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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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der
Unverbesserlichen. Dann sind es wieder die Ausländer.«
    Schädlich blickte starrköpfig geradeaus. »Ich bleibe
dabei. Der Schönborn war ein Absahner. Der hat die dicke Kohle heimgeschleppt
und nichts dafür getan.«
    »Und ob der immer die korrekte Anzahl seiner
Anwesenheitsstunden in seiner Abrechnung genannt hat, möchte ich auch
bezweifeln«, fügte Fröhlich an.
    »Das wird ja immer schöner«, empörte sich Doris
Landwehr. »Wollen Sie damit Zweifel an der Ordnungsmäßigkeit meiner Kontrollen
hegen?«
    Doch Fröhlich wollte nicht klein beigeben. »Ich bleibe
bei meinen Zweifeln.«
    »Das musst du gerade sagen.« Ellen sah den Dicken an.
»Wer von uns nimmt denn die meiste Auszeit? Hier einmal einen Tag krank, dort
einen unaufschiebbaren Arzttermin, einen Gang zum Amt? Wer kommt morgens zu
spät, überzieht die Mittagspause in der Regel um das Doppelte? Du, Carsten,
bist der Absahner. Wir anderen müssen für dich die Arbeit mit erledigen, die du
liegen lässt. Hast du darüber einmal nachgedacht?«
    Fröhlich sah die junge Frau an, grinste dann
unverhohlen. »Ich mag vielleicht nicht immer in scheinheiliger Manier an meinem
Schreibtisch sitzen und so tun, als würde ich angestrengt arbeiten. Du, Ellen,
gehst dafür mit deinen Gedanken spazieren. Ich möchte wetten, dass selbst deine
Tagträumereien während der Arbeitszeit alles andere als jugendfrei sind.«
    Die junge Frau wurde blass und schnappte erregt nach
Luft, während Doris Landwehr das Antworten übernahm.
    »Ihre schmutzige Phantasie dagegen ist uns allen ja
nicht verborgen geblieben.«
    Erneut grinste Fröhlich. »Und wer telefoniert den
halben Tag? Wenn Ellen sich in den Hörer verkriecht, nur noch flüstert, dann
sind das doch mehr als schlüpfrige Themen, die sie dort behandelt. Wenn ihr
Freund in seiner grenzenlosen Eifersucht wüsste, was sie hier treibt, dann …«
Er ließ das Ende seines Satzes offen.
    Der Hausmeister sah interessiert von einem zum
anderen. Er schien froh, aus dem Zentrum der Angriffe gerückt zu sein.
    Fröhlich drehte sich unvermittelt zu Doris Landwehr um.
»Sie haben allen Grund, hier Vorträge über Arbeitsmoral zu halten. Nach außen
kehren Sie die Eifrige, Dienstbeflissene heraus. Damit können Sie vielleicht
jemanden wie den Roth täuschen. Aber Banzer hat Sie durchschaut. Er hat
offensichtlich gewusst, weshalb Sie ein halbes Jahr arbeitsunfähig geschrieben
waren. Was für ein großes Geheimnis rankt sich denn darum?«, stichelte er. »Was
war das denn? Niemand durfte etwas erfahren. Alles wurde totgeschwiegen. Waren
Sie zur Entziehungskur? Haben Sie irgendwo eingesessen? Oder durften Sie gar
auf Kosten der Firma irgendwo ausspannen, weil jemand Bedeutsames ein halbes
Jahr sein Vergnügen mit einer von der täglichen Arbeit unbelasteten Frau
Landwehr gesucht hat? Na! Was war es?«
    Doris Landwehr stützte sich am Schreibtisch ab. Für
einen Moment schien es, als würde sie das Gleichgewicht verlieren und stürzen.
Dann schnappte sie nach Luft. Tränen schossen aus ihren Augen, nahmen die
Wimperntusche mit und zogen zwei hässliche Spuren über die Wangen abwärts. Ohne
ein weiteres Wort stürmte sie aus dem Raum.
    Sørensen machte zwei Schritte auf Fröhlich zu. Seine
Stimme hatte einen drohenden Unterton angenommen.
    »Carsten, du bist ein elendiges Schwein. Ich würde dir
jetzt gern so in deine feiste Visage schlagen, dass du vergisst, wie du heißt.
Ich verspreche dir, dass ich dich alle mache, wenn du dir noch einmal so etwas
wie das eben erlauben solltest!«
    Fröhlich atmete tief durch. Es dauerte einen Moment,
bis er sich vom Schock erholt hatte.
    »Hört, hört«, keuchte er, »unser rührseliger, immer so
herzensguter Wikinger spielt sich zum Beschützer älterer Frauen auf. Das sind
ja ganz neue Seiten an unserem ausländischen Kollegen.«
    Im ersten Moment sah es so aus, als wollte sich
Hausmeister Schädlich dem vorwärts stürmenden Sørensen in den Weg stellen, dann
schien er sich aber doch entschlossen zu haben, die ihm während seiner langjährigen Dienstzeit bei der Bundeswehr nahe gebrachte Strategie des
Rückzugs anzuwenden.
    Panische Angst erfasste Fröhlich, als sich der wütende
Däne näherte. Der Dicke sah hektisch um sich, erblickte einen großen
Metalllocher auf der Schreibtischkante, riss ihn hoch und schlug damit auf
Sørensen ein, der behände zurückwich.
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür. Roth stand
im Rahmen, überblickte mit einem raschen Blick die Situation,

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