Vom Kriege
werden, und der Begriff der Basis wird sich um so mehr auf diese großen Vorratsorte beziehen; aber niemals kann das so weit gehen, daß sie allein für die Basis genommen werden könnten.
Sind diese Quellen der Ergänzung und Ernährung sehr reich, d. h. sind es große und reiche Länderstriche, sind sie zu schnellerer Wirksamkeit in größeren Anlagen gesammelt, sind sie auf die eine oder andere Weise gedeckt, liegen sie dem Heere nahe, führen gute Straßen zu ihnen, breiten sie sich weit hinter dem Heere aus, oder umfassen dasselbe sogar teilweise, so entsteht daraus teils ein kräftigeres Leben für das Heer, teils eine größere Freiheit seiner Bewegungen. Diese Vorteile der Lage eines Heeres hat man in einer einzigen Vorstellung zusammenfassen wollen, nämlich in der Größe der Operationsbasis. Mit dem Verhältnis dieser Basis zum Ziel der Unternehmungen, mit dem Winkel, den ihre Endpunkte mit diesem Ziel, als Punkt gedacht, machen, hat man die ganze Summe der Vorteile und Nachteile ausdrücken wollen, die einer Armee aus der Lage und Beschaffenheit ihrer Ernährungs- und Ergänzungsquellen erwachsen; aber es fällt in die Augen, daß diese geometrische Eleganz eine Spielerei ist, da sie auf einer Reihe von Substitutionen beruht, die alle auf Kosten der Wahrheit gemacht werden mußten. Die Basis eines Heeres bildet, wie wir gesehen haben, eine dreifache Abstufung, in welcher sich das Heer befindet: die Hilfsmittel der Gegend, die auf einzelnen Punkten gemachten Vorratsanlagen und das Gebiet, aus dem diese Vorräte sich sammeln. Diese drei Dinge sind örtlich getrennt, lassen sich nicht auf eins zurückführen und am wenigsten durch eine Linie vertreten, welche die Breitenausdehnung der Basis vorstellen soll, und die, meistens ganz willkürlich, entweder von der einen Festung zur andern oder von einer Provinzialhauptstadt zur andern oder längs den politischen Landesgrenzen gedacht wird. Auch ein bestimmtes Verhältnis jener drei Abstufungen läßt sich nicht feststellen, denn in der Wirklichkeit vermischen sich ihre Naturen immer mehr oder weniger. In dem einen Fall gibt die Umgegend mancherlei Ergänzungsmittel, die man sonst nur aus großer Ferne herbeizuziehen pflegt; in dem andern ist man genötigt, sogar die Lebensmittel von weither kommen zu lassen. Hier sind die nächsten Festungen große Waffenplätze, Häfen, Handelsorte, die die Streitkräfte eines ganzen Staates in sich vereinigen, dort sind sie nichts als eine dürftige Umwallung, die sich kaum selbst genügt.
Die Folge ist gewesen, daß alle Folgerungen, welche man aus der Größe der Operationsbasis und der Operationswinkel gezogen, und das ganze System der Kriegführung, was man darauf gebaut hat, soweit es geometrischer Natur war, nie die kleinste Rücksicht in dem wirklichen Kriege gewonnen und in der Ideenwelt nur verkehrte Bestrebungen veranlaßt hat. Weil aber [326] der Grund der Vorstellungsreihe wahr ist, und nur die Entwicklungen falsch sind, so wird diese Ansicht sich leicht und oft wieder vordrängen.
Wir glauben also, daß man dabei stehen bleiben muß: den Einfluß der Basis auf die Unternehmungen, daß und auf welche Weise sie stark und schwach sein kann, überhaupt anzuerkennen: daß es aber kein Mittel gibt, dies bis auf ein paar Vorstellungen als brauchbare Regel zu vereinfachen, sondern daß man in jedem einzelnen Fall alle Dinge, welche wir genannt haben, zugleich im Auge haben muß.
Sind die Anstalten zur Ergänzung und Ernährung des Heeres einmal in einem gewissen Bezirk und für eine gewisse Richtung getroffen, so ist selbst im eigenen Lande nur dieser Bezirk als die Basis des Heeres zu betrachten, und da eine Veränderung derselben immer Zeit und Kraftaufwand nötig macht, so kann auch im eigenen Lande das Heer seine Basis nicht von einem Tage zum andern verlegen, und darum ist es auch in der Richtung seiner Unternehmungen immer mehr oder weniger beschränkt. Wenn man also bei Unternehmungen im feindlichen Lande die ganze eigene Landesgrenze gegen dasselbe als die Basis des Heeres betrachten wollte, so könnte das wohl im allgemeinen gelten, insofern überall Einrichtungen getroffen werden könnten, aber nicht für jeden gegebenen Augenblick, weil nicht überall Einrichtungen getroffen sind. Als, anfangs des Feldzuges von 1812 das russische Heer sich vor dem französischen zurückzog, konnte es freilich ganz Rußland als seine Basis um so mehr betrachten, als die großen Dimensionen dieses Landes dem Heer überall,
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