Vom Kriege
Teilung gibt, also die unmittelbaren, sagen wir:
1. Hat ein Ganzes zu wenig Glieder, so wird es ungelenk.
2. Sind die Glieder eines Ganzen zu groß, so schwächt dies die Macht des obersten Willens.
3. Mit jeder neuen Stufenfolge des Befehls wird die Kraft desselben auf zwei anderen Wegen geschwächt, einmal durch den Verlust, den sie beim neuen Übergang macht, zweitens durch die längere Zeit, die der Befehl braucht.
Alles dies führt dahin, die Zahl der nebeneinander bestehenden Glieder so groß und die Stufenreihe so klein als möglich zu machen, und diesem steht nur entgegen, daß man bei Armeen nicht mehr als 8 bis 10 Glieder und bei kleineren Abteilungen nicht mehr als 4 bis 6 bequem regieren kann.
Verbindung der Waffen
Für die Strategie ist die Verbindung der Waffen in der Schlachtordnung nur für die Teile wichtig, die nach der gewöhnlichen Ordnung der Dinge oft zu einer getrennten Aufstellung kommen, wo sie gezwungen werden können, ein selbständiges Gefecht zu liefern. Nun liegt es in der Natur der Sache, daß die Glieder der ersten Ordnung, und hauptsächlich nur diese, zu einer getrennten Aufstellung bestimmt sind, weil, wie wir das bei einer anderen Gelegenheit sehen werden, die getrennten Aufstellungen meistens von dem Begriff und den Bedürfnissen eines Ganzen ausgehen.
Es würde daher, strenge genommen, die Strategie die bleibende Verbindung der Waffen nur für die Korps oder, wo diese nicht stattfinden, für die Divisionen fordern und sich bei den Gliedern einer niedrigeren Ordnung die augenblickliche Verbindung nach dem Bedürfnis gefallen lassen.
Man sieht aber wohl, daß die Korps, wenn sie beträchtlich, d. h. 30000 bis 40000 Mann stark werden, sich selbst selten in dem Fall einer ungeteilten Aufstellung befinden werden. Bei so starken Korps ist also eine Verbindung der Waffen in den Divisionen nötig. Wer den Aufenthalt für nichts halten [275] sollte, den bei eiligen Entsendungen es macht, wenn der Infanterie erst ein Teil Kavallerie von einem andern, vielleicht ziemlich entfernten Punkt zugewiesen werden soll, von den Verwirrungen, die dabei vorkommen, gar nicht zu reden, dem müßte man geradezu alle Kriegserfahrung absprechen.
Die genauere Verbindung der drei Waffen, wie weit sie gehen, wie innig sie stattfinden, welche Verhältnisse beobachtet werden, welche Reserve von jeder übrig bleiben soll - alles das sind rein taktische Gegenstände.
Die Aufstellung
Die Bestimmung, nach welchen räumlichen Verhältnissen untereinander die Teile eines Heeres in der Schlachtordnung aufgestellt werden sollen, ist gleichfalls völlig taktisch und bezieht sich allein auf die Schlacht. Zwar gibt es natürlich eine strategische Aufstellung, lediglich sie hängt fast allein von den Bestimmungen und Bedürfnissen des Augenblicks ab, und dasjenige, was darin rationell ist, liegt nicht mit in der Bedeutung, welche das Wort Schlachtordnung hat; wir werden es daher an einem andern Ort unter dem Titel: Aufstellung des Heeres angeben.
Die Schlachtordnung des Heeres ist also die Einteilung und Aufstellung desselben in einer zur Schlacht wohl geordneten Masse. Die Teile sind so gefügt, daß sowohl die taktischen als strategischen Forderungen des Augenblicks durch Verwendung einzelner aus dieser Masse herausgenommener Teile leicht befriedigt werden können. Hört das Bedürfnis des Augenblicks auf, so treten die Teile an ihre Stelle zurück, und so wird die Schlachtordnung die erste Stufe und Hauptgrundlage jenes heilsamen Methodismus, der im Kriege wie ein Pendelschlag das Werk regelt, und wovon wir im 4. Kapitel des 2. Buches schon gesprochen haben.
Sechstes Kapitel: Allgemeine Aufstellung des Heeres
Von dem Augenblick der ersten Versammlung der Streitkräfte bis zu dem der reifen Entscheidung, wo die Strategie das Heer auf den entscheidenden Punkt geführt, die Taktik jedem einzelnen Teil seine Stelle und Rolle angewiesen hat, findet sich in den meisten Fällen ein großer Zwischenraum; ebenso von einer entscheidenden Katastrophe zur andern.
Früher gehörten diese Zwischenräume gewissermaßen gar nicht zum Kriege. Man sehe nur, wie Luxemburg sich lagerte und wie er marschierte. Wir [276] erinnern an diesen Feldherrn, weil er wegen seiner Lager und Märsche berühmt ist, also für den Repräsentanten seiner Zeit gelten kann, und wir aus der Histoire de la Flandre militaire mehr davon wissen als von anderen Feldherren jener Zeit.
Das Lager wurde regelmäßig mit dem Rücken dicht an einem Fluß
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