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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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von
Ferne mit seinem Dienstausweis.
    Der Angesprochene starrte ihn wortlos an. Erst als
Mommsen fragte: »Kennen Sie Harald Banzer?«, fiel unverkennbar Anspannung von
ihm ab, und er nickte. Die Reaktion nahmen auch die beiden anderen Männer wahr,
die sich daraufhin wieder ihrer Arbeit zuwandten. Offensichtlich waren es zwei
Helfer, für die Kleinwächter im Augenblick nicht die vollständigen
Arbeitspapiere hätte vorweisen können.
    »Ich habe schon von dem Vorfall gehört«, meinte er,
»wer auch nicht. Dort rein …« Mit dem Kopf wies er auf das kleine Büro.
    »Sie kommen zu mir, weil Ihnen irgendwer von meiner
Auseinandersetzung mit diesem Lumpen berichtet hat?«
    Nachdem Mommsen dies bestätigte, fuhr Kleinwächter
fort:
    »Ich habe gern dort gearbeitet. Ich liebe es, wenn
unter meinen Händen etwas entsteht. Ein Stahlträger, ein Hallengerippe, ein
Treppengeländer. Was auch immer.«
    Er wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn, auf
der kleine Schweißperlen funkelten.
    »Dann ist der Laden den Bach runtergegangen. Die
›Sozialauswahl‹«, dazu lachte er zynisch auf, »hat mich als jungen
unverheirateten Menschen zuerst erwischt. Und nun?«, stellte er eine
rhetorische Frage, die er sofort selbst beantwortete. »Hier in Nordfriesland
gibt es keine Arbeitsplätze. Wer einmal seinen Job verliert, kriegt keinen
neuen. So habe ich mich selbständig gemacht. Diesen Schuppen hier konnte ich
günstig anmieten, für Werkzeug und Material habe ich einen Kredit bei der Bank
aufgenommen, für den mein alter Vater sein kleines Siedlungshäuschen verpfänden
musste. Dann hab ich mir mühsam ein paar Aufträge beschafft. Sie sehen ja
selbst – glauben Sie, dass so der ernst zu nehmende Konkurrent des ›Friesischen
Metallbaus‹ aussieht?«
    Mommsen konnte ihm nur Recht geben.
    »Eben! Ich habe kleinere Aufträge übernommen, die ein
großer Laden wie die niemals so kostengünstig durchführen könnte.
Fenstergitter, Treppengeländer, ja – auch einmal einen kleineren Antennenmast.
Aber ein Wettbewerber, der den anderen die Arbeit wegnimmt, das bin ich nie
gewesen.«
    Der Mann hatte sich in Rage geredet. »Und dann begann
Banzer seine Hetzjagd gegen mich.«
    »Gab es dafür einen Grund?«, unterbrach ihn Mommsen.
    »Nein! Ich bin entlassen worden, als Banzer noch gar
nicht hier war. Er ist erst später nach Bredstedt gekommen. Er hat mir ohne
jede Vorwarnung die Gewerbeaufsicht und die Handwerkskammer auf den Hals
gehetzt. Nur weil ich ein Gewerbe betreibe und keinen Meisterbrief als
Maschinenschlosser habe. Das dürfen Sie nach der deutschen Handwerksordnung
nicht, ich dürfte allenfalls einen Handel betreiben. So bin ich mit Bußgeldern
und Berufsverbot belegt worden. Inoffiziell hat man mir versichert, dass die
Behörden zu meinem kleinen Betrieb geschwiegen hätten, wenn sie nicht durch
Banzers Anzeigen zur Verfolgung der Sache gezwungen worden wären. Und die
Konsequenz war, dass die mühsam erarbeitete schmale Kundenbasis weggebrochen
ist, die Bank mir die Kredite gekündigt hat und ich derzeit nicht weiß, wie es
weitergehen soll.«
    »Hat Ihnen Harald Banzer die Grundlage Ihrer Existenz
zerstört?«
    Kleinwächter nickte. »Ja, so kann man es nennen.«
    »Sie waren also nicht gut auf den Toten zu sprechen?«
    »Bestimmt nicht. Wenn ich den in einer dunklen Ecke
erwischt hätte, dann …« Er ließ die Folgen unausgesprochen.
    »Und?«, fragte Mommsen.
    Heftig verneinte der Mann im Overall. »Natürlich
nicht. Bellende Hunde beißen nicht. Der hat seine Lektion von jemand anderem
erteilt bekommen. Sie dürfen nicht erwarten, dass ich darüber traurig bin. Wer
auch immer das war – er hat der Welt einen guten Dienst erwiesen.«
    »Kennen Sie Davor Bardolic?«
    »Ein netter Bursche, hilfsbereit, freundlich. Ich kann
ihn gut leiden.«
    »Sie hatten Kontakt zueinander?«
    »Selbstverständlich. Wenn wir auf Montage waren, ist
Davor häufig als Fahrer dabei gewesen. So groß ist der Betrieb auch wieder
nicht, dass man nicht jeden kannte. Außerdem fällt es in Bredstedt schwer,
jemandem nicht zu begegnen.«
    Mommsen klärte Kleinwächter darüber auf, dass ein Lkw
vom Gelände des großen Betriebs gestohlen wurde.
    »Davors Wagen?«
    Als Mommsen dies bestätigte, pfiff Kleinwächter durch
die Zähne.
    »Ist das was Besonderes?«
    »Nein, nur dass ich einmal so dumm war und Davor
Bardolic gefragt habe, ob er mir mit seinem Fahrzeug bei einem Auftrag helfen
könne. Ich hätte ihm dafür etwas unter der

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