Vom Himmel in Die Traufe
Nordfront und der in ihren Reihen kämpfende Schmucke Jussi hatten keine Bazookas gehabt, von Panzerabwehrkanonen ganz zu schweigen. Da wären trockene Birkenkloben von einem Meter Länge höchst willkommen gewesen, aber die waren nicht vorrätig, denn fern im asiatischen Hinterland hatte ja niemand den Wald nach finnischer Art bearbeitet. Als wieder mal ein amerikanischer Panzer in die Verteidigungslinie der Infanterie dröhnte, während rote Blitze aus dem Kanonenrohr zuckten, blieb Jussi nichts weiter übrig, als seinen linken Fuß zwischen die Ketten des Ungetüms zu stecken. Auf diese Weise brachte er den Panzer zum Stehen, auch wenn es in der Raupenkette böse knirschte. Aber der Patton-Panzer konnte auf jeden Fall unschädlich gemacht werden. Der Fuß des Schmucken Jussi war also nicht vergebens zerquetscht und deformiert worden.
Es war Nacht, als das Flugzeug auf der Paradiesinsel Turavinga landete. Vom Flugplatz aus wurden die Reisenden in einem offenen Auto zu zwei Hotels gefahren, Hermanni und Ragnar wählten das teuerste. In der Dunkelheit blinkten hier und da einsame Lichter, die davon kündeten, dass auch auf dieser Insel Menschen wohnten. An der Decke des Hotelzimmers hing ein Ventilator, dessen drei Flügel träge paddelten und die tropische Hitze ein wenig erträglicher machten.
Am Morgen, bei Licht, sahen sie eine wunderschöne Insel, die von einem schäumenden Korallenriff umgeben war, während in ihrem Inneren hohe vulkanische Berge aufragten. Turavinga war etwa zehn Kilometer breit und um ein weniges länger, ringsum verlief am Ufer eine schmale Straße. Die hohen Palmen wiegten sich im herrlichen Wind des Stillen Ozeans. Alles war so unglaublich schön, dass die Reisenden das Gefühl hatten, in ein wirkliches, irdisches Paradies gekommen zu sein.
Wie es hieß, war der derzeitige König ein fetter Kerl, der von morgens bis abends Palmwein trank und vermutlich höchstens noch bis zur nächsten Regenzeit leben würde.
Turavinga hatte außer dem Flugplatz und den beiden Hotels mehr als fünfzig Missionsstationen und Kirchen. Das ließ darauf schließen, dass die wilden Ureinwohner der Südsee weit sündiger waren als die schlimmsten Schurken in der übrigen Welt und dass deshalb massenweise aufopferungsvolle westliche Missionare gebraucht wurden, um ihre schwarzen Seelen zu retten.
Hermanni mietete sich ein Fahrrad und umfuhr zwei, drei Mal die Insel, jede Runde war dreißig Kilometer lang. Von den Hügeln wehten die Düfte der Blumen und Kräuter herüber, vom Meer her kam ein frischer und warmer Wind. Der Straßenrand leuchtete rot von blühender Bougainvillea.
Aber der Oberst und Butler Ragnar Lundmark saß in der Strandbar und schielte nach den jungen und sehnigen polynesischen Burschen, die ihn umso mehr interessierten, je mehr Cocktails er schlürfte. Er sprach die Jünglinge an und unterhielt sich mit ihnen, schloss Bekanntschaften. Es ist ja so, dass solche Kontakte zwischen den Völkern, unabhängig von Rasse oder Staatsform, ein Ausdruck der großartigen Fähigkeit der zivilisierten Welt sind, zurückgebliebenen Naturvölkern Kultur zu vermitteln. Die jungen Kellner und ein paar andere Burschen, die sich angefunden hatten, besuchten Ragnar auch auf seinem Zimmer. Die freien und unbefangenen erotischen Sitten der Südsee fanden die völlige Billigung des Oberst.
Bei diesen völkerverbindenden Aktivitäten wurden sie nach ein paar Tagen aufrichtige Freunde, man darf sagen, sie kamen prächtig miteinander klar. Ragnar wurde sogar zu einem traditionellen Fest eingeladen, das die Ureinwohner in einem Dorf in den Hügeln veranstalten wollten. Man sagte ihm, dass er der Ehrengast sein würde. Als er sich erkundigte, ob er die Einladung auch an seinen Reisegefährten Hermanni Heiskari weitergeben könnte, reagierten die einheimischen Burschen ablehnend. Dieser große und zähe Finne gehörte nun wirklich nicht auf die Gästeliste des bevorstehenden Festes. Am bewussten Tag hinterließ Ragnar also in seinem Zimmer einen Zettel mit der Nachricht, dass er diesen Abend und vielleicht auch die Nacht bei den Ureinwohnern in einem Dorf in den Bergen verbringen würde.
Zur vereinbarten Stunde holten die bezaubernden polynesischen Jünglinge den Oberst mit ihren Mopeds ab, und so verschwand er in der Dunkelheit auf dem Pfad, der in die Berge führte.
Hermanni kehrte bei Einbruch der Dunkelheit ins Hotel zurück und gab sein Fahrrad in der Ausleihstation ab. Anschließend setzte er sich in die
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