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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Oberkommissar grinste breit. »Nomen est omen«,
kommentierte er frech.
    Der Mann warf ihm einen finsteren Blick zu. »Was soll
das heißen?«
    »Ich heiße Große Jäger. Mit diesem Namen bin ich
zwangsläufig Polizist geworden. Und wie ist das mit Ihrem Namen?«
    Während Christoph dem Dialog stumm folgte, nahm der
Mann im grauen Kittel Haltung an.
    »Ich bin hier der Hausmeister. Wobei diese
Beschreibung nicht die ganze Wahrheit trifft. Meine Zuständigkeit umfasst noch
wesentlich mehr.«
    Christoph mischte sich jetzt in das Gespräch ein und
bat den Mann, sich zu setzen.
    »Mein Vorname ist Harry. Ich war Berufssoldat.
Hauptfeldwebel. Zuerst bei den Immelmännern in Leck, dann in der
Leberwurstkaserne.«
    Bevor Christoph nachfragen konnte, klärte ihn Große
Jäger auf.
    »Jagdgeschwader Immelmann. Das war früher in Leck
stationiert, bevor es zum ehemaligen Marinefliegerstützpunkt Jagel verlegt
wurde. Die Leberwurstkaserne ist eine saloppe Umschreibung für die
Julius-Leber-Kaserne in Husum.«
    Der Hausmeister war der Erklärung des Oberkommissars
gefolgt, nickte zustimmend und fuhr dann fort: »Nach meiner Pensionierung bin
ich hier Hausmeister geworden. Ein Glücksfall für die Firma. Als ehemaliger
Spieß bin ich das geborene Organisationstalent. So haben sie mir auch andere
wichtige Aufgaben zugeschoben. Ich bin so ‘ne Art Fuhrparkmanager. Ich kontrolliere
die Fahrzeuge. Schreib die Kilometer auf. Und den Benzinverbrauch. Das melde
ich dann den Chefs. Klar, der Schädlich sieht alles. Mir entgeht nichts. Das
hat auch Banzer gewusst. Der konnte sich immer hundertprozentig auf mich
verlassen. Schade, dass der nun hin ist. Es ist ein großer Verlust für den
Laden.« Es klang fast ein Hauch Sentimentalität in seiner Stimme mit. »Das war
ein netter Kerl. Direkt. Hat nicht viel geschwafelt. Nicht so ‘n Weichei wie
der Schwarz eines ist. Diese Schwuchtel. Von den Weibern einmal abgesehen,
fehlt es vielen hier in diesem Laden doch am nötigen Mumm.«
    »Sie sind also problemlos mit Harald Banzer
zurechtgekommen?«
    »Jawohl«, donnerte Schädlich militärisch knapp zurück.
    »Könnten Sie dazu etwas ausführlicher antworten?«,
ermunterte ihn Christoph.
    »Das war ein waches Kerlchen. Hatte seine Augen
überall. Und war dankbar, wenn ich ihm über die Dinge Bericht erstattete, die
er nicht selbst mitbekommen hatte.«
    »Und wie ist Ihr Verhältnis zu den anderen
Mitarbeitern?«
    Der Mann überlegte einen Moment.
    »Die Deutschen sind alle nichts mehr gewohnt. Total
verweichlicht. Noch schlimmer ist es mit den Ausländern. Da ist dieser ewig
grinsende Däne, der heute Urlaub hat. Und noch ärger wird es mit denen, die vom
Balkan kommen. Oder aus dem Osten. Sprechen nicht mal richtig deutsch.«
    »Was haben Sie für eine Ausbildung?«, fragte der
Oberkommissar spitz.
    Prompt kam die Antwort. »Volksschule. Maurerlehre.
Dann Bund. Hab dort Karriere gemacht. War Spieß, als ich in den Ruhestand
entlassen wurde. Sagte ich aber schon.«
    »Tolle Laufbahn«, murmelte Große Jäger in seinen nicht
vorhandenen Bart.
    »Haben Sie einmal etwas von Übergriffen auf die
weiblichen Mitarbeiter gehört?«
    Schädlich lachte höhnisch. »Ist das ein Witz? Die
kleine Ellen lässt sich doch von jedem flachlegen. Die kann doch gar nicht
genug kriegen. Und die Doris – ich meine, die Landwehr –, die kann froh sein,
wenn sich überhaupt jemand um sie kümmert.« Wie unter Vertrauten zog der
Hausmeister eine Augenbraue hoch. »Sie können mir glauben. Von Frauen verstehe
ich etwas.«
    Christoph ließ dies unkommentiert. Er dachte sich
seinen Teil.
    »Können Sie etwas zu dem gestohlenen Lkw sagen? Sie
haben vorhin erklärt, Sie wären dafür verantwortlich?«, fragte Große Jäger.
    »Für den Diebstahl?«, erkundigte sich der Mann scharf.
    »Für den Fuhrpark. Von mir aus auch für den Diebstahl,
wenn Sie es so wollen«, entgegnete Große Jäger spitz.
    »Mit dem Diebstahl habe ich nichts zu tun. Der
Bardolic hat den Wagen gestern Nachmittag zurückgebracht. Wie immer. Er hat ihn
am angestammten Platz geparkt und mir dann Schlüssel und Papiere ausgehändigt.
Ich habe den Kilometerstand kontrolliert, mit den Fahraufträgen verglichen –
alles in Ordnung«, fügte er ein, »und dann Papiere und Schlüssel in den
Stahlschrank gesperrt.«
    »Und daraus sind sie dann entwendet worden?«, fragte
Christoph.
    Der Hausmeister nickte. »Jawohl.«
    »Wie können sie denn aus dem Schrank verschwinden? War
der Schrank beschädigt?

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