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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Hand zugesteckt.«
    »Und? Hat er?«, fragte Mommsen.
    »Ist das Ihr Ressort?«, fragte Kleinwächter zurück.
    »Sie haben den Wagen also seit gestern nicht gesehen?
Und haben auch keine Ahnung, wo Davor Bardolic stecken könnte?«
    »Nein! Und das gilt für beide Fragen.«
    »Wo waren Sie gestern Abend?«
    Es schien, als hätte der Mann eine solche Frage
erwartet.
    »Ich war zu Hause und habe mich mit einem Angebot
herumgequält, das ich abgeben sollte.«
    »Haben Sie es abgeben?«
    »Nein! Ich habe an meinem Computer gesessen. Ich hab
keine vernünftige Kalkulation hingekriegt. Trotz mehrerer Versuche. Gegen
Mitternacht war ich dann platt. Ich hab gemerkt, dass alles sinnlos ist.
Mensch, hatte ich ‘ne Wut im Bauch. Hab alles zerknüllt und weggeworfen.«
    »In den Papierkorb? Wo es heute noch liegt?«, ergänzte
Mommsen.
    »Leider nicht. Heute war Müllabfuhr, und so sind die
Papierfetzen bereits abgeholt worden.«
    »Es müsste aber noch auf Ihrem Computer sein?«
    »Nee. Das hab ich gelöscht.«
    »Und was haben Sie danach gemacht?«
    »Ich habe mir einige Weinbrand eingeschenkt, bis ich
komplett groggy war. Das war irgendwann nach dem Gewitter.«
    »Gesehen hat Sie dabei keiner?«
    »Niemand! Ich war mit meinem Problem und dem Weinbrand
ganz allein.«
    *
    Auf der kurzen Fahrt zu Ellen Heckerts Freundin kam
Mommsen in den Sinn, dass erstaunlich viele Menschen, die er heute befragt
hatte, eingestanden, den Abend mit Alkohol verbracht zu haben. Der Konsum
dieser Droge war nicht nur gesellschaftsfähig, sondern wurde von manchem sogar
unbewusst in die Alibis mit einbezogen. »Dann sind wir ein Bier trinken
gegangen …« – »Ich habe mein Feierabendbier getrunken …« – »Ich habe meinen
Frust mit Weinbrand ertränkt …« – »Der hatte einen Urlaubstag genommen, weil
die Dänen feuchtfröhlich feiern …«
    Der Alkohol schien in diesem Fall eine nicht
unbedeutende Rolle zu spielen. Vielleicht sollte man die ganze Sache einmal von
dieser Warte aus betrachten.
    Mommsen überprüfte die Alibis der beiden Frauen. Ellen
Heckerts Freundin und deren Ehemann bestätigten, dass die junge Frau dort am
späten Abend aufgekreuzt war und den Rest der Nacht bei ihnen verbracht hatte.
    Der Nachbar von Doris Landwehr reagierte verblüfft auf
die Befragung durch den Kripobeamten, erzählte dann aber mit eigenen Worten die
gleiche Geschichte, die Mommsen schon von der Frau gehört hatte. Ja, als er
während des Gewitters heimgekommen war, hatte er ein Bad genommen. Auch die
Zeiten stimmten überein.
    Jetzt interessierte Mommsen nur noch, ob Carsten
Fröhlich ihm die Wahrheit erzählt hatte. Dazu musste er die Kneipe aufsuchen,
in der der Dicke angeblich einen Teil des Abends zugebracht hatte.

FÜNF
    Hartnäckig halten sich die Vorurteile, dass der
nördliche Zipfel Deutschlands klimatisch benachteiligt sei. Unwissende vermuten
hier selbst im Sommer Regen, Wind und nasskaltes Wetter. Dabei gibt es wohl
kaum eine andere Region, in der so viel Ausgewogenheit herrscht wie hier. Die
milden Winter wechseln mit schönen Sommern ab. Der laue Wind sorgt stets für
einen angenehmen Luftaustausch.
    Trotz des herrlichen Sommertages ärgerte sich Große
Jäger. Zum dritten Mal an diesem Tag war er Richtung Norden unterwegs.
    Ohne Mühe fand er in Bredstedt die Straße, in der
Davor Bardolic wohnte. Vor dem Haus tollten übermütig schwarzgelockte Kinder.
Der Zugang zum Treppenhaus war unverschlossen, sodass er direkt an der
Wohnungstür läuten konnte. Hinter der Tür war ein schnarrender Klingelton zu
hören, aber sonst rührte sich nichts.
    Hinter seinem Rücken öffnete sich vorsichtig die
gegenüberliegende Tür. Er drehte sich um und sah durch einen kleinen Spalt in
zwei große, dunkle Kinderaugen, die ihn neugierig musterten.
    »Hallo.« Er beugte sich hinab. »Sind deine Eltern da?
Mutter oder Vater?«
    Der Zwerg ließ einen markerschütternden Schrei los,
was einen Mann an die Tür lockte.
    »Was du wollen?«, radebrechte er.
    »Ich will zu Herrn Bardolic«, erwiderte der
Oberkommissar.
    »Davor nicht da. Du wiederkommen anderes Mal.« Damit
wollte der Nachbar die Tür wieder schließen. Zu dessen Erstaunen hatte Große
Jäger schnell einen Fuß in den Türspalt geschoben. Er fingerte seinen
Dienstausweis hervor und hielt ihn dem Mann unter die Nase.
    »Polizei«, erklärte er. »Ich möchte wissen, wo Davor
Bardolic ist.«
    »Davor nix schlecht. Auch hat gute Erlaubnis für
Arbeit und Hiersein«, übernahm der Fremde

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