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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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stellte Hansen sie vor, zeigte dann auf
die Beamten und erklärte: »Die beiden Herren, Rubina, sind von der Polizei.«
    Sie gab beiden die Hand, ein fester Händedruck, und
nahm dann Platz.
    »Ich war Jahrzehnte Pastor an St. Nikolai, hier in
Bredstedt, bis ich vor vier Jahren in Pension gegangen bin. Ich war mir nicht
sicher, ob es in Anbetracht der merkwürdigen Umstände – die ich nur vom
Hörensagen kenne – nötig war, die Polizei zu informieren. Es hätte ja sein
können, dass Frau Bartling doch etwas gesehen hat, was für Sie von Bedeutung
sein könnte.«
    Christoph gab ihm Recht.
    »Wissen Sie schon, wer der Tote war?«, wollte Hansen wissen.
»Durch meine Tätigkeit hier am Ort kenne ich natürlich viele Menschen. In
Nordfriesland fragt man nicht, welche Religionszugehörigkeit jemand hat. Die
Menschen sind einfach evangelisch. Und das zu mehr als achtzig Prozent. Auf
eine solche Quote wäre jeder katholische Amtsbruder in Bayern neidisch«, sagte
er lachend. »Wenn Sie die Leute fragen, antworten sie aber nicht, sie wären
protestantischen Glaubens. Sie werden Ihnen immer erzählen, sie sind Christen.
Und so hat es sich ergeben, dass ich zwangsläufig mit fast jedem Mitbürger
dienstlich in Kontakt gekommen bin.«
    »Bei dem Toten handelt es sich um jemanden, der hier
nur gearbeitet hat, aber nicht aus der Gegend stammte. Daher kennen Sie den
Mann vielleicht nicht. Sein Name ist Harald Banzer.«
    Christoph entging ebenso wenig wie Große Jäger der
schnelle Blick, den Pastor Hansen mit seiner Frau wechselte.
    »Er ist Ihnen doch bekannt?«, hakte Christoph deshalb
nach.
    Hansen wiegte nachdenklich den Kopf. »Er war beim
›Friesischen Metallbau‹ als Manager tätig.«
    »Richtig! Können Sie uns etwas über ihn erzählen?«
    »Wir Nordfriesen sind von Natur aus ein schweigsamer
Menschenschlag, der nicht viel von großen Worten hält. Im Unterschied zu meiner
Frau, die mit ihrem lebhaften Temperament immer wieder zeigt, dass sie aus dem
tiefen Süden stammt.«
    Dafür erntete Pastor Hansen einen scherzhaften Knuff
in die Flanke, während das blonde Energiebündel erklärend einschob: »Ich komme
aus Hamburg.«
    »Habe ich doch gesagt: aus dem Süden. Nun aber zurück
zum Thema. Der Name sagt uns was.«
    Hansen hatte das »uns« betont, und auf Christophs
hochgezogene Augenbraue, die eine Frage signalisierte, erklärte er: »Meine Frau
ist Rechtsanwältin und hat in dieser Funktion beruflichen Kontakt zum
›Friesischen Metallbau‹. Daher ist uns auch Harald Banzer ein Begriff.«
    »Da sind Sie beide ja eine Idealbesetzung. Decken
irdische und überirdische Gerechtigkeit gleichermaßen ab. Wenn Sie aber sagen, wir kennen Harald Banzer … Wie soll ich das verstehen? Als Manager des Betriebs
dürfte er in Rechtsfragen doch nur mit Ihrer Frau gesprochen haben«, mischte
sich Große Jäger ein.
    Pastor Hansen zögerte mit der Antwort. Man sah seiner
Miene an, dass er in seinem Innersten abwog, was er erzählen konnte.
    »Die Menschen kommen nicht nur zu einem Rechtsanwalt,
sondern suchen bei anderen Gelegenheiten auch den Rat und Trost bei einem
Geistlichen. So habe ich von diesem Unternehmen und den Menschen, die dort
beschäftigt sind, Kenntnis erhalten. Das hat natürlich ein ganz anderes Gewicht
als die Themen, mit denen meine Frau konfrontiert wird. Wenn sich mir Menschen
anvertrauen, dann ist das immer durch die Seele des Individuums gefärbt.«
    »Mit wem haben Sie gesprochen?«, wollte Christoph
wissen.
    Hansen lehnte sich zurück, faltete die Hände wie zum
Gebet und ließ ein leichtes Lächeln um seine Mundwinkel spielen.
    »Sie haben sicher Verständnis dafür, dass ich darüber
nicht spreche.«
    Große Jäger war damit nicht zufrieden. »Haben Sie
nicht auch eine Verpflichtung gegenüber den unschuldig Verdächtigten? Müssen
Sie nicht an deren Entlastung mitwirken und dafür sorgen, dass der
Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen wird?«
    »Ich bin für die Betreuung der Seelen da. Ich höre den
Menschen zu, gebe ihnen auf Wunsch Ratschläge. Aber ich bin kein Richter. Das
ist sein Job.« Dabei wies Pastor Hansen mit dem Zeigefinger Richtung
Zimmerdecke.
    »Und Sie können uns auch nichts sagen?« Christoph
hatte diese Frage an Rubina Hansen gerichtet.
    Mit einem charmanten Lächeln schüttelte die Frau den
Kopf.
    *
    An der Bundesstraße nach Husum hatten sich am
südlichen Ortsrand Bredstedts in den letzten Jahren Fachhandelsmärkte und
Kleingewerbe niedergelassen. Große Jäger schimpfte

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