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Vom Himmel in Die Traufe

Titel: Vom Himmel in Die Traufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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beiden älteren, fast erwachsenen Kinder, eine Tochter und ein Sohn, waren in Finnland geblieben.
    Pekka kannte sogar Lena Lundmarks Firma vom Namen her. Er hatte in ihrem Auftrag mehrere Hundert Tonnen Lammfleisch nach Finnland auf den Weg gebracht.
    Pekka besaß einen Geländewagen, mit dem er sie auf der Nordinsel herumkutschierte. Es war ein diesiger, kühler Tag, und immer noch wehte es heftig. Hier und dort sahen sie die Spuren des tropischen Sturms. Eine Obstplantage hatte sich komplett flach gelegt, und von Speichern und Schuppen hatten sich Blechdächer gelöst und über die Gegend verteilt. Das Gelände war hügelig, Wald gab es wenig, Schafe dafür umso mehr, sie bedeckten die grünen Weiden wie ein Wollteppich, überall. Im Sturm waren dem Vernehmen nach ganze Herden abhandengekommen. Von Zeit zu Zeit sahen die Ausflügler große Farmen, und Pekka erklärte, dass diese eigene Fleischräuchereien besaßen und auch selbst die Schafschur vornahmen. Unter den Händen eines geübten Scherers verlor ein Schaf seine Wolle innerhalb weniger Minuten.
    Unterwegs besichtigten sie einige Plantagen, auf denen Zitrusfrüchte und Kiwis angebaut wurden. Am Nachmittag kehrten sie nach Auckland zurück und besuchten Pekka zu Hause. Er wohnte in einem hübschen Haus am Rande der Stadt, zu dem ein Garten und sogar ein kleiner Swimmingpool gehörten. Die Heikkinens hatten das Haus nur gemietet, sodass sie sich dort keine eigene Sauna bauen konnten.
    Liisa hatte Irish Stew nach finnischer Art gemacht. Sie sagte, dass sie das Gericht ziemlich häufig zubereite, immer dann, wenn sie besonders starkes Heimweh habe.
    »Nun fang nicht wieder an, der Arbeitslosigkeit zu Hause nachzuweinen«, schimpfte Pekka.
    Liisa erklärte, dass das Einzige, nach dem sie sich sehne, die finnische Landschaft und ein paar Freunde seien. Ihr Leben finde jetzt hier statt, und zumindest bisher habe alles gut geklappt.
    Liisa und Pekka waren nach der typischen Art von Einwanderern ganz beseelt von ihrer neuen Heimat und kritisierten die alte mit harten Worten. Sie waren genervt von der Trägheit und dem Versagen der finnischen Arbeitslosen und redeten sich richtig in Rage, als sie all die Missstände aufzählten, die die Arbeitslosigkeit im ehemaligen Heimatland hervorgebracht hatte.
    »Manchmal, als ich damals hinter dem Schalter der Sozialbehörde saß und all das mitkriegte, hatte ich das Gefühl, dass es wie im Krieg war. Mutter und Vater hatten erzählt, dass damals der Schwarzmarkt blühte und Spekulanten allgegenwärtig waren, und dasselbe passierte jetzt in der Krise. Lug und Betrug, wo man hinsah. Ich mag das gar nicht alles erzählen. Viele logen und behaupteten, arbeitslos zu sein, obwohl allgemein bekannt war, dass sie Tag und Nacht schwarzarbeiteten.«
    Pekka behauptete, dass die Berufskraftfahrer und die Zimmerleute am schlimmsten waren. Und Liisa ergänzte, dass auch die Friseure viel schwarzarbeiteten. Und was sollte man von den Tausenden erwachsenen Bauernsöhnen halten, die nur auf der faulen Haut lagen und ihr Arbeitslosengeld kassierten? Außerdem war bekannt, dass in Lappland viele Rentierdiebe und Fischer von staatlicher Unterstützung lebten, aber ganz dreist nebenbei diverse Jobs annahmen und natürlich nicht mal Steuern zahlten.
    Pekka fand, dass es sich bei der Arbeitslosigkeit vielfach nur um Unfähigkeit oder notorische Faulheit der Betroffenen handelte. Für so manchen war die Krise eine willkommene Gelegenheit, herumzuliegen und nichts zu tun.
    Sozialschnorrer, die sich hilflos gaben, unfähige Schlampen, die das Alleinerziehen zu ihrem Beruf gemacht hatten, versoffene Bauernlümmel und Knechte, Rentierdiebe und Schwarzarbeiter hatte die Krise auf den Plan gerufen. Liisa wusste, dass es laut Schätzung der Behörde in Finnland mindestens fünfzigtausend kriminelle Arbeitslose gab. Und ihre ehemaligen Kollegen hatten ihr geschrieben, dass eine Untersuchung irgendwo in Padasjoki ergeben hatte, dass nur noch zwei Drittel der Arbeitslosen in der Verfassung waren, eine Arbeit anzunehmen. Die anderen hatten schon aufgegeben.
    »Sie ziehen sich zurück, liegen von morgens bis abends herum, öffnen nicht mal mehr die Tür, wenn der Sozialamtsmitarbeiter sich überzeugen möchte, ob die Familie wenigstens noch am Leben ist. Die Briefkästen werden nicht mehr geleert und Briefe nicht gelesen. Die Kinder bekommen nichts zu essen, bleiben sich selbst überlassen und lungern auf der Straße herum, ganz zu schweigen davon, dass Haustiere

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