Vom Kriege
voraussetzen. So entsteht also der Begriff eines Heeres, wie klein oder groß dasselbe auch sein mag.
Ferner, wo alle besonderen Zwecke noch fehlen, tritt als einziger Zweck hervor die Erhaltung, folglich auch die Sicherheit des Heeres. Daß das Heer ohne besonderen Nachteil bestehe, und daß es ohne besonderen Nachteil sich vereinigt schlagen könne, sind also die beiden Bedingungen. Aus diesen ergeben sich in näherer Anwendung auf die das Dasein und die Sicherheit des Heeres betreffenden Gegenstände folgende Rücksichten:
1. Die Leichtigkeit der Verpflegung.
2. Die Leichtigkeit der Unterbringung der Truppen.
3. Ein gesicherter Rücken.
4. Ein freier Landstrich vor sich.
5. Die Stellung selbst in einem durchschnittenen.
6. Strategische Anlehnungspunkte.
7. Zweckmäßige Teilung.
[278] Unsere Erläuterungen über diese einzelnen Punkte sind folgende.
Die beiden ersten veranlassen das Aufsuchen kultivierter Landstriche und großer Städte und Straßen. Sie entscheiden mehr für das Allgemeine als das Besondere.
Was wir unter einem gesicherten Rücken verstehen, geht aus dem Kapitel über die Verbindungslinien hervor. Das Nächste und Wichtigste dabei ist die senkrechte Aufstellung auf die Richtung, welche die Hauptrückzugsstraße in der Nähe der Aufstellung hat.
Was den vierten Punkt betrifft, so kann freilich eine Armee nicht einen Landstrich übersehen, wie bei der taktischen Aufstellung zur Schlacht sie ihre Front übersieht. Aber die strategischen Augen sind die Avantgarde, die vorgeschickten Haufen, Spione usw., und diesen wird die Beobachtung natürlich in einem offenen Landstriche leichter als in einem durchschnittenen. Der fünfte Punkt ist die bloße Kehrseite des vierten.
Die strategischen Anlehnungspunkte unterscheiden sich durch zwei Eigenschaften von den taktischen, nämlich daß sie das Heer nicht unmittelbar zu berühren brauchen, und daß sie von der andern Seite eine viel größere Ausdehnung haben müssen. Der Grund ist, weil nach der Natur der Sache die Strategie sich überhaupt in größeren Raum- und Zeitverhältnissen bewegt als die Taktik. Wenn also eine Armee sich in der Entfernung einer Meile von der Küste oder den Ufern eines sehr beträchtlichen Stromes aufstellt, so lehnt sie sich strategisch an diese Gegenstände, denn der Feind wird nicht imstande sein, diesen Raum zu einer strategischen Umgehung zu benutzen. Er wird sich nicht tage- und wochenlang, und meilen- und märscheweit in diesen Raum hineinbegeben. Von der andern Seite ist für die Strategie ein See von einigen Meilen Umfang kaum als ein Hindernis anzusehen; bei ihren Wirkungsarten kommt es auf einige Meilen rechts oder links selten an. Festungen werden in dem Maße ein strategischer Stützpunkt, als sie größer sind und eine weitere Wirkungssphäre für ihre Offensivunternehmungen haben.
Die geteilte Aufstellung des Heeres richtet sich entweder nach besonderen Zwecken und Bedürfnissen oder nach allgemeinen, nur von den letzteren kann hier die Rede sein.
Das erste allgemeine Bedürfnis ist das Vorschieben der Avantgarde mit anderen zur Beobachtung des Feindes erforderlichen Haufen.
Das zweite ist, daß bei sehr großen Armeen gewöhnlich auch die Reserven mehrere Meilen weit zurückgestellt werden und also zu einer geteilten Aufstellung führen.
Endlich erfordert die Deckung der beiden Flügel des Heeres gewöhnlich besonders aufgestellte Korps.
Unter dieser Deckung ist nicht etwa zu verstehen, daß ein Teil der Armee genommen werde, um den Raum auf ihren Flügeln zu verteidigen, damit dieser sogenannte schwache Punkt dem Feinde unzugänglich werde; wer [279] würde dann den Flügel des Flügels verteidigen? Diese Vorstellungsart, die so gemein ist, ist völliger Unsinn. Die Flügel an und für sich sind keine schwachen Teile eines Heeres, aus dem Grunde, weil das feindliche auch Flügel hat und die unserigen nicht in Gefahr bringen kann, ohne die seinigen derselben Gefahr auszusetzen. Erst wenn die Umstände ungleich werden, wenn das feindliche Heer uns überlegen ist, wenn die feindlichen Verbindungen stärker sind als die unsrigen (siehe Verbindungslinie), erst dann werden die Flügel schwächere Teile; von diesen besonderen Fällen aber ist hier nicht die Rede, also auch nicht von dem Fall, wo ein Flügelkorps in Verbindung mit andern Kombinationen bestimmt ist, den Raum auf unserm Flügel wirklich zu verteidigen; denn das gehört nicht mehr in die Klasse allgemeiner Anordnungen.
Aber wenn auch die
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