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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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Flügel nicht besonders schwache Teile sind, so sind sie doch besonders wichtige, weil hier wegen der Umgehungen der Widerstand nicht mehr so einfach ist als in der Front, die Maßregeln verwickelter werden und mehr Zeit und Vorbereitungen erfordern. Aus diesem Grunde ist es in der Allgemeinheit der Fälle immer nötig, die Flügel besonders vor unvorhergesehenen Unternehmungen des Feindes zu schützen, und dies geschieht, wenn stärkere Massen, als zur bloßen Beobachtung nötig wären, auf den Flügeln aufgestellt werden. Diese Massen zu verdrängen, wenn sie auch keinen ernstlichen Widerstand leisten, erfordert um so mehr Zeit und eine um so größere Entwicklung der feindlichen Kräfte und Absichten, je größer sie sind, und damit ist der Zweck erreicht, was weiter geschehen soll, schließt sich an die besonderen Pläne des Augenblickes an. Man kann daher die auf den Flügeln befindlichen Korps als Seitenavantgarden betrachten, welche das Vordringen des Feindes in den über unseren Flügeln hinausliegenden Raum verzögern und uns Zeit verschaffen, Gegenanstalten zu treffen.
    Sollen sich diese Korps auf die Hauptarmee zurückziehen, und diese nicht zugleich eine rückgängige Bewegung machen, so folgt von selbst, daß sie nicht in gleicher Linie mit derselben aufgestellt, sondern etwas vorgeschoben werden müssen, weil ein Rückzug auch selbst da, wo er angetreten wird, ohne sich in ein ernsthaftes Gefecht einzulassen, doch nicht ganz zur Seite der Aufstellung fallen darf.
    Es entsteht also aus diesen inneren Gründen zu einer geteilten Aufstellung ein natürliches System von vier oder fünf abgesonderten Teilen, je nachdem die Reserve beim Hauptteil bleibt oder nicht.
    So wie die Verpflegung und Unterbringung der Truppen bei der Aufstellung überhaupt mit entscheiden, so tragen diese beiden Gegenstände auch zur geteilten Aufstellung bei. Die Berücksichtigung beider tritt mit den oben entwickelten Gründen zusammen; man sucht der einen zu genügen, ohne der andern zu viel zu vergeben. In den meisten Fällen werden durch die Teilung in fünf abgesonderte Korps die Schwierigkeiten des [280] Unterkommens und der Verpflegung schon gehoben sein, und durch diese Rücksicht keine großen Veränderungen nötig werden.
    Wir haben jetzt noch einen Blick auf die Entfernungen zu werfen, welche diesen abgesonderten Haufen gegeben werden können, wenn die Absicht einer gegenseitigen Unterstützung, also eines gemeinschaftlichen Schlagens, dabei stattfinden soll. Wir erinnern hier an das, was in den Kapiteln von der Dauer und Entscheidung des Gefechts gesagt ist, wonach sich keine absolute Bestimmung geben läßt, weil absolute und relative Stärke, Waffen und Gegend einen sehr großen Einfluß haben, sondern nur das Allgemeinste, gleichsam eine Durchschnittssumme.
    Die Entfernung der Avantgarde bestimmt sich am leichtesten; da sie auf ihrem Rückzug auf die Armee trifft, so kann ihre Entfernung allenfalls bis zu einem starken Tagemarsche betragen, ohne daß sie zu einer abgesonderten Schlacht gezwungen werden könnte. Man wird sie aber nicht weiter vorschieben, als die Sicherheit des Heeres erfordert, weil sie um so mehr leidet, je weiter sie sich zurückziehen muß.
    Was die Seitenkorps betrifft, so pflegt, wie wir schon gesagt haben, das Gefecht einer gewöhnlichen Division von 8000 bis 10000 Mann stets mehrere Stunden, ja bis einen halben Tag zu dauern, ehe es entschieden ist; darum trägt man kein Bedenken, eine solche Division einige Stunden, also 1 bis 2 Meilen von sich entfernt aufzustellen, und nach eben den Gründen können Korps von 3 bis 4 Divisionen füglich einen Tagemarsch, also 3 bis 4 Meilen entfernt werden.
    Es wird also aus dieser in der Natur der Sache gegründeten allgemeinen Aufstellung der Hauptmacht in vier bis fünf Teilen und bei den gegebenen Entfernungen ein gewisser Methodismus entstehen, welcher maschinenmäßig das Heer verteilt, sooft nicht besondere Zwecke entscheidender eingreifen.
    Aber ob wir gleich voraussetzen, daß jeder dieser voneinander getrennten Teile zu einem für sich bestehenden Gefecht geeignet sei, und daß er in die Notwendigkeit eines solchen kommen könne, so folgt daraus doch keineswegs, daß es die eigentliche Absicht der getrennten Aufstellung sei, sich getrennt zu schlagen; die Notwendigkeit dieser getrennten Aufstellung ist meistens nur eine Bedingung des Daseins, welche durch die Zeit gebildet wird. Nähert sich der Feind, um durch ein allgemeines Gefecht zu

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