Vom Himmel hoch
immer
mehr entwickelnden Spannungen zwischen Banzer und der Belegschaft.
»Ich habe mich nach Feierabend fern gehalten von den
anderen Mitarbeitern, abgesehen davon, dass ich Ellen oder Doris Landwehr mal
zum Drink einladen wollte. Vergeblich. Dagegen war ich zwei-, dreimal mit
Banzer unterwegs. Ich war erstaunt, welche Mengen der vertrug. Banzer muss den
Alkohol gewöhnt gewesen sein. Gegen eine Abhängigkeit sprach aber, dass er nie
am Arbeitsplatz getrunken hat.«
»Haben Sie gehört, dass Banzer gespielt hat?«
Schönborn schüttelte den Kopf. »Nein. Davon habe ich
nichts mitbekommen. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich mich abseits
gehalten habe. Banzer hat meinen Honorarsatz kommuniziert. Das hat den Neid der
anderen hervorgerufen. Dabei bedenkt niemand, dass ich davon alle Kosten wie
Fahrt, Unterkunft, Steuern, Altersversorgung und so weiter bezahlen muss. Bei
Krankheit und Urlaub stehe ich ohne Einkommen da. Wäre die Marktsituation nicht
so schlecht, hätte ich mir schon lange einen anderen Auftraggeber gesucht.«
Schönborn sah einen kurzen Moment zum Fenster hinaus.
»Zweimal hat Banzer meinen Stundensatz um jeweils zehn
Prozent gekürzt«, sagte er dann.
»Sie hatten doch einen Vertrag«, fragte Christoph.
»Hätte ich auf dessen Erfüllung bestanden, so drohte
mir Banzer, hätte ich den Auftrag ganz verloren. Vor der Tür würden andere
stehen, die zu marktangepassten Konditionen, so nannte er es, sofort meinen Job
übernehmen würden. So war ich gezwungen, dieser Erpressung Folge zu leisten.
»Erpressung?« Die Frage kam fast gleichzeitig von den
beiden Beamten.
Kurt Schönborn nickte. »Ja, oder wie würden Sie es
sonst nennen, wenn Ihnen die Pistole auf die Brust gesetzt wird? Mit einem
schmierigen Grinsen im Gesicht hat er mir eröffnet, dass es für mich keine
Alternative gäbe. Entweder akzeptierte ich das gekürzte Honorar oder würde zum
Ultimo brotlos werden.«
»Wo finden wir den Hausmeister?«, schloss Christoph
die Vernehmung ab.
»Versuchen Sie es hinten in der Werkstatt. Da hat er
ein kleines Kabuff.«
Die beiden Beamten verließen das Bürogebäude,
überquerten den Vorplatz und wichen einem rangierenden Sattelschlepper aus.
Durch das offene Tor der Werkhalle drang Lärm herüber. Sie traten in das lang
gestreckte Gebäude ein. An den einzelnen Arbeitsplätzen waren Männer in blauen
Overalls mit diversen handwerklichen Tätigkeiten beschäftigt. Es wurde gesägt,
gehämmert, Metallteile wurden unter dem Hallendach an kleinen Kränen
transportiert, und zwischendurch sahen sie Arbeiter mit Masken vor dem Gesicht
an Schweißgeräten. Der Funkenflug sah wie ein kleines Feuerwerk aus. Sie waren
gerade einem Gabelstapler mit Stahlträgern ausgewichen, als sich ein drahtiger
Mann vor ihnen aufbaute.
»Sind Sie wahnsinnig?«, brüllte er gegen den Lärm an.
Christoph zeigte seinen Ausweis. »Wir suchen den
Hausmeister.«
Der Mann sah sie zornig an. »Das interessiert mich
‘nen feuchten Kehricht. Wie kommen Sie dazu, hier ohne Helm herumzulaufen?
Folgen Sie mir, aber sofort.«
Er führte sie in ein kleines Büro an der Hallenseite.
Der Lärm drang nur noch gedämpft durch.
»Lassen Sie sich nicht noch mal ohne Schutzhelm in der
Produktionshalle erwischen«, drohte der Mann und reichte den beiden Beamten
zwei Kopfbedeckungen aus gelbem Kunststoff.
»Wer sind Sie?«, fragte Christoph.
Der Mann zeigte auf ein Namensschild an seinem
Arbeitsanzug.
»Röhricht, technischer Betriebsleiter«, las Christoph.
»Wir suchen den Hausmeister«, mischte sich Große Jäger
ein.
»Durch die Halle, hinten links. Dort hat er sein
Asyl.«
»Sie scheinen ihn nicht sonderlich zu mögen.«
Der Ingenieur schüttelte den Kopf. »Das ist ein Dummschwätzer.«
»Kannten Sie Harald Banzer?«, nutzte Christoph die
Gelegenheit.
Röhricht nickte. »’türlich. Aber mit den Leuten aus’m
Büro haben wir wenig zu tun. Das ist eine andere Welt. War’s das? Ich muss
wieder in den Betrieb.«
Die beiden Beamten bedankten sich und setzten ihren
Weg durch die Werkhalle fort. Sie fanden das kleine Kabuff mit dem gelben
Blechschild »Hausmeister«.
Ein bulliger Mann im grauen Kittel stand im Türrahmen
und blökte mit rauer Stimme: »Was gibt’s?«
»Nun mal sachte«, entgegnete Große Jäger ebenso
barsch, »wer sind Sie überhaupt? Der Poltergeist vom Dienst?«
Der Mann im Kittel sah ihn unter buschigen Augenbrauen
an. Er verzog keine Miene.
»Schädlich«, stellte er sich vor.
Der
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