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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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einer wahren Niederlage annimmt.
    Das Futter für die Pferde, welches anfangs, wie wir gesagt haben, am wenigsten zu fehlen pflegt, wird, wenn eine Erschöpfung der Gegend eintritt, zuerst mangeln, denn es ist wegen seines Volumens am schwersten aus der Ferne herbeizuschaffen, und das Pferd ist durch Mangel viel schneller zugrunde gerichtet als der Mensch. Aus diesem Grunde kann eine zu zahlreiche Reiterei und Artillerie einem Heere eine wahre Last und ein wirkliches Schwächungsprinzip werden.
Fünfzehntes Kapitel: Operationsbasis
    Wenn ein Heer von den Punkten seiner Entstehung zu einer Unternehmung vorschreitet, sei es der Angriff des Feindes und seines Kriegstheaters oder die Aufstellung an den Grenzen des eigenen, so bleibt es von jenen Quellen in einer notwendigen Abhängigkeit und muß die Verbindung mit ihnen unterhalten, denn sie sind die Bedingungen seines Daseins und Bestehens. Diese Abhängigkeit wächst intensiv und extensiv mit der Größe des Heeres. Nun ist es aber weder immer möglich noch erforderlich, daß das Heer mit [324] dem ganzen Lande in unmittelbarer Verbindung bleibt, sondern nur mit dem Stück davon, welches sich gerade hinter ihm befindet und folglich durch seine Stellung gedeckt ist. In diesem Teile des Landes werden dann, soweit es nötig ist, besondere Anlagen von Vorräten gemacht und Veranstaltungen zur regelmäßigen Fortschaffung der Ergänzungskräfte getroffen. Dieses Stück des Landes ist also die Grundlage des Heeres und aller seiner Unternehmungen, es muß mit demselben als ein Ganzes betrachtet werden. Sind die Vorräte zu größerer Sicherheit derselben in befestigten Orten angelegt, so wird der Begriff einer Basis dadurch verstärkt, aber er entsteht nicht erst dadurch, denn in einer Menge von Fällen findet dies nicht statt.
    Aber auch ein Stück des feindlichen Landes kann die Grundlage eines Heeres ausmachen, oder wenigstens mit dazugehören, denn wenn ein Heer im feindlichen Lande vorgerückt ist, werden eine Menge Bedürfnisse aus dem eingenommenen Teile desselben gezogen; aber die Bedingung ist in diesem Fall, daß man wirklich Herr dieses Landstrichs, d. h. der Befolgung seiner Anordnungen gewiß sei. Diese Gewißheit reicht aber selten weiter, als soweit man die Einwohner durch kleine Garnisonen und hin- und herziehende Haufen in Furcht erhalten kann, und dies ist gewöhnlich ziemlich beschränkt. Die Folge ist also, daß im feindlichen Lande die Gegend, aus welcher man Bedürfnisse aller Art ziehen kann, in Beziehung auf den Bedarf des Heeres sehr beschränkt ist und meistens nicht ausreicht, daß also das eigene Land viel geben muß, und daß folglich immer wieder dasjenige Stück desselben, welches sich hinter dem Heere befindet, als ein notwendiger Bestandteil der Basis in Betrachtung kommen muß.
    Die Bedürfnisse eines Heeres muß man in zwei Klassen unterscheiden, nämlich die, welche jede angebaute Gegend gibt, und andere, die es nur aus den Quellen seiner Entstehung ziehen kann. Die ersten sind hauptsächlich Unterhalts- und die zweiten Ergänzungsmittel. Die ersteren kann also auch das feindliche Land, die letzteren in der Regel nur das eigene liefern, z. B. Menschen, Waffen und meistens auch Munition. Wenn auch in einzelnen Fällen Ausnahmen von diesem Unterschied vorkommen, so sind sie doch selten und unbedeutend, und jene Unterscheidung bleibt sehr wichtig und beweist von neuem, daß die Verbindung mit dem eigenen Lande unentbehrlich ist.
    Die Ernährungsvorräte werden meistens in offenen Orten gesammelt, sowohl im feindlichen, als im eigenen Lande, weil es nicht soviel Festungen gibt, wie dazu erforderlich sein würden, die viel größere Masse dieser sich schnell verzehrenden, bald hier, bald dort erforderlichen Vorräte aufzunehmen, und weil ihr Verlust leichter zu ersetzen ist; dagegen werden Vorräte zur Ergänzung, also an Waffen, Munition und Ausrüstungsgegenständen, in der Nähe des Kriegstheaters nicht leicht in offenen Orten niedergelegt, sondern lieber aus größeren Entfernungen herbeigeholt, im feindlichen Lande aber nie anders als in Festungen. Auch dieser Umstand macht, daß die Wichtigkeit der Basis mehr von den Ergänzungs- als Ernährungsmitteln herrührt.
    [325] Je mehr nun die Mittel beider Art, ehe sie ihre Anwendung erreichen, in großen Niederlagen zusammengebracht werden, je mehr sich also alle einzelnen Quellen in große Reservoire vereinigen, um so mehr können diese als die Stellvertreter des ganzen Landes betrachtet

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