gelaufen. Doch vor einigen Monaten musste sie plötzlich eine Kündigung einstecken und bis dato hatte sie noch keinen adäquaten Job an Land gezogen. Sie schlug sich als Aushilfe in einem Schnellimbiss durch, wo sie eigenen Aussagen zufolge Unmengen an Trinkgeld bekam, was wiederum mir nicht in den Kopf ging. Nebenbei besuchte sie Kurse, deren Inhalt und Sinn sie nicht näher ausschmücken wollte, was bei ihrem Mitteilungsdrang das nächste Kuriosum war. »Weiß du, dass ich an den Äquator reisen müsste, wenn ich etwas an Gewicht verlieren wollte?«, flötete Valerie ins Telefon. Wir hatten bei unserem letzten Treffen von einem gemeinsamen Urlaub geschwärmt, obwohl das bei Valerie momentan finanziell nicht drin war. Traumurlaube ausmalen, war eine unserer Lieblingsbeschäftigungen und dementsprechend häufig reisten wir in unserer Vorstellung irgendwohin. Relaxen in Bermuda, Island entdecken, in Tahiti bunte Cocktails trinken, die Wildnis Kanadas erobern, Shoppen in New York. »Wieso nimmt man Äquator schneller ab?«, brachte ich nur hervor, weil ich in Gedanken noch immer bei Almut und dem fehlenden Motiv fest hing. »Dort schlägt die Waage weniger stark aus als bei uns, denn aufgrund der leicht ovalen Form der Erde ist man um einige Kilometer weiter vom Erdmittelpunkt entfernt, wodurch die Schwerkraft um eine Spur geringer wirkt. Eine Spur, hörst du?« Die Worte kullerten aus Valerie heraus wie Bonbons aus einer aufgerissenen Tüte oder Kleingeld aus dem Portemonnaie an der Supermarktkasse. Sie schien kaum Luft zu holen und sprach weiter. »Und durch die größere Entfernung vom Erdmittelpunkt wirkt auch die Zentrifugalkraft stärker auf den Körper. Alles in allem reduzieren diese zwei Tatsachen das Gewicht eines circa achtzig Kilo schweren Menschen um bis zu vierhundert Gramm.« Valerie haderte ununterbrochen mit ihrem Gewicht, obwohl sie, das fanden ich und ein ganzer Schwung Männer, keineswegs zu viel davon auf die Waage brachte. Und wenn, dann kleidete es sie vorzüglich. Aber mach das mal einer Verrückten klar, die in einem Imbiss arbeitet, in dem Kalorien die Luft verunreinigen. Wiederum eigenen Angaben zufolge hatte Valerie mit Kalorien in Form von Sehen, Hören, Schmecken und Fühlen zu tun. Allein das Wort Kalorie brachte ihr Blut in Wallung, als wäre sie mitten im Wechsel. Dabei war es nur der Wechsel der Arbeitsstelle. »Valerie, die Reise lohnt sich nicht. Lass uns lieber Portugal ins Auge fassen, Ibiza oder am besten gleich die Karibik, beispielsweise die Bahamas. Nur, jetzt kann ich das leider nicht mir dir besprechen. Ich bin nämlich im Dienst.«
    »In letzter Zeit bist du nur noch im Dienst, egal zu welcher Zeit. Man kriegt dich gar nicht mehr zu fassen«, Valerie schien ziemlich enttäuscht zu sein. Was ich verstand. Die letzten Wochen hatten wir uns selten gesehen und seit mein Vater bei mir wohnte und Mark aufgetaucht war, ging rein gar nichts mehr. Wahrscheinlich lag sie gerade mit einer Tüte Chips oder einer bereits halb aufgegessenen Tafel Lindt-Schokolade auf der Couch und hatte kein Date und absolut keine Lust, was Sinnvolles anzufangen. In solchen Situationen musste immer ich dran glauben. Und ich tat es gerne. »Ich dachte einfach nur, wir könnten wie zwei außerirdisch schöne Weibsbilder vor der Kinokasse punkten und uns die neueste Komödie mit Uma Thurman und Sandra Bullock anschauen. Wenn das kein viel versprechendes Frauengespann ist? Drinks hinterher natürlich inbegriffen.«
    »Nächste Woche gern, Valerie. Versprochen. Komödien sind schließlich unser zweites Zuhause. Nur, heute und morgen bin ich ausgebucht.«
    »Sorry, Darling. Konnte ich ja nicht riechen. Ich ruf dich wieder an. Ich geb einfach nicht die Hoffnung auf. Küsschen aufs Näschen.«
    »Du auch!« Küsschen aufs Näschen war unsere Hau-auf-die-Pauke-aber-anständig-Verabschiedung. Süß wie eine Praline mit dick Puderzucker überm Siebzig-Prozent-Kakaoanteil. Als Valerie aufgelegt hatte, rief ich Frank an. Mit einem Bein noch im weitläufigen Park, mit dem anderen schon auf dem Bürgersteig, hörte ich seine Stimme am Ohr. Glockenhell und sehr dynamisch.
    »Gut, dich an der Strippe zu haben, Lea. Bogdan Ivanovic, den Namen solltest du dir merken. Ich weiß zwar noch nicht weshalb, aber

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