Vom Kriege
Stufenleiter ist, die er hinabsteigen muß, was der Fall ist, wenn Korpskommandanten sich zwischen ihm und den Divisionsbefehlshabern befinden; zweitens verliert er überhaupt an eigentlicher Macht und Wirksamkeit, je größer die Wirkungskreise seiner unmittelbaren Untergebenen sind. Ein Feldherr, der über 100000 Mann vermittelst 8 Divisionen befiehlt, übt eine intensiv größere Macht aus, als wenn diese 100000 Mann nur in drei Divisionen geteilt wären. Mancherlei Gründe sind die Ursache davon, der wichtigste aber ist, daß ein Befehlshaber an allen Teilen seines Korps eine Art Eigentumsrecht zu haben glaubt und sich fast jedesmal widersetzt, wenn ihm [273] ein Teil davon auf kürzere oder längere Zeit entzogen werden soll. Einige Kriegserfahrungen werden jedem dies erklärlich machen.
Von der andern Seite darf man aber die Anzahl der Teile nicht zu groß werden lassen, wenn nicht Unordnungen die Folge sein sollen. Es ist schon schwer, von einem Armeehauptquartier aus acht Teile zu leiten, und höher wie zehn kann man die Zahl nicht wohl gehen lassen. Bei einer Division aber, wo die Mittel, die Befehle in Wirksamkeit zu setzen, viel geringer sind, müssen die kleineren Normalzahlen vier, höchstens fünf, als die passenderen angesehen werden.
Reicht man mit diesen Faktoren fünf und zehn, nicht aus, d. h. würden die Brigaden zu stark, so müßten Korpskommandos eingeschoben werden; man muß aber bedenken, daß dadurch eine neue Potenz entsteht, welche alle übrigen Faktoren auf einmal sehr heruntersetzt.
Was ist denn nun aber eine zu starke Brigade? Die Gewohnheit ist, sie zwischen 2000 und 5000 Mann zu machen; und zwei Gründe scheinen diese letztere Grenze einigermaßen zu bewachen; der erste, daß man sich eine Brigade als eine Abteilung denkt, die von einem Manne unmittelbar, nämlich durch den Bereich seiner Stimme, geführt werden könne; zweitens, daß man eine größere Infanteriemasse nicht ohne Artillerie lassen will und durch diese erste Waffenverbindung von selbst eine besondere Abteilung erhält.
Wir wollen uns in diesen taktischen Spitzfindigkeiten nicht verlieren und wollen uns auch nicht auf die Streitfragen einlassen, wann und in welchen Verhältnissen die Verbindung aller drei Waffen statthaben soll, ob bei Divisionen, die 8 bis 12000 Mann, oder bei Korps, die 20000 bis 30000 stark sind. Nur die Behauptung werden die entschiedensten Gegner dieser Verbindung nicht verargen, daß nur diese Verbindung die Selbständigkeit einer Abteilung ausmacht, und daß also für solche, die bestimmt sind, sich im Kriege häufig isoliert zu finden, sie wenigstens sehr wünschenswert sei.
Eine Armee von 200000 Mann in zehn Divisionen, die Divisionen in fünf Brigaden geteilt, würden diese 4000 Mann stark lassen. Wir sehen hier nirgends ein Mißverhältnis. Freilich kann man diese Armee auch in 5 Korps, das Korps in 4 Divisionen, die Division in 4 Brigaden teilen, welches diese 2500 Mann stark läßt; doch scheint uns die erste Einteilung, abstrakt betrachtet, vorzüglicher, denn außerdem, daß man bei der andern eine Ordnungsstufe mehr hat, sind fünf Glieder für eine Armee zu wenig, sie ist damit ungelenk; vier für ein Korps sind es wieder, und 2500 Mann ist eine schwache Brigade, deren man auf die Weise 80 hat, statt daß die erste Einteilung nur 50 gab, also einfacher war. Alle diese Vorteile gibt man auf, bloß um nur halb sovielen Generalen Befehle zu erteilen. Daß bei kleineren Armeen die Einteilung von Korps noch unpassender ist, ergibt sich von selbst.
Dies ist die abstrakte Ansicht von der Sache. Der individuelle Fall kann Gründe mit sich führen, die anders entscheiden. Schon muß man bekennen, daß, wenn 8 oder 10 Divisionen sich vereinigt in der Ebene [274] noch regieren lassen, dies in ausgedehnten Gebirgsstellungen vielleicht unmöglich werden könnte. Ein großer Strom, der die Armee halbiert, macht einen Befehlshaber über die eine Hälfte unerläßlich; kurz, es gibt hundert der entscheidendsten Lokal- und individuellen Umstände, denen die abstrakten Regeln weichen müssen.
Daß aber diese abstrakten Gründe doch am häufigsten gebraucht und seltener von jenen verdrängt werden, als man vielleicht glauben sollte, lehrt die Erfahrung.
Wir erlauben uns, den Umfang dieser Betrachtung noch mit einem einfachen Umriß deutlich zu machen, und wollen dazu die einzelnen Schwerpunkte nebeneinander aufstellen.
Indem wir unter Gliedern eines Ganzen nur die verstehen, welche die erste
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